Montag, 1. Februar 2010

Entschuldigung

Wenn wir etwas tun, was wir nicht tun hätten sollen, entschuldigen wir uns. So haben wir es gelernt, so soll es sein. Falsches Verhalten fordert eine Entschuldigung. Doch was bringt sie? Was ist eine Entschuldigung? Sie ändert nichts daran, dass wir falsch gehandelt haben und wie oft trifft man auf die Haltung, dass eine Entschuldigung quasi als Wiedergutmachung, als Deckmantel über die falsche Tat gilt. Ist sie das? Ist alles wieder gut? Muss der, welcher von der falschen Tat betroffen war, alles verzeihen, wenn er eine Entschuldigung kriegt? Ist er sonst nachtragend? Unnachgiebig? Hart? Was gilt als Entschuldigung? Das blosse Wort? Eine Tat? Braucht es überhaupt was oder würde das schlichte Unrechtsbewusstsein beim falsch Handelnden ausreichen?

In heutiger Zeit scheint die Entschuldigung zur Modehandlung verkommen zu sein. Man steht vor einem Unrecht, das begangen worden ist und geht seiner Pflicht nach, sich zu entschuldigen. Dies passiert sowohl im persönlichen wie im öffentlichen Raum. Entschuldigungen sind zur Pflichtübung verkommen, sind so ritualisiert, dass sie den wahren Kern vermissen lassen, der noch nicht mal klar definiert ist.

Um eine Entschuldigung überhaupt akzeptabel zu machen, muss sie von Herzen kommen und das Unrechtsbewusstsein muss als solches vorhanden sein. Es muss beim sich Entschuldigenden das Bewusstsein da sein, dass er in der Vergangenheit falsch gehandelt hat, sein Gewissen muss in ihm eine Reue ob dieser Tat wecken und das Bedürfnis, dafür einzustehen, diesem Bewusstsein Laut zu verleihen. Nun ist es nicht nur schwer, diese innere Haltung wirklich nachzuvollziehen, da man nie in den anderen Menschen hineinsieht, es ist zudem fraglich, was zu dem Bekenntnis einer inneren Reue dazu kommen müsste, damit die Unrechtshandlung als solche wirklich gesühnt ist. Eine Sühne nicht mal so sehr als Strafe verstanden, sondern vielleicht einfach als Wiedergutmachung, als Zurechtrücken von etwas, das in der Vergangenheit schief lief. Das ist nicht immer möglich, da sich die Vergangenheit nicht mehr ändern lässt, so dass eine Entschuldigung immer nur die Gegenwart und Zukunft prägen kann, nie aber die Vergangenheit irgendwie bewegt. Es müsste also mit der Entschuldigung eine Kehrtwende im Verhalten einhergehen, die dazu führt, dass das, was geschah, nicht mehr geschieht und das Leid, was daraus resultiert ist, gemildert oder gar ausgeräumt werden kann. Was immer bleiben wird, ist das Wissen des Leids, das einmal gefühlt wurde und die Aufgabe, dieses für sich zu verarbeiten, wird immer bei dem bleiben, der es erfahren hat.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich stimme zu: Entschuldigungen sind Gesten. Genauso wie ein Gruss eine Geste sein kann, "weil man es eben so macht" kann eine Entschuldigung genau eine bedeutungslose ritualisierte Handlung sein. Solche Rituale sind nicht bedeutungslos, aber sie haben sich oft vom eigentlichen Sinn und Zweck entfernt.
So auch oft eine Entschuldigung.