Montag, 19. März 2012

Alle sind eins - ich bin du und du bist ich

Heute las ich bei Zensho über die Frage "Wer bin ich?". Die Frage sei komisch, als ob die Welle das Meer frage, wer sie sei und das Meer antworte: Du bist ich, du bist das Meer. Wir alle seien dieselbe Wirklichkeit und nähmen uns nur irrtümlich voneinander getrennt wahr. Und durch diese separate Wahrnehmung entstehe alles Leid. Heisst es.

Ich glaube auch, dass wir im Grunde verbunden sind, alle die eine grosse Wirklichkeit, dieselbe Energie sind. Alle sind wir Materialisierungen ein und derselben Energie. In der Materialisierung aber, so denke ich, sind wir eben doch getrennt und nicht mehr eins. Wir haben uns manifestiert als Individuum, das im Grunde zwar eine gleiche Basis hat wie die anderen Individuen, nun aber eine eigene Ausprägung besitzt.

Was wäre die Konsquenz, wenn wir alle eins wären? Ich wäre du und du wärst ich? Alles, was deins ist, wäre ja dann meins. Meins deins. Eigentum wäre aufgehoben. Rechte gäbe es keine mehr, da wir alle ein Recht auf alles hätten, da alles auch eins wäre. Oder wie weit geht das Einssein? Wo hört es auf? Wir können uns als Teil des Ganzen sehen, das Ganze ist irgendwie auch in uns drin, aber trotzdem bleiben wir wir. In dieser Welt, in der wir leben.

Was hilft uns diese Philosophie des Einssein? Sie hilft uns, Verständnis für den andern zu haben. Sie hilft, Mitgefühl und Liebe zu empfinden und zu bewahren. Wenn der andere genau so ist, wie ich es bin, sehe ich uns als verbunden und fühle mich ihm nah. Es fällt dann leichter, gut für ihn zu fühlen, gut gegen ihn zu handeln, als wenn ich ihn als komplett anders erachetet. Indem ich ihn als gleich sehe, weiss ich, er hat auch seine Ängste, wie ich sie auch habe, er hat auch Schwächen, Stärken, Unsicherheiten, Freuden. Er ist Mensch, wie ich. Nicht mehr, nicht weniger. Das gibt mir etwas Sicherheit und lässt mich besser fühlen. Wäre er komplett anders, wäre ich unsicher, denn ich könnte nicht durchschauen, wie er ist, was er ist, er wäre fremd und Fremdheit schürt Ängste, Abwehr, Misstrauen. Alles das wollen wir aber nicht, sondern wir wollen gute Gefühle, wollen uns öffnen, wollen leben, lieben. Und dazu hilft die Sicht des All-Eins. Die auch nicht verkehrt ist. Nur eben eine absolute Wahrheit darstellt, die von der relativen unserer Welt, in der wir leben, überlagert ist.

Ich denke, die Kunst liegt darin, die eigene Individualität wahrzunehmen, zu leben, zu achten auch, dabei aber das Bewusstsein zu haben, dass wir alle verbunden sind. Durch Energie, durch Wirklichkeit, durch blosse Existenz. Wir brauchen die andern, alleine sind wir schwach und hilflos. Nur wenn wir uns auf die anderen verlassen können, sie sich im Gegenzug auf uns, sind wir überhaupt lebensfähig. Und vielleicht steckt genau darin auch eine Antwort auf meine Frage von gestern: Wieso haben wir Beziehungen? Weil wir im Miteinander stärker sind als alleine. Weil wir nicht geschaffen sind, alleine zu sein. Weil Liebe ein Lebenselixier ist und uns erst lebendig macht.

4 Kommentare:

Thomas hat gesagt…

Du hast Dich also wirklich mit Schopenhauer beschäftigt ;-)

Cosima hat gesagt…

Aber klar doch - und ich will noch mehr ;)

Thomas hat gesagt…

Ich habe die Gesamtausgabe (in DE) :-)
Seine Philosophie über die Frauen ist recht ... aeh ... interessant (da war er aber wohl schon etwas alt und senil und ausserdem in einem üblen Rechtsstreit mit seiner Vermieterin)

Cosima hat gesagt…

Ich stolperte kürzlich über den Titel: Über die Weiber - habe es aber noch nicht gelesen.... aber witzig wäre es sicher mal :)