Montag, 23. Januar 2012

Frühstück at Cosima's

Mutter Cosima liest beim Frühstückstisch dem Filius aus Zenshos Worten eines Erwachten vor über die geistige Verblendung: "In Wahrheit nimmst du aber nur scheinbar mit den Sinnesorganen etwas Äusseres wahr, denn Raum ist nichts weiter als Projektion des Bewusstseins." - Kindchen hält inne, schaut sein Honigbrot an, sagt: "Das stimmt nicht, das Brot gibt es.", beisst genussvoll rein und schaut mich triumphierend an beim Kauen. :)

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So sehr ich Zenshos Worte teile im Sinn, so wenig konnte ich dem Kind widersprechen. Wenn wir etwas sehen, lässt sich sagen, es kann die Färbung unserer Augen sein. Schon Kant sagte: Wenn du etwas Grünes siehst, weisst du nicht, ob es wirklich grün ist oder dein Auge eine grüne Glasscheibe. Wenn wir etwas hören, könnten wir es auch nur in der Vorstellung hören. Die Schallwellen sind leichter als nur vorgestellt zu denken als etwas, was wir fühlen. Dasselbe gilt bei Reflexen, Sinnesreizen wie Speichel (Pavlov) und ähnlichem. Aber wie steht es beim Berühren? Das erscheint uns irgendwie wirklicher als das Gefühlte, Gehörte, Gesehene. Was die Hände spüren, das ist unumstösslicher wahr als alles andere. Wieso geben wir dem Tastsinn die Oberhand über die anderen Sinne? Wieso ist er wahrer als jeder andere?

Wenn alles Energie ist, alles nur der eine Geist, wir alle eines sind und alles nur Energie ist, die in verschiedener Materialisierung auftritt, sei es als Schallwellen, sei es als Rauch, Flüssigkeit oder noch dichter als Körper - dann ist alles Energie in Bewegung und damit gleich wahr. Die Frage ist aber: wo findet die Materialisierung statt? Nur in unserem Geist/Bewusstsein oder eben doch ausserhalb? Und wenn nur im Bewusst sein, läge dann, dass wir alle dasselbe sehen (oder zu sehen glauben, denn wissen, was der andere sieht, tun wir nich), daran, dass wir alle eins sind und darum dem gleichen Bewusstsein verbunden?

Und so könnte ich nun weiter zerpflücken und tiefer gehen und jedes einzelne Wort erneut auf die Goldwaage legen, um am Schluss am selben Punkt anzulangen: Die Welt ist der Spiegel unseres Bewusstseins. Erklären kann man es nicht, man muss es fühlen.

Niemand sagte, es sei leicht. Ab Morgen lesen Filius und ich die Hatha Yoga Pradipika - und ich bin gespannt auf unsere Gespräche.

1 Kommentar:

Cosima hat gesagt…

Zu sagen ist: Das Honigbrot muss existiert haben - ich habe es gestrichen!