Sonntag, 15. Januar 2012

Gut ist nicht gut genug

Ich muss perfekt sein. Alles, was nicht perfekt ist, ist nicht gut genug und reicht nicht. Und ich will doch genügen, will doch gut genug sein. Also strenge ich mich an. Ich versuche, Fehler zu vermeiden. Weil: wenn ich Fehler mache, bin ich nicht gut genug, werde kritisiert, werde vielleicht abgelehnt.

Was ist ein Fehler? Ist ein Fehler, mich nich so zu verhalten, wie mein Gegenüber es von mir erwartet? Ist ein Fehler, mich nicht so zu verhalten, wie es für imch stimmt? Was, wenn die beiden auseinander driften? Was ist dann richtig? Was falsch? Und wer entscheidet es?

Setzen wir uns nicht tagtäglich unter Druck, Ansprüche zu erfüllen, die wir als erfüllenswert oder gar als Pflicht sehen, sie zu erfüllen? Wer hat die Ansprüche? Wir selber? Unsere Eltern? Die Gesellschaft? Freunde? Familie? Lehrer? Arbeitgeber? Und wie sehen die Ansprüche aus? Und wer sagt, dass wir sie wirklich erfüllen müssen? Was ist ein gerechtferitgter Anspruch? Und hinterfragen wir die Ansprüche überhaupt, bevor wir uns den Druck machen, sie zu erfüllen? Oder nehmen wir sie als quasi gegeben und strampeln uns ab wie ein Hamster im Rad, uns selber verurteilend, wenn wir aus dem Rad purzeln oder aber das Rad von der Stange fällt?

Was ist Druck? Wie fühlt er sich an? Gut? Eher nicht? Er drückt nieder, im wahrsten Sinne des Wortes. Er belastet, macht klein, macht unfrei, setzt Ängste frei. Die Ängste lassen den Druck nochmals wachsen und bringt neue Ansprüche: was wir alles erfüllen müssen, um die Ängste zu entkräften, sie nicht wahr werden zu lassen. Und so sind wir im ständig wachsenden Druck, bis wir erdrückt sind - uns selber erdrückt haben.

Wo liegt der Ausweg? In der Zeit und im Vertrauen. Im Vertrauen darauf, dass das, was für uns gut ist, kommen wird - wenn wir ihm die Zeit geben. Und dazu müssen wir bei uns bleiben und uns den Raum geben. Den Raum, herauszufinden, was wir erfüllen wollen, nicht was wir denken, dass wir es sollen. Wir müssen uns das Vertrauen schenken, dass wir mit dem, was uns entspricht, was wir als unser Sein erkennen, dahin finden werden, wo wir hin wollen. Das Vertauen und die Zeit werden Energien schaffen, die im Aussen Resonanz finden. Und plötzlich eröffnen sich Perspektiven, Türen gehen auf. Ohne Angst, ohne Druck.

Vertauen läst frei werden. Wenn wir uns die Zeit dazu nehmen und sie uns auch geben. Und dann wird auch niemand anders mehr Ansprüche stellen können, weil wir selber unseren Weg gehen und das angehen, was dahin führt, wo wir hin wollen. Dann können wir mit Goethe sagen: Frei ist, wer mag was er muss. Und müssen tun wir nur das, was wir auch wollen, um unsere Ziele zu erreichen. Und dessen müssen wir uns bewusst sein. Es heisst nicht, dass wir frei von jeglichem Tun sind, nur noch Warten auf Godot betreiben. Arbeiten müssen wir - aber für uns und unsere Ziele. Und das setzt uns frei.

Es wäre nun nicht gut, mit aller Macht Ziele zu verfolgen. Sie angespannt und verbissen erreichen zu wollen. Nur die nötige Gelassenheit wird uns dahin führen. Und dann ist gut gut genug, weil gut genau das ist, was es sein soll. Und das, was ist, wird gut sein.

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