Mittwoch, 6. Juni 2012

Sind Bücher out?

Angeregt durch den Blogeintrag von  Gesine von Prittwitz bei SteglitzMind machte ich mir heute meine Gedanken zum Thema Buch und ob es nicht langsam out wäre. Die Stimmen hallen ja schon lange durch die Regale und Buchläden, die Verlage unken es und fürchten sich. Die neuen Medien scheinen auf dem Vormarsch und dabei das gute alte Buch zu verdrängen. Die einen betrauern die guten alten Zeiten und fürchten, sie seien unwiederbringlich dem Untergang geweiht, die anderen verstehen den Aufruhr nicht und fragen sich, wieso einem simplen Gegenstand wie einem Buch so viel Aufmerksamkeit zukommt.

Wieso wird das Buch so hochgehalten? Wieso hat e einen höheren Status als ein Autoreifen, eine Zahnbürste? Ich denke, die Gründe sind vielfältig.
Wer ist nicht schon mit einem Buch in eine andere Welt entschwebt? Hat genossen, neue Gedanken kennen zu lernen, Abstand vom Alltag zu kriegen? Bücher sind kleine Oasen und als solche haben sie einen hohen Stellenwert.

Bücher sind Kunst. Wie Bilder. Wie Musikstücke. Damit heben sie sich von einer Zahnbürste als blossem Gebrauchsgegenstand ab. Klar könnte man den Inhalt des Buches anders transportieren, auf dem Computer, auf Tablets. Trotzdem behält das Buch seinen Stellenwert neben diesen neuen Wegen der Übermittlung. Ein Teil dieses Wertes ist wohl der Nostalgie geschuldet. Man wuchs (heute noch) damit auf, man ist gewohnt, in Büchern zu blättern. Man weiss noch, wie man als Kind unter der Bettdecke las, geniesst das ganze Drumrum des Buches mit.

Bücher haben Substanz. Die hat ein Tablett auch, aber eine andere. Es ist kälter, ferner. Das Buch liegt warm in den Händen, ich kann reinschreiben, kann die Seiten riechen, die Druckerschwärze riechen. Ich kann von Hand blättern. Es ist unmittlbarer. Beim Tablett steckt viel Technik dahinter. Das ist immer noch fremd. Trotz aller praktischen Seiten wie Hintergrundbeleuchtung, die das Lesen unter der Bettdecke vereinfacht (selber schon probiert). Man fühlt sich damit nicht vertraut und spätestens, wenn die Technik streikt, ist alles aus.

Wieso muss man die beiden überhaupt gegenüberstellen? Sie können ja nebeneinander bestehen bleiben. Das Auftauchen der Fotokameras war auch nicht das Ende der gemalten Kunst, Fernsehen hat das Theater nicht ausgeblendet. Klar, es fanden Verschiebungen statt. Der Markt musste geteilt werden. Aber schlussendlich fanden alle ihren Platz - mit Verschiebungen, mit Veränderungen zu früher, aber sie hatten weiter Bestand.

Noch nie mochten alle Menschen Bücher. Es gibt sehr viele Menschen, denen Bücher egal bis hin zu einer Plage sind. Das war immer so und wird wohl immer so bleiben. Diese Menschen machen sich aber auch kaum Gedanken über das Büchersterben, sie sind nur froh, wenn sie keine lesen müssen. War man früher auf Bücher angewiesen, um ein wenig BIldung zu kriegen,  geht das heute auf anderen Wegen. Das ist durchaus ein Gewinn, da Bildung trotz allem wichtiger ist, als gerne zu lesen. Sage ich als Buch- und Literaturliebhaber. Schon da hat der Wert des Buches abgenommen, man muss keine Bücher mehr haben, um als gebildet zu gelten. Trotzdem vermittelt ein volles Bücherregal im Wohnzimmer diesen Eindruck noch heute. Das sind Bilder in Köpfen, Assoziationen. Die sterben nicht so schnell aus. Und das ist vielleicht auch gut so. Denn sie haben auch ein Stück Wiedererkennungswert und Stabilität in sich.

Es bringt in meinen Augen nichts, in einen Trauergesang um das Büchersterben auszubrechen. Sterben werden sie nicht. Sich neu einordnen in einem immer grösser werdenden Dschungel an Möglichkeiten aber schon. Es findet quasi eine Art Evolution im kulturellen Bereich statt.

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