Sonntag, 23. Oktober 2011

Der Böse und der Tod

Momentan steht ein Video von Gaddafis letzten Augenblicken im Netz. Man sieht ihn lebend, erst wenig, dann stark Blut überströmt, sieht, wie er von Pistolen bedroht wird und schlussendlich wird er wohl regelrecht hingerichtet. Das Gesicht verzerrt, das Blut überall.

Gaddafi ist tot. Erschossen. Hingerichtet.

Gaddafi war kein Engel, wahrlich nicht, er ist mit seinem Umfeld und vor allem seinen Widersachern hart ins Gericht gegangen, hat ein ganzes Volk unterdrückt und drangsaliert. Das werfen wir ihm vor. Nun hat man mit ihm quasi im Namen der humanitären Hilfe dasselbe gemacht? Ist das legitim? Heiligt der Zweck (welcher war es denn nun genau???) alle Mittel?

Einigen westlichen Machthabern kam Gaddafis Tod sehr gelegen, denn seine Einvernahme vor dem internationalen Gerichtshof hätte einige in ein schlechtes Licht gerückt. Stecken sie hinter der Hinrichtung? Wäre das legitim? Oder eine erweiterte Form von Selbstjustiz? Wer hat Dreck am Stecken, wer wäscht mit Persil? Ich denke, die Wahrheit ist komplizierter als dass er der Böse und seine HInrichter die Guten waren.... Für eine wirkliche Aufklärung wäre eine Gerichtsverhandlung gut gewesen, denn nun wird er in gewissen Kreisen Märtyrer sein, für andere das Böse schlechthin verkörpern. Und beides wird der Sachlage nicht gerecht.

Die Zeitungen sind voll mit Bildern des toten Gaddafi. Das Gesicht verzerrt, Blut überall. Darf man solche Bilder so öffentlich zeigen? Ist das pietätlos? Hätte auch ein Mann vom Format Gaddafis ein wenig Zurückhaltung verdient? Nehmen unsere Kinder Schaden an solchen Bildern? Zeugen sie von Gaddafis Tod und sind wichtig, um den Tod zu glauben? (Mein erster Gedanke: ist er wirklich tot oder ist das nur ein geschickter Schachzug?). Die Meinungen gehen auseinander. Die Bilder zu zeigen ist in meinen Augen nicht das Verbrechen, sie dokumentieren die Abgründe der menschlichen Seele (nicht nur Gaddafis....) - die leider realistisch sind. Klar würden wir unsere Kinder gerne von solchen Bildern fernhalten, sie vor der Grausamkeit der Welt beschützen. Leider ist das im heutigen Zeitalter der allumfassenden Medien kaum möglich. Wir können sie nur tragen auf dem Weg, die Realität zu erfassen mit all ihren Schrecknissen.

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