Freitag, 11. November 2011

Von Daten und anderen herausragenden Dingen

Für Nora

Heute ist der 11.11.11. Heute wird geheiratet, was das Zeug hält, Kinder kommen per Kaiserschnitt auf die Welt, damit sie dieses sinnvolle Geburtsdatum haben - heute ist alles toll. Was heute passiert, muss gut sein, weil es ein sinnträchtiges Datum ist. Da kann nichts mehr schief gehen. Wenn man das Datum hat, ist man cool, in, was Besonderes.

Wieso eigentlich? Was ist am 11.11.11 besser als am 4.2.11? Wenn man bedenkt, dass die Quersumme von 11.11.11 6 ergibt und 6 ein Drittel der Teufelszahl 666 ist, wäre ja alles schon zu einem Drittel dem Teufel geweiht. Das sei blosser Aberglaube? Na, wieso dann aber das super Datum? Das wäre dann auch blosser Aberglaube?!? Oder nimmt man es, weil man es sich besser merken kann? Wohl kaum. Ein Jahr später ist nicht mehr der 11.11.11 und das 11.11. ist nicht mehr viel anders als jedes andere Datum auch.

Wieso will man eigentlich immer etwas Besoneres haben oder sein? Wieso reicht normal nicht aus, ist gar langweilig? Wieso denkt man, sich durch solche besonderen Dinge aufwerten zu müssen? Weil man (sich?) selber nicht genug ist? Weil man herausragen muss oder will? Weil man wahrgenommen werden will? Wohl schon. Das Problem dabei ist, dass die Spirale ins Uferlose geht. Je mehr besondere Menschen es gibt, desto mehr Besonderes muss man sich auferlegen, um noch mehr herauszustechen. Und so geht immer mehr Energie in die Aktionen, das Besondere zu suchen, finden und sich anzueignen. Irgendwann vergisst man dabei zu leben und vor allem geht das eigene Besondere unter, denn all die anderen Besonderheiten sind stets nur aufgesetzt, nicht echt.

Drum heirate ich heute nicht (ok, wäre etwas eng gewesen), kriege keine Kind (das hat wohl auch andere Gründe) und mache auch sonst nichts - ausser vielleicht mich 11 Mal im Kreis zu drehen und 11 Mal hurra zu schreien und dabei an 11 tolle Dinge zu denken - welch ein Spass!

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