Donnerstag, 22. Dezember 2011

Lieb sein um geliebt zu werden

Der Mensch will geliebt werden, möchte, dass andere Menschen ihn nett, gut, toll finden. Dafür macht er einiges oder eben auch einiges nicht. Wie viel lassen wir uns gefallen, um ja nicht abgestossen zu werden? Wie oft weiten wir unsere eigentlichen Grenzen aus, um dem andern nichts abzuschlagen, wofür er einen zürnen könnte. Wir machen uns so zur Marionette anderer Bedürfnisse, indem wir die eigenen vernachlässigen, verletzen, ignorieren.

Es geht nicht drum, als Egoist durchs Leben zu gehen, nur noch seine eigenen Bedürfnisse zu sehen, diese auf Gedeih und Verderb durchzusetzen. Aber wir sollten aufpassen, dass wir im Streben nach Liebe uns selber nicht verlieren.

Wenn jemand an einen herantritt mit einer Bitte, fällt es oft schwer, nein zu sagen, selbst wenn alles in uns nein schreit. Wir sind uns oft zu wenig wert, zu unserem Nein zu stehen, weil wir denken, wir hätten dieses Nein gar nicht verdient. Ein ruhiger Abend zu Hause der Anfrage nach Hilfe vorzuziehen erscheint uns egoistisch, selbst wenn wir erschöpft, müde und absolut ruhebedürftig sind. Wir denken, der andere denke dann schlecht von uns, sei enttäuscht, traurig und würde das nicht verstehen. Und vielleicht ist das auch so. Nur: wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse immer wieder mit Füssen treten, wird unser Selbstwert immer kleiner und wir werden selber immer trauriger, enttäuschter.

Besonders verhängnisvoll wird dieses Verhalten in Beziehungen. Wenn einer immer grösser wird, der andere immer kleiner, fällt die Beziehung in ein Ungleichgewicht. Der eine bestimmt, der andere gibt nach, der eine ist stark, der andere immer schwächer - und irgendwann wird es zerbrechen. Weil der Starke gelangweilt ist vom Schwachen oder weil der Schwache den eigenen Leidensdruck nicht mehr aushält und alle noch vorhandenen Kräfte mobilisiert, aus dem Gefängnis der Unterdrückung der eigenen Gefühle raus zu kommen.

Oft spielen diese Mechannismen im Unbewussten. Der Starke ist sich vielleicht seiner Art gar nicht bewusst, merkt vielleicht gar nicht, dass er immer seien eigenen Weg geht, den andern immer auf diesen zieht, ohne ihn zu fragen oder zu hören, was sein Weg wäre. Er sieht die Gründe für seinen Weg und diese sind für ihn selber stichhaltig, so dass es ihm nicht in den Sinn kommt, davon abzuweichen. Dabei übersieht er, dass auch der andere Gründe hat für SEINEN Weg - und diese für IHN genau so triftig sind. Nur wenn beide gehört werden und gemeinsam den Weg finden können, wird es ein Weg sein, der weiter geht und auf dem beide fröhlich gehen.

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