Dienstag, 25. Oktober 2011

Das Leben - im Innen und im Aussen

Thomas Mann sagte einmal, dass er, wenn er schreibt, überall auf Dinge und Themen stösst, die mit seinem Schreiben zu tun haben. Das Thema seines Schreibens wiederholt sich im Aussen. Oft erkennen wir im Aussen etwas wieder, das uns im Innern umtreibt. Heute gefunden: ein Lied von Udo Jürgens:

http://www.youtube.com/watch?v=N3r2MBtIUgI

Der Text dazu:
Du sagst, du bist frei
und meinst dabei
du bist alleine.
Du sagt, du bist stark
und meinst, du hast
noch ein paar Träume.
Jeder Blick aus deinen Augen
ist ein stummer Hilfeschrei -
mir geht es genau wie dir,
du kannst ruhig ehrlich sein.

Du sagst, dir geht's gut,
jedoch das klingt
bei dir so bitter.
Wenn ich dich berühr',
ist mir als spür'
ich, daß du zitterst.
Deine Seele ist voll Narben,
du hast Angst, sie brechen auf.
Vergrab' dich in meinem Arm,
ich schütze dich
so gut ich kann.

Gib' mir deine Angst,
ich geb' dir die Hoffnung dafür.
Gib' mir deine Nacht,
ich geb' dir den Morgen dafür.
Solang' ich dich nicht verlier',
find' ich auch einen Weg mit dir.

Schau' mir ins Gesicht,
ich suche dich
in deinem Schweigen.
Noch fällt es uns schwer,
das was wir fühlen,
auch zu glauben.
Doch ich will mit dir versinken,
bis uns beide nichts mehr trennt.
Und wenn dich die Kraft verläßt,
vertrau' auf mich
und halt' dich fest.

Gib' mir deine Angst,
ich geb' dir die Hoffnung dafür.
Gib' mir deine Nacht,
ich geb' dir den Morgen dafür.

Gib' mir deine Angst,
ich geb' dir Gewißheit dafür.
Gib' mir deinen Traum,
ich geb' dir die Wahrheit dafür.
Solang' ich dich nicht verlier,
find' ich auch einen Weg mit dir.

Gib' mir Zuversicht,
die all meine Zweifel besiegt.
Gib' mir das Gefühl,
daß es ein Zuhaus für mich gibt.

Gib' mir deine Angst,
ich geb' dir die Hoffnung dafür.
Gib mir deine Nacht,
ich geb' dir den Morgen dafür.

Solang' ich dich nicht verlier,
find' ich auch einen Weg mit dir
mit dir
mit dir
mit dir

Eigentlich wäre der Blog dazu da, meine eigenen Gedanken niederzuschreiben, allerdings: wenn er es schon so perfekt getan hat? Was soll ich noch? Wiederholen, dass ich oft Angst habe? Meine Freiheit liebe und sie sich doch oft so einsam anfühlt? Von Träumen fasle und doch oft Leere spüre? Nach Halt mich sehne und doch immer stark sein muss? Und überhaupt: wenn ich all das zugäbe, wären da nicht all die, welche sich freuen würden über die Schwäche, über das Versagen? Muss man nicht ständig stark sein, Haltung bewahren, lächeln, sagen: es geht mir gut... Und wenn einem wer ans Bein pinkelt, das zweite Bein hinhalten? Um ihm ja keinen Triumph zu gewähren, sondern Oberhand zu behalten.

Und dann? Kommt man heim. Ist allein. Die Haltung fällt. In sich zusammen. Zurück bleiben Leere, Einsamkeit, Schwäche. Und ein nasses Bein. Wie gut klangen Freiheit, Träume und Haltung.

Und dann möchte man aufspringen, sagen: lasst mich alle in Ruhe, ihr Beinpisser, verpisst euch und entleert euch wo anders. Bleibt mir vom Leib und kommt nie mehr wieder. Und man hofft, durch diesen Rundumschlag zur Ruhe zu kommen. Für sich, im Leben. Man hofft, dass dann Erleichterung eintritt. Und kurz kommt auch ein Triumph auf, man fühlt sich stark, man hat etwas bewegt. Hat sich behauptet. Man war so frei...

Udo singt von einer Seele voller Narben, bei denen man fürchtet, sie brechen auf. Leider tun sie das meist durch die Menschen, die einem nahe gehen. Und genau die sind es ja, in deren Arme man sich vergraben möchte. Und genau die sind es, die einen am tiefsten treffen können. Und damit neue Wunden kreieren, aus denen wieder Narben werden. Und irgendwann wird die Angst so gross, dass man von vornherein mauert, um ja keine Wunden zulassen zu müssen. Und wenn man nur die Möglichkeit einer Wunde sieht, geht man zum Mauerbau über, macht zu. Und verbaut sich wohl damit die Arme...

...ich bin so frei...

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