Mittwoch, 7. Dezember 2011

When all is said or done

Es gibt Zeiten des Aufbaus, Zeiten des Haltens und Zeiten des Niedergangs, der Zerstörung. Brahman, Vishnu, Shiva verkörpern diesen Lebenskreislauf im Hinduismus. Der Buddhismus sagt, das Leiden des Menschen resultiert aus dem Festhaltenwollen an dem, was ist. Wenn wir uns gegen die natürlichen Abläufe des Lebens sperren, an dem festhalten wollen, was ist, das vermeiden wollen, was nicht gut erscheint, setzen wir uns selber ins Leiden. Denn das halten zu wollen, was ist impliziert die Angst des Verlustes. Das vermeiden wollen, was man nicht will, lässt ständig gegen etwas kämpfen, was noch nicht ist, uns aber Angst macht. Und so sind wir von Ängsten getrieben, die eigentlich nichts mit dem Jetzt zu tun haben, sondern nur damit, was wir uns vorstellen, dass es sein könnte. Wir selber sind also verantwortlich für dieses Leid, weil wir unseren Vorstellungen Vorrang geben vor dem, was wirklich ist.

Nun klingt das alles wunderbar und auch verständlich. Man ist gewillt zu sagen, dass es genau so ist und man denkt sogar: ich höre auf damit, sofort. Leider holt uns unser Muster des Festhaltenwollens immer wieder ein. Es ist so tief in uns, dass es schwer ist, dem zu entsagen. Es hilft aber schon, sich dessen bewusst zu sein und immer wieder von neuem hinzuschauen, was wirklich ist, wenn wir wieder in einer Leidensphase stecken. Wo kommt dieses Leid her? Woran leiden wir? Ist das wirklich wahr, was uns das Leiden verschafft oder sind es nur unsere hausgemachten Vorstellungen?

Die Phase der Schöpfung ist voller Energie. Man sieht ein Ziel, will es erreichen, ist positiv. Ab und an zweifelt man vielleicht an der Machbarkeit, aber alles in allem ist das eine kraftvolle Phase. Wir bewerten sie als positiv. Die Phase des Haltens ist eine Beruhigung nach der Anstrengung der Schöpfung. Man kann ernten, was man vorher säte. Es ist eine schöne Phase, wohl die, welche man bewahren wollte. Ab und an vielleich ein wenig langweilig, so dass man denken könnte: war das nun schon alles? Gibt es nicht noch mehr? Müsste nicht mal wieder was ändern? Und dann kommt sie, die Phase, die eigentlich niemand haben will, denn Zerstörung und Untergang machen Angst. Man weiss nicht, ob der Fall je enden wird. Ob nachher wirklich wieder Aufbau kommt oder man einfach nur unsanft irgendwo landet. Man fürchtet, nie mehr Licht zu sehen vielleicht, denn man sieht nur, was kaputt geht, das, was kommen könnte, ist noch nicht da. Und viele verzweifeln in der Situation, denken, keinen Ausweg mehr zu sehen, da alles vor die Hunde geht, was ihnen lieb und teuer war. Man sieht das auch in der Jahreszeit, die diese Phase repräsentiert im Aussen: im November, dem Monat, der alles düster werden lässt, die Sonne wegbleibt, die Blätter verschwinden, Kahlheit und Grau zurück bleiben, tauchen auch viele Menschen in ihre eigenen Tiefen hinab. Und so mancher sieht keinen Ausweg mehr, glaubt nicht mehr an neue Schöpfung, nur noch an endlosen Untergang. Und er sucht den eigenen Ausweg aus allem - den, der allem Absinken ein Ende macht. Auch ein Loslassen... ob es das richtige ist? Wer weiss das? Wer kann es beurteilen? Die, welche nicht in der Lage sind? Nicht in seiner Haut stecken? Haben sie den Massstab? Wäre ein paar Wochen/Monate später alles besser gewesen? Oder aber war es doch der richtige Weg? Für ihn? Was ist richtig? Was falsch? Wer Richter? Wer Henker? Wer wählt?

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