Freitag, 30. März 2012

Wieviel Indien braucht's zum Glück?

Was ein guter Yogi sein will, muss mindestens einmal nach Indien reisen, um die Lehren back to the roots aufzunehmen. Wer etwas auf sich hält, hat einen persönlichen Lehrer mit fremdländisch klingendem Namen, welcher in direkter Linie von einem der ganz grossen Gurus abstammt oder aber selber einer ist. Wer einen oder mehrere solche Namen führen kann, der zeigt damit quasi, dass er selber das Wahre, die Basis, das, was zählt, mit auf seinen Weg nimmt.

Wenn ich mich in die yogischen (und auch buddhistischen) Philosophien stürze, lese ich überall, dass das Wahre nicht im Aussen zu suchen ist, dass ich wirkliches Glück nur in mir selber finden kann. Viele Geschichten erzählen von Bauern, die durch die Welt reisten und schlussendlich im eigenen Garten den Schatz fanden oder von Schülern, welche zu fernen Gelehrten fuhren, um am Schluss vom eigenen Vater die grösste Weisheit zu lernen. Zensho schreibt in einem seiner Bücher: Suche nicht, es ist alles schon da.

Ja was denn nun? Muss ich nun nach Indien oder kann ich gleich hier bleiben? Ich spüre mit schöner Regelmässigkeit den Drang, meine Koffer zu packen und den nächsten Ashram aufzusuchen. Am besten für einige Monate. Um auch wirklich da gewesen zu sein. Um auch wirklich meine Pflicht als guter Yogi erfüllt zu haben. Ab und an überkommt mich das Gefühl, als Nichtindiengereiste nicht zu den wirklichen Yogis zu gehören. Ich lese überall von den tollen Reisen, von den exotischen Namen, von den vielen Erlebnissen. Höre von fremden Kulturen, von neuen Erkenntnissen - und wenn es nur die ist, dass es zu Hause doch am Schönsten ist. Und selber kann ich nicht mitreden, da ich noch nie da war. Yoga nicht aus indischer Basis kenne, sondern nur von westlichen Lehrern gelernt und sogar vieles selber erforscht habe. Und in dem Gefühl des Minderwerts komme ich in einen Aktivismus, der mich treibt, der mich Flüge suchen lässt, Ashrams suchen läst, der mich Yogarichtungen und Gurus vergleichen lässt. Und merke in dem Aktivismus bald mal langsam und leise und immer deutlicher: ich will das eigentlich gar nicht. Das ist nicht meine Welt.

Was in der Theorie so toll, so fern, so neu, so aufregend klingt, ist in der Praxis nämlich ein Graus für mich. Ich reise nicht gerne. Reisen ist Stress. Ich bin ein Mensch, der am liebsten zu Hause ist. Der am liebsten seine vertraute Umgebung hat, seinen Ablauf, das, was er kennt. Ich mag mein Leben, wie es ist, suche wenig im Aussen, bin gewohnt, die Dinge mit mir selber auszumachen und mir Sachen selber zu erarbeiten. Ich lerne gerne von anderen Menschen, stosse aber häufig per Zufall auf die wertvollsten Lehrer und meistens sind sie nicht weit weg - sicher nicht in Indien (können sie nicht, da ich ja nie da war - es sei denn, sie würden sich vor meine Haustür verirren irgendwann, dann wäre meine Türe natürlich jederzeit offen und ich neugierig).

Aber was nun? Ist der Yogaweg damit für mich zu Ende? Werde ich nie ein guter Yogi sein ohne Indien? Ist mein Weg zum Glück ein unvollkommener, aussichtsloser, da er nicht zu den ursprünglichen Wurzeln zurück führt? Muss ich wirklich in mir fremde Welten eintauchen, um wirklich Yoga zu praktizieren, zu leben? Geht Yoga ohne Osten nicht? Haben die Stimmen recht, die sagen: du musst unbedingt mal nach Indien, das ist ein Erlebnis?

Ich denke ja und nein. Es mag ein Erlebnis sein - wie so manche Reise eines ist. Ob ich da Yoga authentischer leben lerne, wage ich für mich zu bezweifeln. Nach Indien zu gehen würde meinem Wesen widersprechen, es wäre nicht das, was ich für mich als gewollt sehe. Yoga und die Art zu leben, die die Philosophie des Yoga propagiert, ist mein Weg, ist das, was sich für mein Leben stimmig anfühlt. Ich bin und bleibe dabei ich und authentisch, in meinem Sein, in meinem Denken. Reisen anzutreten, nur um dazuzugehören, wäre nicht mein Ding, das wäre eine fremde Haut überstülpen, um etwas zu beweisen, das nicht ist, eigentlich ein Schein statt Sein. Und so bleibe ich hier, gehe weiter meinen Weg, lebe ihn - als ich.

Das lässt sich auf viele Bereiche im Leben anwenden, denke ich. Oft denken wir, gewissen Normen genügen zu müssen, um mithalten zu können. Wir streben Dinge an, die wir eigentlich nicht wollen, nur weil wir denken, sie haben zu müssen, um eben dazuzugehören. Wir unterordnen uns Strömungen, Trends, Regeln, die uns nicht entsprechen, um nicht aus der Norm zu fallen, um Ansprüchen anderer zu genügen. Oft verlieren wir uns dabei selber, verlieren unsere Authentizität. Wir verlieren unsere Einzigartigkeit. Das ist schade, denn uns gibt es nur einmal, andere gibt es viele. Und wäre ich wie alle andern, wo bliebe dann noch ich?

Mittwoch, 28. März 2012

No Risk no love

Jeder hat wohl schon einmal wegen Liebesdingen gelitten. Gründe dafür kann es viele geben: Man wurde verlassen, betrogen, belogen, Erwartungen wurden enttäuscht, Hoffnungen zerstört, man verlor den Geliebten aus anderen Gründen oder musste sich vielleicht trotz Liebe trennen, weil es nicht passte, nicht ging. Zurück blieb ein verletztes Herz, eine weinende Seele. Manchmal auch Wut, Trotz, Trauer, Abscheu, Verletzlichkeit, Sehnsucht, Hoffnungslosigkeit, Wehmut - das ganze Programm an negativen Gefühlen.

Je mehr Verletzungen man erlebt in seinem Leben, desto vorsichtiger wird man. Man weiss um den Schmerz und möchte diesen irgendwann nicht nocheinmal erleben. Man möchte nicht nocheinmal dastehen mit dem Gefühl: Schon wieder. Man möchte sich schützen vor Verletzungen, vor neuen Wunden, Narben. Zu diesem Zweck beginnt man, Mauern zu bauen, ganze Wälle werden aufgetürmt mit dem Zweck, nichts durchzulassen, was weh tun könnte. Fortan sieht man sich im inneren Zwiespalt, Liebe zu suchen, zu brauchen, aber sie nicht zulassen zu können, da man selber die eigenen Gefühle hinter der Mauer hält und die anderen nicht durchlässt. Und mit jeder doch passierten Verletzung, wird die neue Mauer noch dicker, der neue Wall noch unbezwingbarer. Man guckt vorsichtig aus kleinen Gucklöchern raus, sieht, was verlockend scheint, wünscht sich so sehr, es zu erleben und glücklich zu werden und spürt doch auch die Angst, erneut zu fallen nach dem Höhenflug.

Leider ist es so im Leben, dass man das Risiko zu fallen in Kauf nehmen muss, wenn man fliegen will. Es ist möglich, dass eine Liebe nicht hält - aus welchen Gründen auch immer. Sie aber aus diesem Grund nicht zuzulassen, wäre traurig, denn damit würde man sich die Chance zu fliegen nehmen. Sich zu öffnen bedeutet immer ein Risiko. Ist man erst mal offen, kann der andere zu einem vordringen, kann in einen eindringen, kann darin anrichten, was immer er will (und wir zulassen). Und je näher wir den anderen Menschen lassen, desto verletzlicher werden wir. Niemand kann uns so tief treffen wie der, welcher ganz tief in unserem Herzen drin ist.

Dass es ein Risiko darstellt, sich zu öffnen, liegt auf der Hand. Aber ist es ein Fehler, sich zu öffnen? Ist das Risiko zu hoch? Ich denke nicht. Wenn ich liebe und diese Liebe zeige, lebe, dann mache ich nie etwas falsch. Ich bin, wie ich bin, ich habe Gefühle und zeige sie. Werden diese Gefühle nicht erwidert, ist das traurig, aber es ist nicht ein Zeichen dafür, dass es falsch war, zu den eigenen Gefühlen zu stehen, denn die waren da. Werden meine Gefühle verletzt, ich darin belogen, betrogen, habe ich immer noch nichts falsch gemacht. Ich war echt und ehrlich. Der, welcher log, betrog muss das mit sich selber ausmachen, denn ich denke, er hat das viel grössere Problem mit sich und seinem Leben, dass er es überhaupt nötig hatte, so zu handeln, wie er tat. Es ist nie ein Fehler, zu seinen Gefühle zu stehen, traurig wäre, es nicht zu tun, denn damit nimmt man sich die Chance, das Glück zu finden, weil der, welcher es wert ist, nie tief genug ins Herz vordringen kann. Und ist er erst mal da und will da bleiben: was könnte schöner sein?

Keine Liebe ohne Risiko - aber ohne Liebe wäre alles nichts.

(Das muss der Frühling sein....ich werde rührselig :) )

Sonntag, 25. März 2012

Yoga boomt - Yoga bringt Erleuchtung

Yoga erobert die Welt. Es wird als Allheilmittel gesehen, soll eine bessere Welt schaffen, soll vor allem den einzelnen von seinen Leiden (körperlich wie geistig) erlösen. Yoga ist in aller Munde und wer was auf sich hält, der macht Yoga. Wenn man nur alle Positionen gut einnimmt, dann kommt die Erleuchtung von selber. Und so pressen sich alle schwitzend, angestrengt in die verrücktesten Posen, drücken noch ein wenig mehr, wenn es nicht so will, wie man will, mogeln sich vielleicht ein wenig hinein, damit es auch noch ein bisschen besser aussieht - denn nur der, welcher wirklich alle schweren Posen schafft, wird die Erleuchtung finden. Wer ein guter Yogi sein will, der soll auch so aussehen.

Dann gibt es noch die Skeptiker, die meinen, Yoga sei nichts für sie, da sie zu wenig beweglich sind, zu wenig sportlich sind, zu dick, zu alt, zu gestresst, zu unruhig sind. Sie haben keine Zeit, keine Lust, keinen Mut. Sie denken, sie seien als Christen nicht in der Lage, diesem hinduistischen oder buddhistischen System zu folgen, fühlen sich von all den spirituellen Gedanken und esoterisch anmutenden Bräuchen abgestossen und befremdet und wehren sich ganz vehement, es auch nur zu versuchen. Weil: sie sind ganz anders, auf dem Boden, realistisch, westlich.

Nun kann man sagen: jeder ist verschieden, die einen wollen Yoga, die andern nicht. Grundsätzlich ja. Nur: was ist Yoga überhaupt? Sind es wirklich nur verrückte Verknotungen von Armen und Beinen, gesungene Oms und Schweigeminuten? Beihnhaltet Yoga automatisch auch Ganeshas, Buddhastatuen und verschlungene Tücher um den Hals? Schwebt ein Yogi fortan durchs Leben, allem bisher weltlichen den Rücken gedreht, um hier und da im Handstand zu meditieren oder im Spagat rohe Möhren zu knabbern, auf die Weltlichen Sünden (vormals Freuden genannt) herabzuschauen? Wohl kaum.

Beide hier genannten Gruppen von Menschen sind wohl vom Yoga gleich weit entfernt, sie leben diese Distanz nur nach aussen anders aus. Beide kreieren sie ein Selbstbild, dem sie entsprechen wollen. Sie sehen sich als Yogis und quälen sich im Glauben, nur so ein guter Yogi zu sein, in für sie eigentlich ungeeignete Posen hinein, missachten ihren Körper, forcieren ihren Geist, indem sie ständig damit beschäfitgt sind, zu denken, dass es doch noch weiter gehen müsse, dass der andere tiefer sinkt, dass der eigene Hamstring ein Fluch sei, weil zu unflexibel, dass man es diesen starren Beinen schon zeigen werde und nun mit Gewalt tiefer sinke. Und wenn es dann knackt, reisst, schmerzt - dann ist man nie selber schuld, nein, dann sind es die Umstände, dann ist es ein Unglück. Und man vergisst dabei, dass man nicht im Zirkus war, sondern im Yogastudio. Wäre es wirklich das Ziel, möglichst tief im Spagat zu sitzen, um erleuchtet zu sein, dann wäre jeder Kunstturner erleuchtet. Es muss also mehr dahinter sein.

Yoga ist mehr als nur Körper. Yoga ist die Einheit von Körper, Geist, Seele und Herz. Wenn ich nicht mit Liebe (zu mir selber und zu anderen) an etwas herangehe, kann daraus nichts Gutes entstehen. Wenn ich nicht mit meinem Bewusstsein meiner Tat folge, wird sie willkürlich, nicht tief und gewollt sein. Wenn ich im Geist schon irgendwo anders bin, statt bei meinem Tun, dann wird das Tun Nebensache und nie Hauptsache sein. Und ich (und andere) werden in ihrer Seele keine Freude empfinden. Nur wenn ich etwas tue, von ganzem Herzen, mit meinem Bewusstsein achtsein dabei, meinen Körper leite in der Tat, dann wird Freude entstehen - und dann wird der Weg zur Erkenntnis gehbar. Und dann kann ihn jeder gehen, der bereit ist, sich diesem Weg zu öffnen - im Leben und auf der Matte. Dann muss es kein Spagat sein, kein Knoten in den Beinen, keine sportliche Höchstleistung.

Die Asanas (Körperübungen) sind gut und wichtig, denn sie halten den Körper gesund, stark und flexibel - und sie helfen ihm auch, zu gesunden, stark zu werden und flexibel, wenn er es noch nicht ist. Alllerdings nur dann, wenn man sich wirklich mit allem, was das eigene Sein ausmacht, darauf einlässt. Ansonsten ist es kein Yoga, sondern Gymnastik - und durch falschen Ehrgeiz keine gesunde, da doch herausfordernde Gymnastik. Dass der eigene Ehrgeiz einem immer mal in die Quere kommt, ist wohl menschlich, zu lange waren wir auf Leistung, Ziele getrimmt. Kaum ein Yogi, der keine Verletzung auf seinem Weg mitnahm - ich schliesse mich da mit ein. Der Preis für diesen Ehrgeiz ist mitunter hoch. Wenn man daraus lernt, nicht zu hoch.

Yoga findet im Leben und auf der Yogamatte statt, indem wir sowohl die eigenen Grenzen spüren und achten, wie auch die der anderen. Es findet da statt, wo die Liebe für das Leben anfängt und man achtsam damit umgeht. Da, wo man bewusst einen Weg gehen will, der einen an einen Punkt führt, wo Leiden aufhören soll, weil man sich tagtäglich für den anderen Weg entscheidet, den der Freude, den des Bewusstseins und des Herzens im Tun und Sein.

Frühling

Samstag, 24. März 2012

Allein sein

Allein sein
lieb los sein
losgelöst
einerlei
irgendwo
nichts und niemand

Scheinbar nur
einsam
in sich gekehrt
nirgends als in sich.

Energien

Wir sind alle eins, alle gehören wir derselben Kraft an, sind dieselbe Energie. Energie ist überall, in allem, was lebt ist sie, sie ist das Leben, die Essenz, ein grosses Ganzes.
Energie war auch das Thema dieser Woche. Einerseits machte ich einen Kurs in Asiatischer Energiemassage,in Thaimassage, welcher Energien freisetzen sollte, sowohl im Therapeuten wie im Massierten. Andererseits wurde ich konfrontiert mit Menschen, welche sich um Energien sorgten, bevorzugt um die eigenen, welche sie von den fremden gestört wissen wollten.

Geht man von der Einheit von allem aus, von der Verbundenheit allen Lebens, ist die Aussage, dass fremde Energien störend sind, einen beeinträchtigen, einen negativ tangieren, eigentlich paradox, denn die Energie der andern ist dieselbe wie die eigene. Und geht man von der Resonanztheorie aus, so sieht man im Aussen immer das, was man innen lebt, so dass man sich eigentlich fragen müsste, wieso man andere Energien als negativ erachtet.

Was mir aber ganz besonders auffiel - und nicht nur dieses Mal: die Menschen, die andere Energien als negativ erachten, sich vor negativen Energien fürchten, sind meist die, welche am meisten davon verströmen. Sie stehen da, kein Lachen im Gesicht, keine Freude in den Augen, nur Ernst, Verbissenheit, Argwohn. Ob das schützenswert ist? Woher kommt diese Angst vor negativen Energien?

Sicher einerseits aus dem Gefühl, von den andern getrennt zu sein. Man sieht sich und die andern als separierte Wesen, die nichts miteinander zu tun haben. Man sieht sich als Menschen im Käfig, dessen Türe man sorgsam abschliesst, um ja nicht tangiert zu werden von andern. Und meist kommt aus dieser Sicht viel Mehr Leid als aus jeder Energie von aussen kommen könnte.
Eine andere Quelle ist der Glaube, selber höher zu sein als die anderen. Man denkt, selber an einem Punkt zu stehen, den die anderen nicht haben. Man will diesen Punkt nun vor dem vermeintlich minderwertigen schützen. Eigentlich eine sehr überhebliche und wenig liebevolle Sicht. Denn: was macht einen Menschen höher als den anderen? Geld? Ausbildung? Erkenntnisse? Ist man je höher als andere? Sind wir nicht einfach verschiedene Ausprägungen der ein und derselben Energie?

Es gibt im Leben immer Menschen, die einem näher stehen als andere, die einem sympathischer sind als andere, zu denen man den Draht eher findet als zu den andern. Nie können alle Menschen beste Freunde sein, aber wieso muss man die anderen ablehnen? Ich habe mich oft ertappt dabei, aus Situationen heraus negative Gefühle zu entwickeln gegen Menschen. Meist, weil ich mich selber unsicher fühlte und mich so schützte. Oft steigerte ich mich auch in die negativen Gefühle in mir hinein, ärgerte mich über andere, schimpfte auch mal. Wenn ich dann aber in einem ruhigen Moment einen Schritt zurück trat und genau hinschaute, mich bemühte, bewusst zu sehen, was wirklich war, mich auch bemühte, eine positive Haltung einzunehmen, merkte ich immer, dass es mir viel besser geht, wenn ich die anderen Mensche mit Liebe bedenke. Wenn ich sie als liebenswerte Wesen erachte und positiv bleibe. Und oft kam dann auch eine positive Haltung zurück. Auch da müssen nicht immer tiefe Freundschaften entstehen, aber ein Umgang in Frieden und mit Respekt, denn der tut allen gut.

Das ist der Weg, wie wir es selber in der Hand haben, aus unserer Welt eine friedlichere zu machen. Und dann müssen wir uns auch nicht vor negativen Gefühlen schützen, denn was wir in die Welt schicken, wird auch wieder zu uns zurück kehren.

Freitag, 23. März 2012

Durch Einheit zum Glück

Es gibt Menschen, die definieren sich über ihren Körper. Wenn sie genau die Figur haben, die sie haben wollen, sind sie glücklich, wenn alles so aussieht, wie es in ihrer Vorstellung aussehen soll, sind sie glücklich - denken sie, denn meist ist es nicht so und sie denken nur, sie wären, wenn denn alles so wäre. Und legen sich ins Zeug, dahin zu kommen, essen nicht mehr, essen zu wenig, mühen sich ab, plagen sich, legen sich gar unters Messer. Und wenn sie sogar erreichen, was sie anstreben, ist die Gefahr gross, dass sie dann etwas Neues finden, das dringend geändert werden muss.

Es gibt Menschen, die definieren sich über ihren Verstand. Logik, Intellekt, Analyse führt zum Glück, denn nur sie können die richtigen Entscheidungen treffen, nur sie finden die Antwort. Im Osten ist man von dieser Sicht wenig überzeugt, sieht in ihr gar das Übel der meisten Leiden. Der Verstand ist nie allwissend, sondern legt gar einen Schleier der Unkenntnis, der Illusion - den Schleier der Maya - über einen. Und doch versuchen wir ständig krampfhaft, mit dem Verstand, mit dem Geist unsere Welt zu erfassen, die Menschen einzuteilen, herauszufinden, was gut ist und was schlecht ist.

Unter dem Strich sind beide Typen gleich unglücklich. Sie sind einerseits verhaftet mit einem Teil von sich, der sie nie zum Glück führen wird. Oft ignorieren sie den andern Teil nicht nur, die verschiedenen Teile sind gar im Widerstreit. Der Geist versucht, den Körper zu formen, dem Körper wird mehr Zuwendung gegeben gegenüber dem Geist, welcher vernachlässigt verkümmert. Dabei haben viele Philosophien propagiert, dass nur das Zusammenspiel beider wirklich glücklich machen kann, da man nie einen Teil von sich ignorieren sollte. Schon in der Bibel steht im Paulus:

"Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begeheren des Geistes richtet sich gegen das Fleisch; beide stehen sich als Feinde gegenüber, so dass ihr nicht imstande seid, das zu tun, was ihr wollt."

Wenn wir ständig vom inneren Streit belastet sind, wird zu viel Energie dahin abgelenkt. Nicht zu unrecht heisst es:

"Mens sana in corpore sano."

Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Und das gilt auf beide Seiten. Ein gesunder Geist wird gebraucht, den Körper gesund zu halten, denn wird der Geist krank, wird das im Körper Spuren hinterlassen. Ist der Körper gesund, kann sich der Geist entfalten. Ist der Körper krank, wird das im Geist Spuren hinterlassen, da er ständig damit beschäftigt ist, sich um die Zipperlein des Körpers zu kümmern.

Wenn wir also eine Basis für ein gutes Leben schaffen wollen, gilt es, sich um Körper und Geist zu kümmern, zu sehen, dass beide gesund sind, dass beide in sich ruhen. Nur wenn wir uns als Ganzes Sorge tragen, stehen wir auf einem gesunden Fundament, welches als Grundlage für unser Leben, für unser Glück im Leben dienen kann. Denn nur ein gesunder Körper und ein gesunder Geist ermöglichen uns, frei von Beeinträchtigungen, frei von negativen Gedanken und Gefühlen und Empfindungen durchs Leben zu gehen.

Montag, 19. März 2012

Zufriedenheit

Ich bin zufrieden. Alles ist gut, wie es ist, das Leben ist toll, ist genau das Leben, das ich haben will, womit ich mich wohl fühle. Ich habe den Partner, den ich mir wünsche, habe den Beruf, der mich ausfüllt, habe das Kind, das ich liebe, wohne an einem schönen Ort, es geht mir gut. Ja, ich bin zufrieden. Wie oft denkt man genau das im Leben? Und wie oft denkt man, dass eben alles nicht so ist, wie man es gerne hätte, dass alles besser wäre, hätte man nur einen anderen Beruf, einen anderen Partner, ein braveres Kind, wohnte an einem schöneren Ort und überhaupt. Die andern haben es immer besser als man selber, denkt man dann... und hadert mit dem Leben.

Gerade in Beziehungen findet sich diese Unzufriedenheit oft. Der Partner an der Seite ist nicht der, den man sich wünscht. Oder man hat gar keinen und wünscht sich einen. Oder aber man hat einen und möchte ihn nicht mehr - weil er eben nicht ist, wie er sein soll. Bin ich, wie ich sein soll? Wie soll er denn sein? Perfekt? Bin ich es? Wohl eher nicht. Aber der andere müsste es sein. Müsste all meine Bedürfnisse abdecken, müsste immer verfügbar sein oder eben nicht, wenn ich meine Ruhe möchte. Er müsste gut aussen, sportlich sein, wild sein, zärtlich sein, anhänglich sein, Freiraum geben, meine Interessen teilen, nicht kleben, für andere attraktiv sein, dies aber nicht bemerken - eine Eier legende Wollmilchsau. Und wenn nur eines dabei fehlt, dann sind wir unzufrieden. Und wir sehen das Fehlende ständig, es springt förmlich ins Auge bei jeder Gelegenheit. Dass alles andere gut wäre (oder viel) ist vergessen, das eine Ding fehlt. Und das nagt. Und es wird immer wichtiger, es wird oberste Priorität, egal, wie klein es ist im Vergleich zum Rest. Es treibt uns an und um. Und wir sehen überall um uns nur noch Menschen, die genau das haben, was uns fehlt und springen drauf an, sehen es sehnsüchtig, wünschen uns einen anderen Partner, sehen ihn überall... und übersehen dabei wohl oft, was wir wirklich hätten, würden wir es nur zu schätzen wissen.

Ab und an hilft es, einen Schritt zurück zu treten und zu sehen, was da ist. Wirklich hinzusehen und bewusst wahrzunehmen, welches Glück man eigentlich im Leben hat. Und nicht nur ständig zu sehen, was noch fehlt. Fehlen wird immer etwas. An uns selber, an andern, am Leben selber. Zu warten, dass das Leben komplett wäre, alles genau so wäre, wie man sich das selber in den schönsten und blumigsten Träumen ausmalt könnte zum Warten auf Godot werden. Glücklich macht das nicht. Glücklich würde einen auch das Leben nicht machen, in dem alles da ist, nichts mehr fehlt - denn würden die Träume fehlen, die noch zu erreichenden Ziele fehlen. Man wäre Orientierungslos und übersättigt. Und irgendwie gar nicht mehr lebendig.

Vielleicht sind es genau die kleinen Unperfektheiten, die uns das Leben schätzen lehren? Die uns bewusst machen, auch mal hinzuschauen und zu sehen, was ist, wirklich ist. Und das zu schätzen. Und zu achten. Und dazu Sorge zu tragen.

Alle sind eins - ich bin du und du bist ich

Heute las ich bei Zensho über die Frage "Wer bin ich?". Die Frage sei komisch, als ob die Welle das Meer frage, wer sie sei und das Meer antworte: Du bist ich, du bist das Meer. Wir alle seien dieselbe Wirklichkeit und nähmen uns nur irrtümlich voneinander getrennt wahr. Und durch diese separate Wahrnehmung entstehe alles Leid. Heisst es.

Ich glaube auch, dass wir im Grunde verbunden sind, alle die eine grosse Wirklichkeit, dieselbe Energie sind. Alle sind wir Materialisierungen ein und derselben Energie. In der Materialisierung aber, so denke ich, sind wir eben doch getrennt und nicht mehr eins. Wir haben uns manifestiert als Individuum, das im Grunde zwar eine gleiche Basis hat wie die anderen Individuen, nun aber eine eigene Ausprägung besitzt.

Was wäre die Konsquenz, wenn wir alle eins wären? Ich wäre du und du wärst ich? Alles, was deins ist, wäre ja dann meins. Meins deins. Eigentum wäre aufgehoben. Rechte gäbe es keine mehr, da wir alle ein Recht auf alles hätten, da alles auch eins wäre. Oder wie weit geht das Einssein? Wo hört es auf? Wir können uns als Teil des Ganzen sehen, das Ganze ist irgendwie auch in uns drin, aber trotzdem bleiben wir wir. In dieser Welt, in der wir leben.

Was hilft uns diese Philosophie des Einssein? Sie hilft uns, Verständnis für den andern zu haben. Sie hilft, Mitgefühl und Liebe zu empfinden und zu bewahren. Wenn der andere genau so ist, wie ich es bin, sehe ich uns als verbunden und fühle mich ihm nah. Es fällt dann leichter, gut für ihn zu fühlen, gut gegen ihn zu handeln, als wenn ich ihn als komplett anders erachetet. Indem ich ihn als gleich sehe, weiss ich, er hat auch seine Ängste, wie ich sie auch habe, er hat auch Schwächen, Stärken, Unsicherheiten, Freuden. Er ist Mensch, wie ich. Nicht mehr, nicht weniger. Das gibt mir etwas Sicherheit und lässt mich besser fühlen. Wäre er komplett anders, wäre ich unsicher, denn ich könnte nicht durchschauen, wie er ist, was er ist, er wäre fremd und Fremdheit schürt Ängste, Abwehr, Misstrauen. Alles das wollen wir aber nicht, sondern wir wollen gute Gefühle, wollen uns öffnen, wollen leben, lieben. Und dazu hilft die Sicht des All-Eins. Die auch nicht verkehrt ist. Nur eben eine absolute Wahrheit darstellt, die von der relativen unserer Welt, in der wir leben, überlagert ist.

Ich denke, die Kunst liegt darin, die eigene Individualität wahrzunehmen, zu leben, zu achten auch, dabei aber das Bewusstsein zu haben, dass wir alle verbunden sind. Durch Energie, durch Wirklichkeit, durch blosse Existenz. Wir brauchen die andern, alleine sind wir schwach und hilflos. Nur wenn wir uns auf die anderen verlassen können, sie sich im Gegenzug auf uns, sind wir überhaupt lebensfähig. Und vielleicht steckt genau darin auch eine Antwort auf meine Frage von gestern: Wieso haben wir Beziehungen? Weil wir im Miteinander stärker sind als alleine. Weil wir nicht geschaffen sind, alleine zu sein. Weil Liebe ein Lebenselixier ist und uns erst lebendig macht.

Sonntag, 18. März 2012

Wieso will Mensch eine Beziehung leben?

Ganz früher wurden Beziehungen aus strategischen Gründen eingegangen: um Familien zu vereinen, Gelder zu sicher, sonstige finanzielle Geschäfte zu tätigen. Auch später noch waren Beziehungen eher strategisch und gehörten wohl irgendwie auch zum guten Ton. Frauen waren Mütter, Familienfrau, der Mann sorgte für das Auskommen.

Die Frauen wurden im Zuge der Emanzipation immer selbständiger, die Familienmodelle sind längst überholt, denkt man. Ehen sind nur noch Kurzzeitprojekte, Partner werden auf Lebensabschnitte aufgeteilt. Wieso geht man heute überhaupt noch Beziehungen ein? Jeder trägt sich eh alleine. Ohne Mensch an der Seite ist man frei, kann tun und lassen, was man will. Kann flirten, den Stuhl kaufen, der einem gefällt. Die Ferien buchen, die man selber genau möchte. Hat seine Ruhe, wenn man sie will, hat Abwechslung, wenn man sie sucht. Wieso also eine Beziehung heutzutage? Der Ernährer ist überholt, den braucht man nicht mehr als Frau. Der Mann braucht keine Haushälterin mehr. Kinder wachsen eh oft in neumodischen Verhältnissen auf...

Wieso also? Statistisch ist erwiesen, dass Beziehungen öfter scheitern als halten, Ehen halten sich knapp die Waage. Und nicht alle Beziehungen sind glücklich, hört man so rum, hört man viel Geklage, Gejammere, Streitereien. Wieso tut man sich das an? Nur, um nicht alleine zu sein? Um der gesellschaftlichen Norm zu genügen, die den Menschen als Paarwesen sieht? Weil auf Einladungen steht "Partner mitbringen" und man nicht alleine gehen will, weil man dann so aussähe, als ob man keinen abkriegte? Um nicht Mutters Kommentar zu hören "Kind, wieso hast du nie eine Beziehung?"? Um nicht die mitleidigen Blicke der Pärchen zu ertragen und das Mitleidsprogramm geliefert zu kriegen? Um nicht dazustehen am Sonntag, wenn alle Händchen haltend am Ufer des Sees promenieren und man selber alleine lang geht, nicht mal nen Hund zum knutschen dabei hat?

Was, wenn man gerne alleine ist? Was, wenn man eh nicht an Einladungen gehen will? Was, wenn man keinen See hat, an dem man promenieren könnte? Was bliebe noch als Grund? Es muss einen geben, sonst strebten nicht alle nach Beziehungen. Klar sind die Glücksmomente zusammen schön. Klar die Ideale hoch. Die romantischen Filme im TV geben das ihre dazu. Doch schon Tucholski wusste, dass da, wo der Ärger anfängt, die Filme enden...

Also, ihr Leute da draussen, sagt es mir: wieso haben wir Menschen Beziehungen, wieso wollen wir diese haben?

Samstag, 17. März 2012

Wendepunkt ist jetzt

Es gibt immer wieder Momente im Leben, in denen man nicht zufrieden ist. Etwas läuft nicht, wie es soll, man hat sich vielleicht (zum wiederholten Male) nicht so verhalten, wie man es gerne täte. Man findet sich an einem Punkt im Leben, an dem man nicht sein möchte oder aber man hatte so viele Zielte, hat sie noch, und alle scheinen so weit entfernt. Oft hadern wir dann mit uns, mit dem Leben, mit dem Schicksal, mit den Menschen um uns, mit den Fehlentscheiden, die wir irgendwann mal trafen. Wir denken, was alles besser wäre, hätte man anders entschieden, hätte man ein Ziel schon erreicht, wäre etwas anders, als es gerade ist. Man denkt, stünde man an einem anderen Punkt im Leben als am genau aktuellen, wäre alles besser, schöner, glücklicher.

Was hilft einem das? Es ist, wie es ist. Der jetzige Moment ist genau der, welcher er ist. Und alles, was passiert ist, ist vorbei. Wir können es nicht ändern. Wir können keinen andern Mann heriaten, können die Torte nicht ungegessen machen, können alle Fehler nicht ungeschehen machen. Wir können Fehlentscheide nicht rückgängig machen und wir können auch die unglückliche Kindheit, die dominanten Eltern, die unfairen Lehrer nicht ausradieren. Alles war genau so, wie es eben war. Und liess uns an den Punkt kommen, an dem wir stehen. Je mehr Gewicht wir auf alles legen, was einmal war und nicht gut war, desto mehr Einfluss wird es auf unsere Gegenwart haben und auch unsere Zukunft prägen. All die negativen Energien, die wir einerseits aus den Fehlern unserer Vergangenheit ziehen, werden weiter wachsen, noch genährt durch die negativen Energien der gegenwärtigen Gedanken dazu. Die Spirale wird so nie aufhören, sie dreht und dreht in einem Fort - abwärts.

Was also können wir tun? Wir können zuerst einmal annehmen, dass es eben ist, wie es ist. Nur schon in dieser Akzeptanz des Seins werden wir eine erste Erleichterung erleben. Schauen wir hin und sagen uns: Genau so ist es. Und es ist, wie es ist. Ich kann es nicht ändern, ich nehme es an, wie es ist. Das ist, was im Moment ist. Und es ist, weil war, was war. Wenn wir das mal setzen lassen, bewusst, werden wir auch merken, wie etwas Ruhe zurück kehrt.

Diese Ruhe kann eine Basis schaffen, zu sehen, was wir uns wünschen für die Zukunft. Wo wollen wir hin? Was wollen wir in der Zukunft anders haben als es war? Was können wir tun? Der jetzige Moment, den wir annehmen in seinem Sosein kann der Wendepunkt sein im Leben. Wir können heute losgehen und das Leben so gestalten, wie wir es haben wollen. Bewusst. Im Wissen, es ist, wie es ist und es ist mein Leben. Was war, kann ich nicht mehr ändern, was sein wird, liegt in meiner Hand. Ich kann es unter das Licht der Vergangenheit stellen oder aber ich kann es aktiv angehen und meinen Weg so gehen, wie er für mich stimmt. Mit Zuversicht, mit Mut, mit Bewusstsein.

Wenn wir unseren Weg bewusst gehen, jeden Schritt bewusst gehen, werden die Fehler weniger werden. Weil viele unserer Fehler aus unbewussten Entscheidungen heraus resultierten. Wir taten Dinge aus Impulsen hinaus, aus kurzfristigen Emotionen heraus, ohne zu bedenken, was sie bedeuten. Und merkten im Nachhinein, dass wir sie besser unterlassen hätten. Wenn wir es schaffen, etwas mehr Bewusstsein in unser Leben zu integrieren, werden auch die Fehler weniger werden.

Und auch wenn wir wieder einmal in eine Falle tappen, uns wieder einmal an einem Ort vorfinden, an dem wir nicht sein wollen, ist das kein Untergang. Wir wissen dann: wir haben die Möglichkeit, das zu ändern. Denn auch dann ist wieder der Moment, an dem der Rest des Lebens anfängt und man einen Wendepunkt setzen kann.

Jeder Moment ist ein Neuanfang und kann den Rest deines Lebens in neue Bahnen bringen.

Dienstag, 13. März 2012

Alles Wurst

Wurst steigert die Sterblichkeit um 20%. Ich bin erstaunt. Ich dachte bislang, es gäbe zwei Dinge, die wir alle zu 100% müssen: sterben und Steuern zahlen. Das sagte schon Benjamin Franklin und ich hatte dem eigentlich bislang nichts entgegenzusetzen. Was nun?

Sterben wir durch Wurst zu 120%? Wie soll das gehen? Oder sterben grundsätzlich 20% nicht? Ist das überhaupt korrekt gerechnet? Wenn die Sterblichkeit zunimmt um 20%, dann müsste sie vorher bei maximal 80% gelegen haben, könnte aber auch tiefer liegen? Was passiert mit dem Rest? Wo ist der? Was, wenn ich mal Wurst ass, nun nicht mehr? Ist das besser, als wenn ich keine ass, nun beginne? Speichert sich die Sterblichkeit, überlebe ich zu 20% und nur 80% gehen ein? Welche 20% werden überleben? Oder ist das generell so gemeint, dass bei Nichtwurstessern nur 80% sterben, 20% überleben? Was machen die Füsse ohne Restmenschen? Kopflos durch die Gegend laufen? Davon gibt es ja schon genug Ganzmenschen - sind die Nurfussmenschen dann die Steigerung davon? Oder sind die heute kopflosen Menschen die nur 80% gestorbenen Menschen, der Körper hängt noch über den Füssen, wird getragen als quasi Abschluss, um die noch ganz lebenden Menschen nicht zu irritieren durch die vielen kopflosen Füsse?

Ein Wurstesser wäre da besser dran, der stürbe dann ja zu 100%. Der nähme Kopf und Füsse mit, es wäre eine Ganze Sache. Insofern ein Hoch auf die Wurstesser, sie erlösen die Welt von der ganzen Kopflosigkeit?

Fragen über Fragen. Ob wohl der Journalist des Artikels die Antworten kennt? Oder ob der auch nur kopflos daher schrieb? Was wäre er dann gewesen? Ein Nichtwurstesser, der nun kopflos ist? Ein ein kopfloser Ganzmensch? Vielleicht hätte der vor dem Schreiben einen Wurstsalat essen sollen? Wobei, dann hätte er gar nicht mehr geschrieben... Oder hat er zuviel Wurst gegessen und nun sind schon 20% vorausgegangen und leider grad der Kopf?

Fazit: Wenn sie wiedermal auf einen kopflosen Zeitgenossen treffen, denken sie daran, ihm milde zu begegnen, er kann nichts dafür, er hat schlicht und ergreifend keine Wurst gegessen. Oder zuviel. Oder er ist einfach so.

Samstag, 10. März 2012

?

Worauf baut man,
wenn die Erde wackelt?
Worauf zählt man,
wenn die Finger ausgehen?
Wohin geht man,
wenn die Wege enden?
Was weiss man,
wenn das Hirn leer ist?
Wie tief fällt man,
wenn der Boden aufgeht?
Wann verwelkt man,
wenn das Wasser fehlt?
Woran glaubt man,
wenn die Hoffnung stirbt?
Wonach strebt man,
wenn die Ziele schwinden?
Wie lang lebt man,
wenn das Herz erstarrt?

Freitag, 9. März 2012

Freiheit

Bin ich ein Vogel,
lass mich fliegen,
bis hoch in alle Lüfte.

Bin ich ein Pferd,
lass mich rennen,
über Wiesen und Felder.

Bin ich ein Fisch,
lass mich abtauchen,
in die Tiefen des Meeres.

Bin ich ein Schwan,
lass mich schwimmen,
auf den offenen See hinaus.

Bin ich eine Maulwurf,
lass mich eingraben,
tief in die Erde hinein.

Bin ich ich,
lass mich ziehen,
in die Weite des Lebens.

Gehöre ich zu dir,
komme ich zurück,
wann immer ich will.

Von Urteilen und Selbstsicht

Anusara Gründer John Friend steht unter Beschuss. Er soll Verhältnisse mit verheirateten Frauen gehabt haben. Dazu noch ein paar andere Vorwürfe, welche alle nicht belegt sind, nur ins Betz gestellt, öffentlich gemacht, um den Yogi zu diffamieren, blosszustellen. Und die Menschen reagieren prompt und distanzieren sich, sind empört, verstehen die (Yoga-)Welt nicht mehr. Über Jahre war er der umschwärmte, der verehrte, der grosse Yogalehrer, welcher ein wirklich durchdachtes, Herz öffnendes und gesundes Yogasystem begründet hatte und nun mit viel Humor, Wissen, Charme und wirtschaftlichem Denken vertrieb. Der Sockel wurde immer höher, der jähe Fall für alle Seiten umso härter.

Die Frage, die sich stellt, ist: Was ist so schlimm daran? Sind wir wirklich der Meinung, wer Yoga macht, ist von allen Lastern frei, ist unfehlbar und ein Mensch, der nur noch auf tugendhaften Pfaden wandelt? Haben wir selber keine dunklen Seiten mehr, keine Wut, keine Gier, keine Eifersucht, keine negativen Gefühle und kein Verlangen nach Dingen, die wir besser nicht hätten? Yoga als Radiergummi für unsere Schatten? Gehören die nicht genau so zu uns wie die guten Seiten? Geht es nicht einfach darum, mit unseren Schatten umgehen zu lernen?

Keiner sagt, es sei gut, was er tat (sofern er alles tat, was ihm vorgeworfen wurde). Beziehungen, die andere Beziehungen stören, sind nie schön und ich bin die letzte, die diese toll findet. Nur: wer sind wir, über ihn zu richten? Und was hat das mit seinem Yoga zu tun? Ist er nun der schlechtere Mensch als vorher, als er noch auf dem von vielen gebauten Sockel stand? Ist Anusara nun weniger wert? Wo sehen wir uns bedroht, dass wir ihn stürzen müssen - in unseren Köpfen und im Yogaleben? John Friend ist zurückgetreten von seinen Ämtern, geht in sich und will geläutert wieder raus kommen. Er will aus seinen Fehlern lernen und steht dazu, welche gemacht zu haben. Grossartig. Was kann er mehr tun? Was ist nun unser Zutun zu der Sache?

Vielleicht haben wir mitgebastelt an dem Fall, indem wir den Sockel überhaupt bildeten? Wie oft stellen wir Menschen auf Podeste, erachten sie höher, schauen zu ihnen auf und ermöglichen ihnen so erst den Fall. Auf dieser erhöhten Position sind sie unter ständiger Beobachtung, was einen Druck erzeugt. Druck erzeugt auch Gegendruck. Zudem ist die Aussicht besser und man sieht viele Versuchungen deutlicher, die man unten im Feld der anderen gar nicht wahrgenommen hätte und vielleicht auch nicht gehabt hätte? Wie manche Frau fand es nicht toll, den berühtmen John Friend als Verehrer zu haben? Wäre er nur irgendwer gewesen, wären sicher ein paar der Verfehlungen weggefallen. Ist nun nur er schuld? Weil er schlicht mehr Gelegenheiten hatte? Hätten alle, die nun ausrufen, diesen allen widerstanden? Es richtet sich gut aus dem ruhigen Sofa, das keine Versuchung ausstrahlt ausser der des eigenen Müssiggangs, welchen niemand richtet, da ihn niemand sieht.

Vielleicht sind solche Situationen auch immer gut, die eigene Position zu überdenken. Hinzuschauen, wieso sie einen so erschüttern, hinzuschauen, wieso man überhaupt solche Sockel baute. Und hinzuschauen, wie man mit Urteilen und Verurteilungen nicht zurückhält.

Jesus sprach gut, als er sagte, dass wer ohne Sünde sei, den ersten Stein werfen soll. Wir alle haben unsere dunklen Seiten, wir alle sind nicht immer über jeden Zweifel erhaben. Wir alle hätten wohl noch viel mehr davon, hätten wir mehr Gelegenheit dazu. Daher wohl auch der Spruch "und führe mich nicht in Versuchung", denn wir wüssten nicht, ob wir ihr widerstehen könnten. Diese Aussprüche sind so tief, so wahr, gehen über die Grenzen der sie beinhaltenden Religion hinaus, so dass sie in meinen Augen viel aufzeigen. Darum stehen sie da. Und ab und an hilft es vielleicht, wenn wir wieder dabei sind, ein Urteil über jemanden zu fällen, kurz innezuhalten und zu sehen, woher unser Urteil kommt, ob es angebracht ist und wem es etwas bringt.

Ich sage nicht, man soll jedem seine Fehler durchgehen lassen. Aber oft hilft ein liebevolles Begleiten aus den Fehlern mehr als ein hartes Veruruteilen. Einem selber und dem andern.

Mittwoch, 7. März 2012

Von Herzenswegen und Engeln

Heute kriegte ich ein Angebot. Eines, über welches ich mich vor ein paar Jahren unsinnig gefreut hätte, weil es genau das war, wovon ich damals träumte. Damals wollte es nie klappen, ich suchte, wurde ab und an fündig, doch geklappt hat es nie. Über all die Jahre blieb das Ganze als unerfüllter Traum im Kopf. Ich habe unterzwischen neue Wege eingeschlagen, mich anders entwickelt, neue Träume geträumt und ins Leben geholt. Doch der eine - das war das, was ich ja eigentlich gewollt hatte.

Und heute war also der Tag: sie können es haben, hiess es. Und da stand ich nun. Freute ich mich? Mässig. Weil: mit dem Traum wäre das Aufgeben des aktuell gelebten Traumes einhergegangen. Und doch war ich im Geiste immer noch dem alten Traum nachgehangen, hatte ihn als den unerreichbaren, aber so sehr gewollten gesehen. Und nun stand ich da und wusste nicht, wie mir geschah. In mir drehten die Gedanken im Kreise: Soll ich, soll ich nicht? Müsste ich nicht fast? Kann ich sagen, ich will nicht mehr? Nachdem ich doch so lange gewollt hatte? Was aber würde mit meinem aktuellen Leben? Ich müsste alles umkrempeln. Mich von allem verabschieden, was mir teuer war. Zelte abbrechen, neu aufschlagen. Und so ganz war der Traum auch nicht mehr Traum, sondern eher aus der Notwendigkeit gewünscht. Aber als solche doch gut. Und vor allem eine "normalere" Schiene als mein aktuell gelebtes Leben, das wirklich Herzensweg, als solcher aber steinig, selbst gebastelt, aber umso inniger geliebt ist.

Manchmal ändern sich Träume. Was früher mal hoch stand, tut es heute nicht mehr. Und manchmal merken wir gar nicht, dass sich vieles geändert hat, wir hängen den alten Träumen fast aus Gewohnheit noch nach. Wir sehen sehnsüchtig hin und denken: ja, das hätte ich auch gewollt, aber ich konnte nicht. Und merken nicht mal, dass wir gar nicht mehr wollten. Weil wir weiter gingen. Wobei weiter nicht heisst, dass es nun besser ist, aber anders. Weiter weg vom Traum eben, hin zu einem neuen. Schön, wenn das Leben ab und an die Zügel in die Hand nimmt und einem aufzeigt, wo man alten Träumen nachhängt, ganz zu unrecht. Schön auch, dass man dann bewusst sieht, was einem aktuell am Herzen liegt. Was wirklich Herzensweg ist. Und nur diese Wege sind die, welche ins Glück führen. Man mus nur an sie glauben und sie gehen.

Das wurde mir heute mal wieder so richtig deutlich bewusst. Ab und an ist es gut, von aussen einen Stoss zu kriegen, um wieder mal hinzuschauen. Oft plätschert das Leben dahin, wir gehen es, leben es, aber sehen nicht hin. Wenn einem dann die Augen geöffnet werden, tun sich oft Welten auf. Somit danke ich den Augenöffnern von heute, danke den Zuhörern und Ratgebern und danke "meinem Engel", der mich ermuntert hat, meinem Herzen weiter zu folgen.

Solche Situationen nagen immer stark an mir. Ich bin gezwungen, eine Entscheidung zu treffen, oft zwischen Herz und Verstand. Da mein Verstand nicht wirklich schnell klein bei gibt, das Herz aber auch nicht leicht überhört werden kann, gibt das ein ziemliches Hin und Her. Was ich aber wieder einmal gemerkt habe:

Oft sind es die schwierigen Zeiten, die einem den besten Proviant fürs Leben mit auf die Reise geben.

Dienstag, 6. März 2012

Der Schritt zurück

Oft rasen wir durchs Leben, von einem Punkt zum nächsten, ohne anzuhalten, ohne uns umzuschauen, Blick gerade aus und los geht's. Wenn wir dann an eine Hürde kommen, fühlt sich das nicht gut an. Gewohnt, im Eilzugtempo zu leben, ist Stillstand eine Plage. Stillstand heisst Stagation, heisst, nicht weiter zu kommen, bedeutet Verlust an Tempo, an Neuem, an Erreichen von Dingen. Und eines ist tief in uns drin: Es muss weiter gehen und immer weiter. Denn irgendwo dahinten wartet noch etwas, das wir haben wollen. Ziele, Träume, Wünsche.

Nun ist es nicht schlecht, sich von Motiven antreiben zu lassen. Sie sind der Motor des Lebens und sie führen uns in der Tat weiter. Was wir dabei oft vergessen ist, dass auch das Heute wertvoll ist, auch es war mal ein Morgen, auf das wir zustrebten. Also sollten wir es entsprechend geniessen, denn sonst können wir davon ausgehen, dass wir auch das nun angestrebte Morgen nicht geniessen werden, da wir bereits das Übermorgen im Blick haben. Was weiter dazu kommt ist, dass wir nicht wissen können, ob das Morgen wirklich besser ist als das Heute. Wie schade wäre es, das Heute ignoriert zu haben, achtlos dran vorbei gegangen zu sein, wenn das Morgen nicht schön wäre. Vielleicht sogar grausam, unheilvoll? Oder vielleicht erreichen wir das Morgen gar nicht...

Ab und an ist das Heute nicht schön, nicht so, wie wir es uns wünschen. Dann laufen wir schnell weiter, versuchen, das Heute weit hinter uns zu lassen. Wir versuchen, es zu vergessen, zu verdrängen, den Blick nach vorne zu richten und hoffen, im Morgen Erlösung zu finden. Wir hadern mit dem Heute und wollen darum nichts, als weiter kommen. Auf dem Weg ins Morgen, im Morgen selber, das nun Heute ist, merken wir dann irgendwann, dass das vormalige Heute, nun Gestern, immer noch präsent ist. Vielleicht unter Schichten, vielleicht verschleiert, aber doch präsent. In Gedanken, in Handlungen, in Wiederkanntem. Und irgendwann schreit das Gestern immer lauter in einem drin, aus einem Heraus. Man merkt: es wird kein Morgen geben, wenn das Gestern nicht nochmals angeschaut wird.

Verdrängen führt nie zum Ziel. Vielleicht mittelfristig zum Vergessen, aber nie langfristig zur Heilung. Und alles, was unterschwellig gärt, wird irgendwann wieder herausbrechen. Wenn man das merkt, hilft es ab und an, nochmals einen Schritt zurück zu machen. Nochmals genau hinzusehen, was war, wie war es, wie es dazu kam und was ich für mich heute damit machen kann - für ein befreites Heute und Morgen. Freud sagte, man muss die Vergangenheit nochmals wiedererleben, um sie danach wirklich abschliessen zu können. Darin steckt viel Wahres. Klar macht das auch Angst. Man hatte Gründe, es hinter sich zu lassen. Man weiss nicht, was es heute auslöst, wenn man es nochmals in die Gegenwart holt. Und doch ist es wohl der einzige Weg, mit sich ins Reine zu kommen, vor allem dann, wenn es sich immer wieder meldet. Schliesslich und endlich hat es ja auch Gründe, dass es nicht einfach weg ist, eben nicht vergehen will, eben nicht vergessen werden will oder kann.

Manchmal muss man einen Schritt zurück gehen, um vorwärts zu kommen.

Sonntag, 4. März 2012

Grenzen und die persönliche Freiheit

Eine 66jährige Frau kriegt Zwillinge. Wenn die 20 sind, ist die Mutter (sofern die Natur es gut mit ihnen meint) 86.Darf sie das? Was treibt sie? Kinderliebe? Nächstenliebe? Geht hin und pflanzet euch fort (die Gute war auch noch Pfarrerin)? Egoismus?

Ist ein Mensch frei, das zu tun, was er will, was ihm im Sinn steht? Hat er nicht auch die Pflicht, die eigene Freiheit dann zu beschränken, wenn das Wohl anderer davon abhängt? Doch: weiss man um das Wohl der anderen wirklich? Kann man das abschätzen oder ist es nur eine spekulative Grösse, die man in die Waagschale wirft beim Abwägen der eigenen Freiheit? Hat diese Grösse dann genug Gewicht, dem Drang und Hang nach Freiheit entgegenzustehen? Geht sie nicht unter, klang und sanglos? Ohne grosses Gewicht, als leiser Einwurf nur?

Wo fängt meine Freiheit an und wo hört sie auf? Ist ein Recht auf alles wirklich ein Recht auf nichts, wie Hobbes schon sagte? Kant stimmte ihm dabei zu. Hobbes sah die so rechtlos gewordene Gemeinschaft als Krieg aller gegen alle, weil keiner sich mehr sicher fühlt, weil jeder die Gefahr der Rechte des andern ist. In der östlichen Philosophie ist der Mensch von Natur gut, in gewissen Philosophien wie dem Tantra gibt es gar nur Gutes, alles ist Gut im Ursprung. Woher kommt dann das Böse? Aus unserer Wahl, wie wir agieren? Wer bestimmt die Verhaltensgrundsätze? Sie sind doch vom Menschen gemacht. Und das meist aus Gründen heraus. Seien sie der Gemeinschaft zu dienen oder aber dem eigenen Wohl - welches immer im Zusammenspiel mit dem Wohl anderer steht. Insofern ist der andere immer die Grenze meiner eigenen Freiheit. Da ich ohne den andern auch nicht glücklich lebe, vor allem, wenn ich denken muss, dass ich eben auch nicht die Grenze seiner Freiheit bin.

Jeder braucht seinen Raum und hat ein Recht darauf. Dieser Raum fängt in einem selber an und dehnt sich aus bis zum Raum des nächsten. Ab und an können sich zwei Räume überschneiden, ohne Probleme, weil beide dasselbe wollen, sich in dem Miteinander im Raum wohl fühlen. Wenn dem nicht so ist, gilt es, die eigenen Grenzen zu respektieren und auch die des nächsten. Dem anderen seine Grenzen aufzuzeigen, wenn er die eigenen durchdringt sowie auf die des andern Rücksicht zu nehmen und sie nicht achtlos zu überschreiten.

Das klingt in sich logisch, ist aber oft nicht so einfach, da mit all den Räumen auch Gefühle einhergehen. Einer möchte näher zum andern, als der das erträgt. Der fühlt sich bedrängt und hat nun drei Möglichkeiten: Die Bedrängnis still auszuhalten, sich in sich selber zurückzuziehen und die Grenzen näher zu nehmen oder aber dem andern die Grenzen aufzuzeigen. Beim letzten hat er Angst, den andern zu verletzen, im wahrsten Sinne des Wortes zurückzustossen, im ersten Fall hat er Angst, sich selber zu verlieren und im mittleren wird es immer enger und enger, bis man ausbrechen will.

Es führt also wohl doch nichts daran vorbei, die eigenen Grenzen zu achten und dazu zu stehen. Sich auch zu fragen, wieso andere verletzt sind, wenn sie auf solche Grenzen hingewiesen werden und woher die Angst vor dem eigenen Feiheitsverlust rührt. Wieso klingt es ab un an bedrohlich, nicht einfach alles zu können und zu erreichen, was man will? Wieso fühlt man sich zurückgestossen, wenn der andere seine eigenen Grenzen nennt und diese eingehalten wissen möchte? Und wieso sind die nicht erreichbaren Freiheiten oft verlockender als all das, was erreichbar ist? Was hängt am Wörtchen Freiheit dran, dass es so verlockend scheint, unbedacht, dass eine Freiheit auf alles eigentlich gar keine Freiheit, sondern Gefahr bedeutet? Der lockende Geruch der grossen weiten Welt. Alles ist möglich und ich kann es haben. Das klingt toll, das klingt gross. Allerdings ist der Klang noch nicht das Leben und die Realität besteht aus mehr als Tönen.

Wenn man lernt, die Grenzen zu achten, tun sich innerhalb dieser Grenzen ungeahnte Freiheiten auf, die geschützt und sicher sind, Glück bringen. Grenzen kann man ausloten, abtasten, ab und an ausweiten, ab und an auch wieder zurück nehmen. Jeden Tag von neuem. Ganz bei sich, ganz mit sich. Und im Respekt zu sich, seinem Umfeld und das Leben.

Samstag, 3. März 2012

Wo bin ich?

Ich bin denn mal weg - gehe mich selber suchen. Doch wo finde ich mich? In mir drin? Wo da? Im Kopf, im Herzen, im Bauch? Überall? Und wie komme ich in mich hinein? Reinhören? Ist es eine Stimme? Reinfühlen? Ein Gefühl? Am einfachsten wäre reinsehen mit Hilfe eines... CT? MRI? Einfach röntgen? Ultraschall? Das klappte ja schon mal...

Alles nicht so einfach, vermutlich suchen viele deswegen so lange und immer wieder. Und verwerfen irgendwann wieder, was sie gefunden haben, um wieder neu zu starten auf der Suche nach dem innersten Ich.

Im Yoga ist die Antwort eigentlich einfach: Ich bin... Ende. Ich bin nichts ausser Sein, Existenz. Da müsste man gar nicht mehr suchen gehen, da wäre man schon da. Quasi angekommen. Aber irgendwie strebt man ja auch im Yoga weiter - nach Erleuchtung. Die dann erreicht ist, wenn das Sein als solches absolut erkannt ist, man einsieht, fühlt, glaubt, denkt, zu sein und dass genau das das eigene Ich ist?! In dem Wissen könnte man dann ja aufhören, doch: wieso suchen dann so viele doch noch weiter? Was suchen sie? Krampfhaft den Punkt, der sie eben doch unterscheidet vom Alleinssein, von der Masse? Streben nach Individualität, koste es, was es wolle? Vielleicht sind wir wirklich alle gleich und es ist wirklich nur unser Geist, der uns von den andern separiert.

Konkret gesprochen sind wir wohl wirklich gleich, ein definierbarer Klumpen von Zellen, der nach meistens gleich aufgebauten Mustern funktioniert. Die Individualität kommt dann durch die Prägung und Eigenarten, die man sich im Laufe eines Lebens so aneignet. Und die möchte man ab und an ergründen, vielleicht, weil man nicht ganz zufrieden ist mit sich und seinem Leben, vielleicht, weil man merkt, dass gewisse Dinge immer wieder ähnlich laufen. Vielleicht auch, weil man sich irgendwie noch mehr erhofft im Leben und denkt, sich zuerst kennen zu müssen, um überhaupt herauszufinden, was es denn sein könnte.

Nur, gesetzt den Fall, ich finde mich: was mach ich dann mit mir? Dann sind wir ja zu zweit und meine Wohnung ist jetzt schon eng genug. Wir sässen dann gemeinsam auf dem Sofa, jeder in ein Buch vertieft. Das gefundene Ich in das, welches mir entspricht, weil ich ja endlich ich bin, ich selber in eines, das ich einfach aus der Unwissenheit gewählt habe. Und überall im Alltag müsste es dann ja so ablaufen: das wahre Ich macht das, was mir ganz entspricht während ich selber meine alten Muster weiter abtrample. Oder: verschwinde ich dann und nur noch das wahre Ich bleibt? Wo geh ich dann hin? Sterbe ich? Oder lebe ich erst richtig? Ist das nun nur existieren, leben kommt dann? Existierst du noch oder lebst du schon? Wobei: IKEA ist out. Ich nehme den Satz zurück. Ich könnte auch mit dem Rotstift durch mein Leben, das alte Ich ausradieren und das neue stünde da (wobei bei Möbelpfister passiert dann immer ein Abschreiber, was hier ja eigentlich umgekehrt wäre...). Und wenn ich weg bin, was machen dann alle die, welche mich so kannten? Haben die nun zwei Freunde oder gar keinen mehr - oder einen neuen?

Diese Suche nach dem Ich scheint eine schwierige Sache zu sein. Erstens ist der Weg dahin nicht ganz einfach und zweitens weiss man auch nicht, was einen wirklich erwartet... und vielleicht... vielleicht bin ich ja ich - genau so, wie ich bin, mit all den Schwächen, Ungereimtheiten, Fehlern, Unsicherheiten, auch Unentdecktheiten (schönes Wort, grad erfunden). Vielleicht bin ich genau so und liege offen da in meiner ganzen Unperfektheit, aber gerade darum gut so? Vielleicht ist der beste Weg zu sich selber, sich eben genau so anzunehmen, wie man ist, heute, jetzt. Und sich lieben zu lernen, mitfühlend, nachgiebig, aber auch kritisch. Sein eigener liebevoller Kritiker. Nicht der böse, der alles verdammt, verurteilt, beschimpft, sondern der, welcher umarmt, hinweist und hilft? Ich glaube, das fühlt sich gut an.

Ich, mir und mich sind zufrieden (wo kommt eigentlich der Dritte her?? Bis hier hin waren wir ja nur zwei...nun: aller guten Dinge sind drei)

Freitag, 2. März 2012

Offene Augen

Die Vergangenheit ist längst vorbei, sie lässt sich nicht mehr beeinflussen, die Zukunft noch nicht da, auch sie können wir nicht aktiv leben, lebbar ist nur die Gegenwart. Drum lebe im Jetzt, es ist das einzige, was wirklich ist. So und ähnlich klingen die östlichen (und neu auch westliche) Lebensanweisungen zum Glücklichsein. Die Wahrheit darin ist augenscheinlich, keine Frage. Die Vergangenheit ist unweigerlich vorbei, wir werden sie nicht nochmals leben können, wir können nichts ungeschehen machen, nichts nochmals durchleben oder gar vermeiden, was wir taten oder erlebten. Es ist vorbei. Aber es hinterlässt seine Spuren in uns. Wir tragen die Vergangenheit in uns mit, in jeder unserer Zellen steckt ein Stück Vergangenheit, die die Zelle, uns als Ganzes, so werden liess. Wir wuchsen aus der Vergangenheit ins heute. Und wir werden weiter wachsen in eine Zukunft.

Alles, was wir heute tun, wird unsere Zukunft mitprägen, legt den Grundstein zu dem, was wir in der Zukunft sind. Zwar können wir die Zukunft heute nicht leben, aber wir können das Fundament dafür legen (und wenn man weiter denkt, legen wir auch das Fundament für unsere Nachkommen). Klar kann man sagen, die Zukunft sei noch nicht da und man wisse nicht, was sie wirklich bringe. Trotzdem wird sie (sehr wahrscheinlich, wenn nicht etwas schlimmes passiert) kommen und sie will dann vorbereitet sein, dass sie auch lebbar ist - so, wie man sie eben leben möchte. Man hat immer Pläne im Leben, Ziele im Leben, möchte Wege einschlagen, die zum Ziel führen, das man sich in seinen Träumen und Wünschen vorstellt. Und dazu ist das Heute: diesen Weg auch zu gehen.

Ich denke, die Essenz des Vorsatzes im Heute zu leben, ist nicht, die Zukunft und die Vergangenheit auszuklammern, sie zu negieren, sondern sich bewusst zu sein, dass wir heute nur dieses Heute haben und dieses auch schätzen sollen. Die Vergangenheits- und Zukunftsgedanken sollten nicht das ganze Heute eliminieren im Kopf und die ganze Aufmerksamkeit abziehen. Das Heute soll bewusst und achtsam gelebt werden, mit Genuss, präsent. Trotzdem gilt es, auch nach vorne zu schauen, um zu sehen, wo man hin will und wie man dahin kommen kann. Und es gilt nach hinten zu schauen, um zu sehen, wieso wir sind, was wir sind. Und auch gewisse Fehler, die wir machten, in der Gegenwart vermeiden zu können - oder zumindest als solche erkennen zu können.

Vergangenheit vergeht nie - wir tragen sie mit. Aber wir können ihr den Platz zuweisen, der ihr zukommt: Sie ist Teil unseres Lebens und unseres Seins, aber sie ist vorbei und damit abgeschlossen. Mit diesem Bewusstsein die Gegenwart angehend, die Zukunft im Blick, werden wir den Weg gehen - bewusst, präsent, aber nicht blind - weder nach hinten noch nach vorne - und schon gar nicht im Jetzt.

Donnerstag, 1. März 2012

Sicherheit

Sicherheit - gibt es sie?
Nur ein Schein?
Placebo?
Sehnsucht?
Halt im Haltlosen?
Rückendeckung beim Angriff?
Ritter in der Rüstung?
In mir selber?
Nur da?
Kein Verlass?
Nie im Aussen?
Nur tief drin?

Unsicherheit - übermannt sie?
Zerstört?
vernichtet?
Wo ist die Rettung?
Nirgens?
Keine Ritter mehr?
In mir drin?
Nirgends sonst?
Versinken?
Selbstschutz?


Im Moment habe ich mehr Fragen als Antworten - das spiegelt sich wohl auch sehr deutlich in meinem Blog nieder. Wobei ab und an zu sagen ist, dass Fragen mehr aussagen als Antworten, da sie das aufzeigen, was eben hinterfragt wird. Und das Hinterfragen geschieht oft aus Gründen - die man sich vielleicht nicht mal bewusst ist, aber irgendwo in der Tiefe etwas spürt, eine Frage halt, die aufsteigt. Und diese Fragen suchen das Licht, wollen gestellt werden, um dann auf Antworten zu treffen. Ab und an gibt es vielleicht auch keine Antworten, weil die Frage falsch gestellt ist, weil die Frage nur suggestiv ist - oder aber, weil niemand die Antwort wissen kann - man sie erfahren muss - oder auch nicht.

Und dann bleiben die Fragen im Raum stehen, als unbeantwortete Fragen. Harren der Dinge, lassen den Fragenden harren und kommen nicht weiter. Sie versinken im Nirwana der Fragen, unbeantwortet, vielleicht unreflektiert. Ab und an drehen sie auch. Im Kopf. Im Herzen. Lösen Widersprüche aus. Lösen sie wieder auf. Um neue entstehen zu lassen. Und man wäre dankbar um Antwort. Um selber Klarheit zu finden. Aber alles schweigt.

Oder doch nicht?

Luft oder Unsinn - oder beides

Ich atme ein
Ich atme aus.
Mal schneller,
mal langsamer.

Stimmt das?
Was mache ich?
Nichts.
Oder doch?

Es atmet in mich,
es atmet aus mir raus.
Still.
Und stetig.

Wer atmet?
Wer ist es?
Und wie um Gottes Willen,
kam es in mich rein?

Um Gottes Willen?
Was hat der schon wieder hier zu suchen?
Der verfolgt mich.
Ich will hier weg.

Wohin?
Er sei überall.
Big Brother.
Wir brauchen gar keine Kameras.

Es atmet noch immer.
In mir.
Aus mir.
Durch mich.

Wohin?
In die Luft.
Da kam es auch her.
Oder Sie?

Was ist es?
Luft?
Nichts?
Alles?

Ich könnte aufhören zu atmen.
Wobei, ich atme nicht.
Ich bin ausgeliefert.
Opfer.

Wovon?
Von wem?
Keine Ahnung.
Egal.