Mittwoch, 29. Februar 2012

Gott ist tot

Wer ist Gott? Wann starb er?
Wer hat ihn gekannt?
Kommt er wieder?
Wie kann er ewig sein, wenn er tot ist?
Ist sein Tod eine Lüge?
Wo ist er also?
Überall?
Wie kann ich ihn sehen?
Kann ich ihn fühlen?
Was ist Glaube?
Wo hört die Hoffnung auf?
Da wo der Glaube anfängt?
Wo hört der Glaube auf?
Wieso kann man nicht wissen?
Gibt er Zeichen?
Wie höre ich sie?
Wo finde ich sie?
Bin ich hoffnungslos?
Könnte ich dann glauben?
Wer weiss es?

Dienstag, 28. Februar 2012

Alles im Fluss

Ist das Leben ein Fluss?
Fliesst er von selber oder ist das Bachbett Bahn gebend?
Kann ich den Fluss lenken oder werde ich von ihm mitgerissen, mit ihm mitgeführt?
Ist, woran ich mal vorbei geflossen bin, für immer verloren oder kann es mich wieder einholen - ich zurück schwimmen?
Wenn ich zurückschwimme, ist dann noch da, was mal da war oder floss das auch weiter?
Für immer verloren?
Kreuzen sich Flüsse?
Und wenn, mischt sich dann das Wasser oder fliesst jeder mit seinem Wasser weiter?
Was passiert, wenn ein Fluss überfliesst?
Ist es sinnvoll, gegen den Strom zu schwimmen oder soll man sich dem Fluss fügen, mit ihm mitgehen?
Ist man beim Schwimmen immer alleine oder schwimmt es sich zu zweit leichter?
Bin ich ein Rückenschwimmer oder eher ein (Ab)Taucher?
Bin ich der ganze Fluss oder nur ein Teil davon?
Wann kommt das Meer?
Und wo war meine Quelle?
Bleibt die Sehnsucht nach der Quelle oder ist das Sehnen Todessehnsucht?
Was ist mit mir, wenn ich im Meer lande? Fliesse ich dann weiter?
Was ist das Meer?
Bin ich Meer schon wenn ich (im) Fluss bin?

Emanzipation, Auslaufmodelle und verlorene Träume

Früher hatte ich immer einen Traum, wie mein Leben aussehen sollte: ich wollte Ehefrau, Mutter und Hausfrau sein. Daneben meine vielen kreativen Projekte verfolgen, aber grundsätzlich hätte ich einfach gerne für meine Familie gesorgt und wäre für alle da gewesen. Das Leben kam anders, gewisse Träume muss man im Leben wohl mal loslassen, vor allem, wenn der Zug dafür abgefahren ist. Das ist nicht immer einfach, da gewisse Träume ja doch tief sitzen, vielseitig begründet sind und dem eigenen Wesen entsprechen.

Für viele wurde ich durch die Nichtlebbarkeit des Traumes aber quasi gerettet, denn mit dem Traum war ich ein Auslaufmodell. Wie viele Frauen hätten dafür gekämpft, dass Frauen endlich arbeiten können, gleichberechtigt wären (sind sie es??)? Wie viele Frauen hätten sich eingesetzt für die Rechte der Frau, die ich nun mit meinem Wunsch mit Füssen trete - so hiess es. Tat ich das? Heisst Emanzipation wirklich, Frau muss nun arbeiten, darf gar nicht mehr anders wollen? Ich denke nicht, denn so verstanden wäre Emanzipation die Umkehr das vorherigen Zustands, Frau wäre nun einfach von den Zielen der dafür Kämpfenden bestimmt, noch immer nicht frei in der Wahl. Und darum ging es ja schliesslich und endlich: Die Möglichkeit zu haben, zu tun, was man will, im Arbeitsleben, im Miteinander. Gleiche Rechte (der Wahl, der Möglichkeiten) zu haben und nicht aufgrund des eigenen Frauseins diskriminiert sein. Das deckt sich auch mit dem ersten Gerechtigkeitsprinzip von John Rawls:

1. "Jede Person soll ein gleiches Recht auf das umfassendste Gesamtsystem gleicher Grundfreiheiten haben, das mit einem entsprechenden System der Freiheit für alle vereinbar ist."

Das zweite würde dann nachlegen:

2. "Soziale und ökonomische Ungleichheiten sollen so beschaffen sein, dass sie zum größten Vorteil der am schlechtesten Gestellten sind, und an Ämter und Stellungen geknüpft sind, die allen offen stehen unter Bedingungen fairer Chancengleichheit."

Da hapert es noch stark, nicht nur bei der Emanzipation, sondern generell in der heutigen Wirtschaft, glaubt man den entsprechenden Kritiken, welche bemängeln, dass es immer den Obersten besser geht bei Änderungen, kaum je den Unteren. Das mag oft stimmen, positive Ausnahmen gibt es zum Glück auch. Und die Hoffnung bleibt, dass irgendwann ein Umdenken hin zu einem wirklich sozialeren Miteinander entsteht, welches weitere und breitere Kreise zieht - Stück für Stück.

Und nachdem nun der Bogen geschlagen ist von persönlichen, zu verabschiedenden Auslaufmodellträumen hin zu politischer Gerechtigkeit, stellt sich die Frage: Ist das Leben immer gerecht? Müsste ich im Leben nicht auch die grösstmögliche Freiheit auf alles haben? Gerade kürzlich las ich, dass wir alle frei wären, wenn wir es nur erkennen würden. Wir könnten alles tun, was wir wollten, hielten uns aber selber wie Käfigvögel. Ist das wirklich so? Kann ich in die Welt hinaus gehen und nur noch machen, wonach mir der Sinn steht, ohne Rücksicht, ohne Gewissen, ohne Einschränkung? Rawls grenzt die absolute Freiheit immerhin ein, indem er sagt, die persönliche Freiheit müsse mit dem System, in dem man lebt, vereinbar sein, so dass auch die anderen dieselbe Freiheit hätten wie ich selber. Das ist dann eine Gleichheit der Freiheiten, die wiederum fair ist. Lebte ich alles frei aus, was ich gerade möchte, wäre ein anderer eingeschränkt durch mein Ausleben - oder ich durch seines. Das Miteinander in Fairness greift dem vor. Zu recht, wie ich finde. Und dabei gilt es dann wohl auch dann und wann, einen Traum zu begraben, weil entweder andere davon betroffen wären.

Es gibt aber sicher auch noch andere Gründe, Träume zu begraben. Wenn der Preis, den Traum zu leben, zu hoch ist. Dann beginnt das Abwägen, was wirklich zählt im Leben, was man bereit ist, zu zahlen für das Erreichen eines Traums und ob ein Kompromiss möglich und vielleicht gar besser wäre. Theoretisch klar, praktisch nicht immer einfach - Träume sitzen tief.

Lebe deinen Traum - das wünsche ich mir und allen.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Schreiben im Fluss

Gestern probierte ich ein neues Spielzeug und musste einfach aus dem hohlen Bauch heraus schreiben, was mir grad in den Sinn kam, was gar nicht so einfach war, da einem ja nicht immer etwas in den Sinn kommt, vor allem dann nicht, wenn man dringend was im Sinn bräuchte, um es überhaupt schreiben zu können, weil jemand meint, man müsse nun das im Sinne stehende niederschreiben, um so eine Schreibprobe zu haben, die man dann eben anschauen könnte, quasi als Probe aufs Exempel, als Anschauungsbeispiel, welches beim Ausprobieren des Spielzeuges helfen soll, da ohne etwas Geschriebenes schlecht zu sehen ist, wie so ein Schreibprogramm funktioniert, wenn man denn etwas geschrieben hat. Die Hauptproblematik war aber nicht mal so sehr das Schreiben des im Sinne Stehenden, denn irgendwie fällt einem ja immer etwas ein, selbst wenn es nur ist, dass einem grad nichts einfällt und man das niederschreibt, immer versuchend, es möglichst ausführlich zu tun, da man sonst, täte man es nur kurz und knapp und präzis prägnant noch mehr fällig wäre und man sich erneut überlegen müsste, was denn nun noch kommen könnte, nachdem das geschrieben ist, was einem kam, nämlich das Nichts, das grad im Sinn lag und einmal kein weisses Blatt - beziehungsweise Bildschirm - hinterliess, sondern eine Flut von schwarzen Buchstaben auf weissem Bildschirmhintergrund, die aber nicht ausreichte, zu zeigen, was zu zeigen war.

Erschwerend dazu kam, dass das Spielzeug keine Tastatur hatte, so dass man ständig auf einem Touchscreen (wie heisst so was eigentlich auf Deutsch, gibt es überhaupt einen Namen dafür oder muss man immer diesen unmöglichen Anglizismus benutzen, wo man doch solche gar nicht mag als bekennende die deutsche Sprache liebende Person) abmühte und dabei einen Fehler nach dem anderen schrieb, welchen man dann - so will es wohl die Spielregel des Spielzeugprogramms - nicht verbessern durfte, dabei aber bei jedem weiteren Buchstaben, den man da so schrieb, wieder zurück blickte, den Makel sah, sich dran störte, ob dem Stören einen neuen produzierte, den man fortan auch im Blick hatte und unter der Potenz der Makel kaum mehr weiter zu schreiben wagte, um nicht noch mehr solche Fehler zu produzieren, sich ab und an genötigt fühlte, doch die Delete-Taste (wieder so ein doofer Anglizismus) zu benutzen, um das Schriftbild nicht gar so schrecklich aussehen zu lassen.

Schliesslich und endlich entpuppte sich die Anstrengung als speziell anstrengend, da der Satz lang sein musste, um nicht noch mehr Sätze generieren zu müssen und lange Sätze oft die Schwierigkeit mit sich bringen, dass sie an einem Punkt anfangen, dann über mehrere Punkte weiter gehen, sich drehen, wenden, wieder drehen, an einen weiteren Punkt kommen, den man dann in Klammern, Bindestrichen, Kommata unterteilen kann, ausführen kann, weiter führen kann, um dann zurück zu kommen zum Eigentlichen, welches man schon fast vergessen hatte, knapp aber wieder erinnerte, also aufgriff und weiter führte, um dann wieder einen Einschub zu generieren und so den Satz in die Länge zu ziehen, bis dass er die Länge hatte, die er brauchte, um zu zeigen, was zu zeigen war - quod erat demonstrandum, um noch ein wenig Bildung in den Text einfliessen zu lassen - und dann oft Gefahr lief, zu vergessen, wo man den Satz eigentlich anfing, mit welchem Ziel man ihn weiter führte, um ihn dann - ja dann am Ende irgendwannn (wobei man das Ende nicht mal erahnen konnte, da man ja den Anfang fast vergessen hatte und dem Ganzen eh kein Ziel unterlag als Text zu produzieren, um ein Anschauungsobjekt zu haben) zu beschliessen, womit auch immer, denn wie soll ein Ende Sinn ergeben, wenn der Anfang schon keinen suchte?

So oder so - der Blog ist nun zu Ende, ich hoffe, ich habe alle Sätze zu einem sinnvollen Ende gebracht, Spass hat es nämlich gemacht, es war ein Schreiben im Maschinengewehrtakt, was ich zwar als friedliebende Person so nicht sagen dürfte, da ich ja Waffen absolut ablehne als Gewaltobjekte, die nur Unfrieden und Unheil bringen, nie aber was Gutes, es aber trotzdem sage, weil das Schreiben sich in etwa so anfühlte - wobei ich ja nicht weiss, wie es sich anfühlt, ein Maschinengewehr abzuschiessen, da ich das nie tun würde aus oben genannten Gründen) und ich es irgendwie genoss, einfach die Finger über die Tasten fliegen zu lassen, ohne Sinn und ohne Ziel, ohne Nachdenken, einfach im Fluss, auf den Spuren Thomas Manns mit seinen Monstersätzen, für die ihn wohl so mancher erwürgen könnte, würde er noch leben, was er aber nicht mehr tut (ob leider oder nicht darf jeder, der Thomas Mann lesen MUSS, selber für sich entscheiden) und sich somit nur noch - wenn er das denn noch kann, weil man ja nie weiss, was nach dem Ableben eines Menschen passiert, er kann weg sein, wiedergeboren sein, sich im Grab drehen und wenden oder still liegen - amüsieren ob der textlichen Ergüsse, die da eine auf den Bildschirm fliessen liess im Suchen nach ein paar Zeilen, um ein Spielzeug auszuprobieren.

Schlussfrage: Um welches Spielzeug handelte es sich?

Mittwoch, 22. Februar 2012

Eifersucht und anderes Leid

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Eifersucht spielt in uns und nirgends sonst. Sie ist nicht mal selbst gemacht, sondern sie macht etwas mit uns. Wir sind ihr ausgeliefert. Kopfkino und oft sind wir nicht Regisseur, denn wir können den Film kaum stoppen, sondern wir sind Zuschauer. Der ganze Film, was passieren könnte oder gar schon passiert sein könnte, spielt sich vor unserem inneren Auge ab und lässt uns drauf reagieren - mit körperlichen Symptomen, mit geistigem Leiden, mit Wut, Ärger, Trauer.

Wo liegt sie begraben, diese Leidenschaft? In der Unsicherheit in uns selber, in der Unsicherheit dem andern gegenüber und im mangelnden Vertrauen auf bestehendes Glück. Geprägt vom Wissen um die Vergänglichkeit sehen wir diese überall drohen, am ehesten in realistisch scheinenden Gefahren wie potentiellen Rivalen. Was wir haben wollen, soll uns niemand streitig machen. Und sehen wir uns in Gefahr, gehen wir zur Verteidigung über, welche oft als Angriff endet - der ja schliesslich die beste Verteidigung sei. Dabe merken wir oft nicht, dass wir durch diesen Angriff aus dem Nichts (und meistens unbegründet) mehr zur Vergänglichkeit beitragen als zum Erhalt. Denn: was ist wirklich passiert? Nichts. Und was tun wir? Wir greifen an. Mit Unterstellungen, Misstrauen, Anschuldigungen, bösen Worten, oft mit mehr noch. Ab und an sind wir uns dessen sogar bewusst und können doch nicht aus unserer Haut. In uns brodelt es. Und im Wissen um die Irrationalität und Haltlosigkeit unseres Verhaltens lassen wir das ganze Programm ablaufen. Uns innerlich scheltend und doch gefangen in den Emotionen.

Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe. Dieser Spruch aus dem Umgang mit Kindern greift wohl auch noch im Erwachsenenalter. Wenn man nämlich weiss, in welcher Not sich der so agierende Mensch befindet, sieht man auch seine Not und dass es nur ein Mittel dagegen gibt: Liebe. Denn um die fürchtet der Eifersüchtige. In der Angst gefangen, etwas zu verlieren, schlägt er um sich (sinnbildlich) und sehnt sich dabei nach nichts mehr als eben geliebt zu werden. Dass es zu dem Zeitpunkt nicht einfach ist, Liebe zu zeigen, zu geben, liegt auf der Hand. Man wird grad (zu Unrecht meist) angegriffen und was läge da ferner, als mit Liebe darauf zu reagieren. Was aber soll Gegenangriff bringen? Streit. Was Verteidigung? Misstrauen und damit noch mehr Angriff von der anderen Seite. Was bleibt ist die Liebe. Und auch wenn es schwer fallen mag, vielleicht ist es einen Versuch wert.

Dienstag, 21. Februar 2012

Angst

Angst lässt die Füsse schwer,
die Beine träge werden.
Die Knie drohen nachzugeben.

Angst lässt den Magen klumpen,
Leere aufsteigen.
Alles zittert innerlich.

Angst lässt das Herz erstarren
und rasen zugleich.
Es pocht bis zum Hals.

Angst lässt die Augen brennen,
die Lider zittern.
Alles scheint verschwommen.

Angst lässt den Kopf schwer werden,
und leert ihn zugleich.
Er droht zu zerbersten


Angst schnürt zu,
höhlt aus.
Sie brennt und lähmt.

Weil du so fern scheinst,
wie in einer anderen Welt.

Von grossen und kleinen Lieben

Ist Liebe messbar? In einer Skala von 1-10 einteilbar? Ist 10 besser als 5? Und sollte man 7 vergessen, weil 10 möglich wäre? Hält 10 ewig und 3 vergeht nach kurzer Zeit? Ist es falsch, sich auf 5 einzulassen, weil es nur eine halbe Sache wäre? Oder könnte aus einer halben Sache auch was Ganzes werden? Fehlt immer was bei 7 oder vermisst man es gar nicht, weil ja 7 da ist, nur drei fehlt? Würde es reichen, sich über 7 zu freuen, statt 3 zu vermissen?

Ist Liebe mathematisch? Gleichung, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Multiplikation oder Potenz? Und ist Glück am Faktor Liebe messbar? je mehr Liebe desto mehr Glück? Kann man mit 7 glücklich sein oder braucht es dazu 10? Ist 10 möglich? Oder ist die Skala nach oben offen? Was passiert, wenn bei einer 3 4 schwinden? Ist es dann Hass oder Gleichgültigkeit? Ist bei Hass noch Liebe da, weil er ja auch Gefühl ist, einfach mit negativem Vorzeichen? Ist Gleichgültigkeit gefühlslos? Kann man zwei Menschen lieben? Und wenn, dann nur mit Maximalsumme 10? Oder geht dann die Liebesskala höher? 7 für einen, 10 für den andern? Ist Liebe teilbar?

Fragen über Fragen, liefert mir jemand Antworten?

Leichen im Keller

In wohl jedem Leben gibt es Dinge, die man gerne ungeschehen machte, auf die man nicht stolz ist, die man aber nicht ändern kann. Man trägt sie mit sich, versucht, sie zu verheimlichen, vor sich selber und vor anderen und fühlt sich dabei immer schuldig und irgendwie schmutzig. Man denkt, wie man bloss so doof sein konnte, etwas im Leben zu tun, was man aus einer Laune, aus einer Schwäche heraus, aus einem Drang oder auch aus einem Mangel im Leben heraus tat. Das hängt nun wie ein Makel an einem und trübt doch ab und an das Leben.

Wie nun damit umgehen? Indem wir es immer als Makel sehen, werden wir uns immer und immer von Neuem damit belasten. Wir werden erneut leiden und uns von dem als Makel gewerteten herunterziehen lassen. Somit geben wir dem Fehler auch im Heute eine Bedeutung, eine, die ihm nicht mehr zukommt. Wir haben den Fehler eingesehen und könnten weiter gehen. Was bleibt, ist wohl die Angst, was andere von uns halten, wenn sie von dem Fehler erfahren, wenn sie die Torheit fassen können und uns im Lichte dieser vergangenen Torheit neu betrachten. Wir fürchten, daran gemessen und dafür im Heute verurteilt zu werden. Wir fürchten, dass wir diesen Makel nie mehr los werden und er uns auch noch das Heute verdirbt.

Jesus sagte zu den Menschen, die die Hure verstiessen: Wer unter euch ohne Sünde sei, werfe den ersten Stein. Jeder macht im Leben Fehler. Grössere, kleinere, bedeutsamere, nachhaltigere, vergängliche. Jeder hat die Möglichkeit, daraus zu lernen. Wenn dich heute jemand kennenlernt und findet, du bist gut, dich dann wegen der Vergangenheit anders sieht, dann liegt das Problem nicht bei dir selber, sondern ganz allein bei ihm. Klar schmerzt es doch, wenn er sich abwendet, denn man büsst für etwas, das man schon hinter sich hat und verliert etwas, jemanden, der einem vielleicht wichtig ist. Doch ist es nicht im Grunde besser? Wie viel Selbstherrlichkeit legt jemand an den Tag, der denkt, als Richter über deine Vergangenheit walten zu dürfen? Dich klein zu achten, weil du einen Fehler machtest, falsch handeltest, entschiedest an einem Punkt in deinem Leben?

Die Indianer sagen: Bevor du jemanden verurteilst, gehe zuerst ein Stück in seinen Mokasins. Es ist leicht, von aussen zu richten, wenn man nicht drin steckt. Und es ist auch leicht über sich selber in der Vergangenheit zu richten, wenn man den Blick zurück hat und in sicherer Distanz steht, weiss, wie alles rauskam.

Liebe heisst verzeihen, heisst auch, grosszügig sein. Also liebe dich selber und sei milde im Urteil über deine Vergangenheit. Das heisst nicht, dass man alles gut heissen soll, gar vergessen soll. Aber man soll sich auch verzeihen können und zu sich und seinen Fehlern stehen, daraus lernen und gestärkt weiter gehen.

Freitag, 17. Februar 2012

Sinn? - Überbewertet

Das Bundesamt für Umwelt hat eine Umfrage gemacht. Das ist an sich nicht spektakulär und auch nicht bemerkenswert, das tun die dann und wann. Die neuste Befragung ging zum sinnigen Thema: Wald. Was gefällt Menschen im Wald? Was machen sie da? Was für eine Art Wald hätten sie denn gerne? Resultat: Die Menschen entspannen gerne im Wald und mögen Laub-/Nadelbaumgemische,die von einem Bächlein durchzogen sind. Ob nun die eifrigen Bundesbeamten dahingehen, in Laubwälder Nadelhölzer, in Nadelwälder Laubbäume zu pflanzen? Sehen wir nächsten Sonntag Bundesangestellt mit Schaufeln und Wassereimer beschäftigt Bächlein legen? Und was, ja was, hätten sie getan, hätte die Mehrheit gerne lichtdurchflutete Pinienwälder gehabt? Fussballfeldbeleuchtungen montiert und Piementesische Wälder implantiert? Im Glauben an das Gute im Menschen und im Staat und vor allem in der Schweizer Verwaltung gehe ich aber davon aus, dass sicher viel Sinn hinter dieser Umfrage steckte und die Fragenden nun um Vieles klüger sind und sich die nächste Umfrage ausdenken.

Ein weiterer Unsinn, der mir heute begegnete, ereignete sich mit einem netten Zustelldienst einer Ware, auf die ich schon lange warte. Zweimal waren sie vergebens da, auf meine Anfrage, ob sie noch ein drittes Mal kämen und etwa sagen könnten, wann, meinten sie, ich solle sagen, wann ich da sei.

Ich: Ich bin am Montag und Mittwoch nächster Woche den ganzen Tag hier.
Die: Nennen sie einen genauen Zeitpunkt, wann sie die Lieferung haben wollen.
Ich: Ok, dann kommen Sie doch am Montag um 9 Uhr.
Die: Wir werden am Montag kommen, den genauen Zeitpunkt können wir leider noch nicht sagen.
Ich dachte mir den Rest nur noch....

Kürzlich haben sie bei Sohnemann in der Schule Milchprodukte getestet. Alle mussten von allen vorhandenen MIlchprodukten essen (ich halte ehrlich gesagt nicht sooo viel von Milchprodukten, schon gar nicht in so grossen Mengen - aber einmal ist keinmal und wirklichen Schaden wird er nicht davon tragen - dass diese Kinder dann nicht mehr wirklich Mittagessen wollten, sei mal dahingestellt) und dann eine Bewertung abgeben, was am Besten sei, was weniger gut. Da waren Joghurt, verschiedene Käse, Milch, Käse, Quark und Butter. Also mussten sie auch in einen Block Butter beissen. Wer um Gottes Willen isst Butter pur? Ergibt das Sinn, das so auf Geschmack zu testen und darauf, ob ich es gerne habe, wenn ich es so nie esse? Aber - das waren die Regeln und komischer Weise fand niemand Butter toll... Auch hier wird sicher viel gedacht worden sei vor dem Experiment - mir erschliesst sich das nicht ganz, aber ich muss ja auch nicht alles wissen.

Und so bleibt die Welt ein einziges Mysterium, ich sitze mittendrin und schaue zu und staune.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Von Diplomen und Zertifikaten

Heute gibt es für alles Diplome. Früher einfache Berufe werden mit poetisch klingenden Namen versehen und erscheinen gleich in neuem Licht. Es wimmelt überall von Fachfrauen und Managern, jeder klitzekleinste Kram wird zertifiziert und damit standardisiert - vermeintlich.
Das Diplom soll Qualitätssicherung bieten, ohne Diplom zählt der Mensch nichts mehr, zumindest nicht in der Arbeitswelt; da aber die Gesellschaft die Geltung in der Arbeitswelt fast eins zu eins in das private Leben überträgt und der Herr Prof. Dr. im Freundeskreis doch besser klingt als der nette Nachbar von nebenan, zieht es sich imemr weiter durch. Menschen identifizieren sich mit ihren (beruflichen) Rollen und werden daran gemessen.
Der wahre Wert des Menschen fällt immer mehr unter den Tisch und damit fängt das Problem an: was, wenn der Beruf wegfällt? Früher kannte man die Probleme bei der Pensionierung. Menschen wurden jäh aus dem Berufsleben gerissen und verloren damit ihre ganze Identifikation, den Lebensinhalt. Heute hat die nicht ganz rosige Wirtschaftslage diesen Verlust vorgezogen, Menschen stehen auf der Strasse, verlieren ihre Stellen und sehen sich vor dem Nichts - beruflich und damit auch für sich selber und in den Augen der Gesellschaft. Das nagt. An der Psyche, am Selbstwert, an der Existenz.

Doch lassen wir die persönliche Schiene mal aussen vor, so schwierig sie auch sein mag. Auch beruflich ist dieser Titel- und Diplomwahn nicht ganz unproblematisch. Reichte früher eine Ausbildung, ein Studium, um eine Stelle zu kriegen und diese auch bis zur Pensionierung zu behalten, steht man heute damit ganz am Anfang, hat quasi die erste Hürde genommen, der viele weitere folgen. Diplom soll auf Diplom folgen, Weiterbildung 2 Weiterbildung 1 ablösen; das Leben ist schon lebenslange Schule, nun folgt die never ending story auch in der Berufswelt. Ressourcen werden knapp und knäpper, Freizeit desgleichen, der berufliche Druck zieht an wegen Stellenabbau und daneben sollen noch Abendschulen und Wochenendeinsätze geleistet werden, um auch wirklich up to date zu bleiben. Wozu? Um ein Diplom zu haben. Wieso? Weil nur darauf geachtet wird.

Talent reicht nicht mehr, wenn das Diplom fehlt. Steht das Diplom da, wird auf Können wenig Wert gelegt. Wie oft lese ich fehlerhafte Artikel, Anzeigen von Textfachfrauen (und -männern, keine Frage), die sich anpreisen, fremde Texte zu redigieren, selber aber orthographisch, typographisch und stilistisch öfter mal ins Leere greifen statt in den Duden. Aber unter dem Deckmantel der nötigen Diplome ist das absolut unproblematisch. Hoch lebe der Schein.

Wer nun in diesem Text Fehler findet, darf sie rot anstreichen auf dem Bildschirm und mir dann alles schicken. Wer die meisten fand, kriegt einen Preis.

Glück

Ich habe in meinem Leben eines gemerkt: die grösste Gefahr für mein eigenes Glück ist, wenn ich das Glück im aussen suche. Dann stelle ich meinen eigenen Weg zu oft in den Hintergrund und konzentriere mich auf das Aussen, vergesse dabei das, was mich im Innen befriedigt, was ich brauche, um mit und in mir zufrieden zu sein.

Ist das Aussen gut und funktioniert, ist das kein Problem, dann fühlt sich das gut an. Doch sobald die Aussenwelt zu bröckeln beginnt, schwindet das Glück. Und wenn das Innen nicht gepflegt wurde, bleibt ein Loch zurück, eine Leere. Man hat sich selber verloren - schon lange - und weil man das Aussen auch noch verlor, steht man vor dem Nichts. Dann beginnt eine doppelte Arbeit: die Verarbeitung des Verlusts im Aussen sowie die Aufbauarbeit im Innen, die Neuerfindung von einem selber.

Wer bin ich?
Was will ich?
Was will ich nicht?
Wo will ich hin?
Wie komme ich hin?
Was brauche ich für mich?
Wo nehme ich es her?

Ich bin einige Male in diese ewig gleiche Falle getappt. Habe mich selber plötzlich klein gemacht, weil das Aussen so gross und gut erschien, achtete mich gering und unterwarf mich und mein Sein fast. Dadurch fehlte das Herz auf dem eigenen Weg, weil es ganz auf das Leben im Aussen geworfen wurde. Vergessen habe ich dabei wohl, dass man selber immer die Basis bleibt. verliert man diese Basis, sich selber, fehlt allem im Aussen auch an Fundament. Es gibt Menschen, die darauf aus sind, einem das Fundament zu entziehen, weil sie dann selber mehr Boden gewinnen können. Diese hätten gar keine Chance, würde man um seinen eigenen Boden besorgt sein, ihn bewusst pflegen. Nicht im Kampf gegen den andern, sondern aus Sorge zu sich selber.

Ich habe meinen Weg wieder im Blick. Das fühlt sich gut an. Nochmals passiert mir derselbe Fehler nicht. Aber ich bin dankbar für die Lehre. Auch wenn sie weh tat, oft mit Schmerzen, Abstürzen verbunden war. Lehren sind wohl so, dass sie ihren Preis haben.

Was ist Glück? Glück ist der Zustand, wenn man ganz bei sich im Jetzt lebt, offen für das, was ist, annehmend, was kommt, geniessend, was sich darbietet. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit dem Leben im Jetzt und Hier. Denn was war, ist nicht mehr, was kommt, noch nicht da - man kann sich nur fallen lassen und fühlen, wie man getragen wird. Ich leite genau diese Worte Tag für Tag in meinen Yogaentspannungen an - Zeit, sie in mein Leben zu lassen.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Gleich und gleich oder Gegensätze - was zieht an? Und was hält?

Gegensätze ziehen sich an.

Gleich und gleich gesellt sich gern.

Was denn nun? Zwei Weisheiten, die sich widersprechen, so hat jeder die Begründung, wieso seine Beziehung hält, aber auch die, wieso sie in die Brüche ging. "Wir waren einfach zu verschieden!" "Es wurde langweilig, weil wir uns nichts mehr zu sagen hatten, alles einschlief." "Wir streiten nie, darum sind wir so glücklich." "Es ist immer spannend und voller Leben bei uns."

Gegensätze können sehr zermürbend sein. Wenn jedes Thema zum Streitpunkt wird, die beiden Streitenden wie Seilzieher an ihrer Seite des Seils ziehen, ihren Standpunkt verteidigen. Wenn Argumente gegen Argumente fliegen, wie Waffen, die darauf zielen, zu verletzen, ins Schwarze zu treffen, auszuhebeln, abzutöten. Zuerst die andern Argumente, irgendwann die Gefühle, irgendwann den Menschen (innerlich). Und am Schluss die Beziehung.

Aber auch das Paar, das tagein, tagaus friedlich lächelnd nickend nebeneinander sitzt wirkt nicht wirklich so, als ob man es wirklich sein möchte. Man sieht es und denkt: oh wow - wie zwei Wackeldackel auf dem Autoheck.

Aber was dann? Ich denke, es ist ein Mittelweg. Die Grundtendenzen müssen stimmen: Wo will ich hin im Leben, was sind die Dinge, die mir wichtig sind, worauf lege ich Wert, worauf kann ich verzichten. Diese Punkte sind nicht statisch, die können sich im Laufe des Lebens auch ändern. Da ist wichtig, im Gespräch zu bleiben, sich auszutauschen, mitzuhalten. Zusammen zu halten. Aber genau so wichtig finde ich Punkte, die eben nicht gleich sind. Sie müssen nicht mal als Gegensätze gesehen werden, die sich widersprechen, sondern können auch als Ergänzungen gesehen werden: Der ruhende Pol für den Unruhigen, der Rationale für den Stürmischen, der Geduldige für den Ungeduldige. Im ersten Moment nicht einfach zu ertragen. Der Ungeduldige möchte losrennen, alles sofort haben, nicht mehr warten und fühlt sich gebremst - sieht keinen Grund für die Bremse und tritt mal dagegen, auf dass sie sich löse. Der Geduldige fühlt sich überfahren, gedrängt, überrollt und bremst noch mehr - und schon nimmt das Übel seinen Lauf. Die Patentlösung gibt es wohl nicht, ausser Achtsamkeit. Bewusst hinzusehen, was abgeht, wo man selber steht, wo der andere. Genau hinzusehen, was wirklich dringend ist, was warten kann. Die Impulse zu erkennen, die einen handeln lassen, wie man es tut. Und wieso der andere handelt, wie er es tut.

Und dann sind da die kleinen Kontroversen im Alltag. Ich liebe sie. Ein Wort gibt das andere, man sucht Argumente, mit Spass, einem Augenzwinkern, verliert sich in Konzepten, Theorien, Ketten - löst sie wieder auf. Immer dabei ein Lächeln. Das Ergebnis ist unwichtig. Der Weg war schön. Und mit diesem Lächeln kann man auch mal nachgeben, denn man verliert nichts, sondern hat ein Lächeln gewonnen. Auch eine schöne Sache. Wenn aus einer Uneinigkeit ein Lächeln wird. Wenn aus einer Ungleichheit eine Bereicherung wird. Und man gemeinsam einen Weg findet. Der nicht so ist, wie man ihn gehen wollte, aber schön. Das Ziel ist vielleicht auch nicht das ursprünglich anvisierte - aber auch schön, da mit einem Lächeln erreicht. Und wer weiss - vielleicht lassen sich sogar Ziele erreichen, von denen man nie erwartet hätte, dass sie machbar sind, aber umso glücklicher ist, sie erreicht zu haben?

Wenn alles fliesst
und nichts mehr steht,
dann lass dich treiben,
gib dich hin.
Wenn alles aufgeht,
nichts verwehrt,
öffne die Tür,
lass alles zu.
Wenn Mauern brechen,
Steine fallen,
dann hab den Mut
und lass sie liegen.

Mit einen Lächeln im Innen wie im Aussen werden aus zweien einer, die Dualität hebt sich auf, um in einem Ganzen weiter zu leben. Denn es ist alles eins, wir machen nur zwei daraus, weil wir denken, dadurch das Eigene zu schützen, ohne zu sehen, dass wir es dadurch erst gefährden.

Dienstag, 14. Februar 2012

Fragen

Meine Blogs sind meist Einwegkommunikation. Eigentlich schade. Drum dachte ich, ich stelle mal ein paar Fragen. Zwar sagen Fragen immer auch etwas über den Fragenden aus, aber der hat vielleicht die Chance, durch die Antworten seine Leser kennenzulernen? Wäre nett, eure Bekanntschaft zu machen!

1) Wieso will man immer das, was einem eigentlich nicht gut tut, was man nicht hat, statt sich an dem zu freuen, das da ist und eigentlich gut ist?

2) Wohin gehen Träume, wenn sie gehen?

3) Was passiert, wenn man keine Träume mehr hat?

4) Was ist Glück?

5) Was ist Liebe?

6) Ist das, was du bei 5 dachtest, wirklich Liebe? In all ihren Facetten? Ihren Ausprägungen? Nicht nur Verliebtheit? Leidenschaft?

7) Muss man sich Vertrauen erst erarbeiten oder ist es da und kann dann verwirkt werden?

8) Gibt es Liebe auf den ersten Blick oder wächst Liebe langsam?

9) An welchem Ort würdest du - unabhängig von allen Pflichten - gerne wohnen? (sorry, die ist geklaut - aber danke dafür ;) )

10) Wohin würde dein nächster Traumurlaub gehen?

11) Lieblingsfarbe?

12) Hast du eine Frage an mich?

Ich bin ja mal gespannt :)

Scheissspiel

Der Titel - ich gebe es zu - ist nicht wirklich gewählt, schon gar nicht hochstehend und mit meinem Sohn hätte ich geschimpft, hätte er ihn verwendet. Die Welt ist böse und grausam und Mütter auch nicht immer konsequent.

Doch was ist das Scheissspiel? (ich gebe zu, immer, wenn es drei Konsonanten hintereinander hat, muss ich nachzählen, ob nun drei dastehen, sich nicht ein vierter dazubequemte oder gar einer vergessen ging - aber es passt :) )

Die Liebe!!

Was es mit der Liebe auf sich hat? Das war die Antwort auf die Frage vor dem grammatikalischen Exkurs. Die Liebe verursacht dieses Scheissspiel. Wie ich drauf komme, wo ich sie doch über Blogseiten hinweg in den Himmel lobte und ersehnte und preiste und lobhudelte? Weil keine Macht und Kraft der Welt - und nach wie vor erachte ich die Liebe als grösste und schönste Kraft der Welt - so viel Leid, Schmerz und Verderben mit sich bringt wie diese eine. Unter dem Deckmantel keines Gefühles wurde so viel gelogen, betrogen, gemordet, hintergangen, verletzt. Kriege wurden geführt, vordergründig aus Liebe zu Gott, Allah, einem Herrscher, Morde wurden ausgeübt aus Verletzungen, Verlassenheit, Liebesentzug, Liebesverrat, Selbstmorde wurden begangen wegen unerwiderter Liebe, wegen Einsamkeit, Liebesmangel. Menschen werden benutzt im Namen einer falsch vorgeheuchelten Liebe, Menschen werden hintergangen, weil die vermeintliche Liebe plötzlich Flügel oder Beine kriegte, der Mensch aber in der Bequemlichkeit blieb, Menschen werden belogen, um ein Abenteuer zu kriegen, eine Kurzbefriedigung.

Der Mensch geht dahin und sucht sich, was er braucht. Ohne Rücksicht, ohne Mitgefühl, im Ich verwurzelt, diesem kleinen, machthungrigen, befriedigungssüchtigen Ich. Um zu kriegen, was er will, braucht er ein gutes Marketinginstrument und aus der Werbung weiss man: pack dein Opfer an der Stelle, an der es am verletzlichsten ist, weil es da am meisten hin will, da, wo es am besten drauf anspringt. Und was wäre besser geeignet als die Liebe? Jeder sucht sie, jeder braucht sie, jeder sehnt sich danach. Ein "ich liebe dich" öffnet tausend Türen und Tore. Einmal durchgegangen lösen sich die Worte in Luft aus. Vielleicht sind Worte wirklich nicht die grosse Kraft, Gefühle sind es. Aber oft kommen sie in Worten daher, die man glauben muss, da man ohne Glauben kaum Vertrauen aufbaut. Und ohne Vertrauen ist keine Liebe lebbar. Dadurch, dass die Worte oft falsche Gefühle vorgaukeln, werden Worte immer unglaubwürdig, anzweifelbarer und damit Gefühle immer mehr in Frage gestellt. Und so wird der Mensch unsicherer und haltloser und fängt selber an, abzutasten, auszuloten, zu taktieren. Und am Schluss bleibt: ein Spiel. Ein Scheissspiel. Aus dem nur Verletzte herausgehen werden. Die die spielen werden nie glücklich werden. Der Reiz des Eroberns wird immer schneller abflachen und eine Leere zurück lassen. Die Spielfiguren werden von Mal zu mal mehr brechen, irgenwann zerbrechen und als Trümmer am Strassenrand liegen bleiben. Bis - ja bis - vielleicht eine wirkliche Liebe auftaucht, ein Licht am Ende des Tunnels, welches in einem selber sein kann, sein soll, manchmal von aussen erleuchtet werden muss, weil die Kraft, den Schalter zu drücken, fehlt.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass das, was so ersehnt und grossartig und wunderschön ist, seine Schattenseiten hat. Was hoch trägt, lässt tief fallen, was hell leuchtet, lässt Dunkelheit zurück, wenn es fehlt. Was glücklich macht, lässt Unglück zurück, wenn es geht. Aber auch die Hoffnung: es kann wieder kommen. Und den Glauben: es gibt sie und sie ist wunderschön und lebenswert und echt und tragend. Drum steht in den Korinthern:

Am Ende bleiben Glaube Liebe Hoffnung - die grösste unter ihnen ist aber die Liebe (sinngemäss). Dann lasst uns hoffen (die die wollen beten) und glauben: die Liebe lebt. Sie wird sich irgendwann durchsetzen.

Montag, 13. Februar 2012

Ohne Worte

Das wohl schlimmste für einen schreibenden Menschen ist, wenn ihm die Worte ausgehen. Zwar sind die Worte noch da, lassen sich auch aneinander reihen, aber sie treffen nie, was man eigentlich sagen will. Weil man gar nicht mehr weiss, was man sagen kann. Weil man schon gar nicht mehr weiss, was man denken soll. Weil man nicht mehr weiss, was man fühlen darf. Weil man nicht mehr weiss, was eigentlich ist.

Wenn alles dreht
und nichts mehr steht,
man mittendrin
und nirgends geht.
Wenn alle reden,
niemand spricht,
man mittendrin
doch gar nichts hört.
Wenn alle rennen,
niemand hält,
man mittendrin
nicht weiter weiss.
Wenn alle spielen,
nichts mehr gilt,
man mittendrin
und nie mehr traut.
Wenn alles geht
und nichts mehr bleibt,
man mittendrin
verloren ist.

Dann sitzt man da und starrt aufs Weiss, früher Blatt, heute Bildschirm. Weiss bleibt weiss. Und es fehlt das Schwarz in filigranen Buchstaben. Es fehlt der Text, der fliessen sollte und nun stockt. Es fehlt der Gedanke, der sich aufschlüsseln lässt und es fehlt die Logik, die ihn in sich stimmig macht. Und wenn er fliesst und endlich steht, liest man ihn durch und findet ihn nichts sagend oder nicht so, dass man ihn sagen kann, weil er etwas sagt, das man gar nicht sagen wollte. Und was man sagen wollte, versteckt sich in den Untiefen des Ichs, teilweise nicht mal gesehen, nur erahnt, nur gefühlt in einer unwahrnehmbaren Schleierhaftigkeit. Und man ringt um Worte, sucht nach Sätzen, sucht nach Sinn in dieser ganzen Sinnlosigkeit und kehrt doch immer wieder zurück zum Weiss, das steht, nicht vergeht, und wenn vergeht, gleich wieder steht, weil das Schwarz vergeht, ausgelöscht wird durch die Delete-Taste (früher Radiergummi oder Abfalleimer).

Klar könnte man auch schweigen, klar könnte man für sich behalten, was zu sagen nicht möglich scheint. Aber es will ausbrechen, will hinaus, kann nicht bleiben, wo es ist, da dort, wo es ist, es nicht erkennbar ist. Zudem ist Schreiben Lebenssinn und ohne Schreiben, das Leben leerer. Wenn die Buchstaben nicht fliessen, fühlt es sich an, als ob das Leben angehalten wurde.

Wenn Worte meine Sprache wären... sang mal einer. Worte sind mehr als Sprache, sie sind in Laut verwandeltes Leben, sie sind tiefster Sinn, denn: Am Anfang war das Wort. Und selbst wenn die Bibel weiter geht und die Kraft noch früher setzt schlussendlich, so war am Anfang doch das Wort. Und alles, was wir angehen, kleiden wir erst - wenn auch nur innerlich - in Worte. Durch diese wird es erfahrbar, verstehbar, annehmbar. Durch Worte können wir uns mitteilen, teilweise auch nur uns selber. Aber das ist der wichtigste Schritt. Denn wenn wir selber verstehen, können wir uns nach aussen wenden und werden verstanden. Vielleicht. Ab und an auch missverstanden. Teilweise verletzen Worte und man möchte sie zurück nehmen. Noch mehr verletzen nicht gesprochene Worte, die nur erahnt sind. Oder Worte, die nur ausgesprochen werden, um zu verletzen. Allerdings haben die immer zwei Stachel - einen gegen den zu verletzenden und einen gegen den Aussprechenden. Worte haben Kraft. Und Macht. Drum sollten sie mit Bedacht gewählt werden - oder auch nicht gewählt werden.

Da mir die Worte ausgegangen sind - habe ich nichts mehr zu sagen und hülle mich nun wieder in Schweigen.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Reine Liebe

Heute habe ich aus einem Impuls hinaus die "Worte eines Erwachten" (Zensho W. Kopp) aufgeschlagen, im Denken, dass mir die Stelle, die ich treffe, etwas sagen wird. Ich landete auf Seite 93, Titel: Reine Liebe:

Die reine Liebe ist die Liebe in der Form der allumfassenden Ganzheit. Sie sucht stets die Aufhebung aller Gegensätze, denn sie strebt zum vollkommenen Einssein.
Reine Liebe bleibt nicht am konditionierten Gefühlsimpuls einer dualistischen Unterscheidung hängen. Es ist nicht die Pseudo-Liebe, die ergreifen und besitzen will, sondern ganz im Gegenteil.
Es ist die LIebe, die sich selbst schenkt und hingibt. So wie die Motte, wenn sie das offene Feuer sieht, sich selbst vergessend in das Feuer hineinfliegt und darin verwandelt wird.

Ein schönes Bild der Liebe, eines, das selten so gelebt wird. Oft wollen wir unter dem Deckmantel der Liebe etwas besitzen, etwas einnehmen. Wir sagen, dass wir lieben und nehmen uns das, was wir durch diese Liebe bekommen. Oft wird die Liebe auch instrumentalisiert, um zu kriegen, was man will. Man denkt, wenn der andere sich geliebt fühlt, erhalte ich, was ich für mich brauche. Das ist eine Form von Selbstliebe, von übersteigerter, die aber nie zum wirklichen Glück führen wird, denn auf dem Unglück anderer baut man kein eigenes Glück auf. Zurück wird irgendwann Leere bleiben. Auch die Liebe, die besitzen will, wird nicht zum Glück führen, denn sie ist voller Angst, voller Zwang, voller Einschränkungen. Man sieht das Glück ständig in Gefahr, klammert sich an das Geliebte, will es halten. Und merkt nicht, dass man es genau so in die Ferne treibt. Die eigenen Ängste werden durch alle Poren durchkommen und die Beziehung durchdringen. Die Gefühle werden nicht mehr frei sein, sondern gezwungen, erzwungen und irgendwann bezwungen. Und zurück bleibt Leere, das Gefühl, verloren zu haben, das Gefühl einer erfüllten Erwartung, wobei es sich wohl eher um eine selbsterfüllende Prophezeihung handelte.

Ein anderes Bild der Liebe, das mir immer wieder in den Sinn kommt, findet sich in der Bibel - die wohl schönste Beschreibung davon, was Liebe ist (Korinther 1.13):

Die Liebe ist geduldig und freundlich.
Sie kennt keinen Neid, keine Selbstsucht,
sie prahlt nicht und ist nicht überheblich.
Liebe ist weder verletzend
noch auf sich selbst bedacht,
weder reizbar noch nachtragend.
Sie freut sich nicht am Unrecht,
sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt.
Diese Liebe erträgt alles, sie glaubt alles,
sie hofft alles und hält allem stand.

[...]
Was bleibt sind:
Glaube, Hoffnung und Liebe.
Die Liebe aber ist das Größte.

Voraus geht dieser Passage folgender Gedanke:

Ohne Liebe bin ich nichts.
Selbst wenn ich in allen Sprachen der Welt,
ja mit Engelszungen reden könnte,
aber ich hätte keine Liebe,
so wären alle meine Worte hohl und leer,
ohne jeden Klang,
wie dröhnendes Eisen oder ein dumpfer Paukenschlag.

Die Liebe ist unsere Basis, sie trägt, sie macht uns lebendig. Sie gibt mehr, als sie nimmt, sie erwartet aber nichts, wenn sie gibt, da sie von sich selbst aus gibt, im Wissen, dass der, welcher gibt, immer mehr hat am Schluss. Das steht auch im Tao te King, Vers 81:

Der Berufene häuft keinen Besitz auf.
Je mehr er für andere tut,
desto mehr besitzt er.
Je mehr er anderen gibt,
desto mehr hat er.

Mit den Worten der Liebe: Sende Liebe aus und du wirst geliebt werden. Hältst du sie zurück, nimmst nur, wirst du irgendwann einsam sein.

Ich habe mich vor Urzeiten selber mal poetisch an der Liebe versucht - dies zum Abschluss für heute. Eigentlich wollte ich heute gar nicht über die Liebe nachdenken, ein Griff zu einem Buch kann manchmal Welten öffnen und die Gedanken weiter treiben. So fing ich bei Zensho an, einem Deutschen mit japanischem Gedankengut (ZEN), ging weiter zur Bibel und deren jahrtausende alten Weisheiten und kam schliesslich nach China. Ein Zeichen dafür, dass es universelle und zeitunabhängige Gedanken gibt, Gedanken, die in uns sind, Gefühle, die uns tragen, die jeder in sich trägt und die er eigentlich nur frei lassen sollte, um zu seinem Glück zu finden.

Liebe ist...

Liebe kennt keine Grenzen,
sie stellt keine Bedingungen.
Liebe macht keine Auflagen,
sie wertet nicht.
Liebe kennt keine Vorurteile,
sie verletzt nicht.
Liebe trägt,
wo niemand sonst es tut;
sie unterstützt,
wo Hilfe nötig.
Liebe steht,
wo alle fallen;
sie hält zu einem,
wenn alle weg sind.
Liebe gibt Kraft,
wo deren Ende erreicht ist;
sie gibt nie auf,
auch wenn alles schon verloren scheint.
Liebe ist,
was sie ist,
ohne Schein und ohne Lüge,
sie ist.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Der Weg ist das Ziel

Rilke schrieb ein Gedicht, das ich oft als Motto für das Leben sehe: Ich lebe das Leben in wachsenden Ringen.... den letzten werde ich vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.

Das Leben schreitet immer vorwärts. Wir gehen unseren Weg, haben Träume, Ziele, gehen sie an, fallen zurück, rappeln uns wieder auf, fallen auf die Nase, um wieder hochzukommen und weiter zu gehen. Peter Reber sang mal im Lied "Stürmischi Zyte" "vo zwe schritt wod hesch vorwärts gmacht, bisch eine fürsi cho u langsam hets dir dämmeret es sig halt im läbe so"... und ja, es scheint oft so: man fällt immer mal wieder auf die Nase. Im Rückblick denkt man oft "Ich hätte es wissen können, ich habe es gar gewusst, aber mir und meinem Wissen nicht getraut. Wieso? Weil wir uns an falsches Wissen hängen. Wir denken, dass das, was wir lernen, was wir logisch folgern, aus dem Hören ableiten, Wissen sei. Aber das ist nur Gelehrsamkeit - im besten Falle. Laotse unterscheidet in seinem Tao te King zwischen Wissen und Gelehrsamkeit - Patanjali tut es in seinen Yogasutras ebenso. Und wir selber denken, zu wissen, wie der Hase läuft. Dabei übergehen wir das wirkliche Wissen ständig. Wir klammern uns an Scheinwissen, ohne zu merken, dass wir eigentlich nichts wissen. Und dieses Klammern ans Wissen erzeugt Leiden, das erst endet, wenn wir an dem Leiden leiden (auch eine Weisheit aus dem Tao te king, die mein Sohn als wenig sinnvoll erachtet - wer kann es ihm verübeln, mutet es doch wie eine doppelte Verneinung an, die schon mathematisch komplex genug ist, sprachlich umso schwieriger).

So oder so, um nicht noch weiter abzuschweifen und am Schluss bei der Quantenphysik zu landen: das Leben gestaltet sich in Rückschritten, die unterm Strich immer Fortschritte mit sich bringen. Und auch wenn wir im ersten Moment enttäuscht sein mögen, es nicht so lief, wie wir es uns erträumten, am Ende schaut was raus. Und wir sind einen Schritt weiter. Selbst wenn wir drei dafür gingen, zwei vorwärts, einen zurück - den einen Schritt nimmt uns niemand mehr. Er mag mit Schmerzen, Leid, Tränen verbunden gewesen sein, aber: er ging nach vorne. Und führte uns auf unserem Weg zum nächsten Ring, den wir versuchen, den wir gehen.

Ich halte es nicht so mit Versuchen. Ich versuche es mal heisst für mich: ich kann es auch gleich lassen. Ich bin ein Mensch der Tat - ich gehe oder gehe nicht. Und wenn ich gehen will, will ich gleich gehen. Morgen gehen dann die andern, dann will ich schon da sein. Ich weiss, dass ich die Leute um mich damit überfahre. Überfordere. Ich bin bei Schritt eins im Geiste schon bei Schritt 8. Und kenne damit das Ziel, wo ich hin will. Die Geduld, die anderen Schritt 2-7 noch gehen zu lassen, ist schwer auszuhalten. Und doch werde ich es wohl lernen müssen. Noch bin cih weit davon entfernt und denke ab und an wieder, besser den Weg alleine gehen, dann gibt es keine Schritte zurück. Die Schritte 2-7 könnte ich ignorieren, ich wäre gleich bei 8 und alles wäre gut. Doch vermutlich wäre das eine Illusion. Wir kriegen wohl im Leben das immer und immer wieder vorgesetzt, das wir noch lernen müssen. Vor 9,5 Jahre kam meine grösste Geduldsprobe auf die Welt. Ein Kind, das die Ruhe in Person ist. Das sich drehen und wenden und nochmals drehen kann und noch immer nicht vom Fleck kam. Für eine Mutter, die Schritte 2-7 auslässt und bei 8 weiter geht eine echte Herausforderung. Wir meistern sie täglich aufs Neue. Und so kamen wohl noch so ein paar Herausforderungen mehr dazu. Yoga war die, welche hilft, es zu tragen. Hinzuschauen. Zu reflektieren. Manchmal einen Schritt zu spät. Aber immerhin. Doch ich bleib ich und das Temperament bleibt. Da hilft kein YOga und wegatmen lässt es sich auch nicht. Die Schritte 2-7 sind einfach zuuuu lang. Aber ich strenge mich an. Das ist der letzte Ring - ich will ihn schaffen, weil: Der Weg ist das Ziel - neben dem Ziel, das ich will. Und da ich es will, gehe ich den Weg. Beständig. Mal leicht, mal ungeduldig, mal fluchend wie Bligg in "Fahr emal", mal schimpfend wie Kate Perry "Fuck you", mal weinend wie Johnny Cash in "Hurt" oder wie Nazareth in "Love hurts" - aber immer im Wissen: den letzten werde ich vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.

Montag, 6. Februar 2012

Wer bin ich?

Wenn du mich siehst,
siehst du mich,
wie ich bin, was ich bin,
was mich ausmacht,
oder nur, was du sehen willst,
weil es dir gefällt?

Wenn du mich hörst,
hörst du mich,
was ich sage,
wie ich es meine,
oder nur,
was du hören willst,
weil du erlebt hast,
was dich prägte?

Wenn du mich fühlst,
fühlst du mich,
wie ich mich anfühle,
wenn ich mich hingebe,
oder fühlst du nur,
was du fühlen möchtest,
weil du dich danach sehnst?

Wenn du mich willst,
willst du mich,
weil ich bin
wie ich bin,
oder willst du nur das,
was du dir ersehnst,
schon lange wünscht?

Wer bin ich für dich,
bin ich ich,
wie ich bin,
weil ich bin, was ich bin,
oder bin ich nur,
was du brauchst,
weil du bist, der du bist?

Wenn Dinge weh tun...

Wenn in Nachbars Garten die Rosen immer schöner blühen als im eigenen, wenn der mehr Freunde hat als man selber, etwas besser kann als man es selber kann und gerne könnte, dann beginnt ganz tief drin leise Neid zu nagen, wird immer lauter und lauter, bis er schliesslich schreit und tobt. Man fühlt sich schlecht, sieht den Nachbarn mit immer zugeknifferen Augen an, fragt sich, wie der nur das alles verdient hat und wieso nicht man selber. Man hadert mit der Ungerechtigkeit der Welt, und denkt sich: dem zeige ich's. Man sucht Punkte, wo man ihn treffen kann, findet sicher das eine oder andere, das man ihm andichten kann, schaut, wo man ihm eine Grube gräbt und fühlt sich gleich etwas besser, wenn die Grube steht und der Nachbar fällt. Kurzfristig. Und dann? Die Rosen des Nachbars werden immer noch höher sein. Und wenn nicht die, dann die eines andern Nachbarn. Und so viele Gruben kann man gar nicht graben, dass alle Rosengartenbesitzer reinpassen. Am Schluss bleibt das schlechte Gefühl des Neids, das nagt und nagt und in einem selber Gruben gräbt. Und es bleibt eine Verbitterung. Und ich denke mal, so wirklich glücklich und offen und liebenswürdig wird man in so einem Zustand nicht mehr wirken. Vielleicht finden sich noch ein paar gleichgesinnte Rosengartenbesitzerindiegrubewerfer, so dass man gemeinsam über den Undank der Welt lästern kann. Tief drin wird die Grube tiefer und eine Leere kommt.

Was bringt Neid? Und wieso fühlt man ihn? Wieso gönnt man dem anderen seinen Erfolg nicht und sieht mit Stolz auf sein eigenes Leben, im Wissen, dass man nicht alles haben und können kann, aber selber auch gut ist? Und: wieso treibt einen der Neid so weit, andere verletzen zu wollen? Wieso fühlt man ein Hochgefühl, wenn der andere leidet? Und ja, es tut weh, wenn man aus heiterem Himmel getroffen wird vom Neid eines anderen, von der Intrige eines anderen. Die Frage ist natürlich auch: wieso trifft es? Man weiss ja, dass der andere eigentlich selber leidet. Und drum schiesst. Man weiss, dass der andere eigentlich Mitgefühl bräuchte, statt dass ich mich über ihn ärgere. Denn der Ärger nagt an mir und hilft niemandem. Und doch: ja, es tut weh. Es ist unfair. Und es ist vom Herzen her gesehen unverständlich.

Ich habe dieses Wochenende gelernt, dass die Welt voller Güte ist, alles gut ist (as tantrisch-yogisch philosophischer Sicht). Nun kann man sagen, nein, das stimmt nicht, es gibt viel Leid auf der Welt, ich habe davon auch einiges erlebt. Aber oft erwächst aus Schlechtem Gutes. Seien es Einsichten, Erfahrungen, Denkanstösse, Wegänderungen, die zu etwas anderem, Guten führen. Oder man sieht klarer, auf wen man zählen kann, auf wen besser nicht. Man kriegt Zuspruch und vielleicht auch Hilfe, wenn man in Not ist. Und all das rückt die Welt wieder in die richtige Position, Freude kommt auf und die Sonne steigt wieder im Herzen. Und so wird aus etwas, das zuerst Leiden brachte, plötzlich etwas Glück bringendes. Das ist der Kreislauf des Lebens: halten kann man nichts, alles hat Kehrseiten, alles geht zu Ende, aber es entsteht Neues. Nach einer Trennung kann eine neue Liebe folgen, die so ist, wie man sie sich wünschte. Nach einer Enttäuschung ist der Schleier weg, man ist wirklich ent - täuscht und sieht klar und kann das Leben mit dieser Klarheit angehen. Und in der Not kommt plötzlich Hilfe, oft aus unerwarteter Ecke. Und man steht irgendwann da und denkt sich: es ist gut, wie es ist. Und dann steigt Dankbarkeit auf. Auch für die nicht so schönen Dinge im Leben.

Robert Betz nannte die Hürden schaffenden Menschen im Leben Arschengel. Das sind die Engel im Leben, die einem das Leben schwer machen, aber in dieser Rolle etwas bewegen - hin zum Guten. Ich danke an dieser Stelle allen Arschengeln in nahen und fernen Zeiten - von Herzen. :) Und ich danke all den guten und lieben Engeln in meinem Leben!

Donnerstag, 2. Februar 2012

Niemand tut es, alle machen mit

Kürzlich in einem Elternforum kam es zur Frage, wie oft und wie lange kleine Kinder anderer Mütter fernsähen. Die Antworten kamen wie aus einem Munde: Kaum bis nie. Wenn, dann höchstens kurz und das auch nur alle Schaltjahre mal. Ich frage mich, wieso es ein so ausgedehntes Kleinkinderprogramm im Fernsehen gibt, wenn niemand das schaut. Oder schauen die Eltern heimlich Teletubbies, während die Kinderchen sich mit Holzklötzchen und Holzpuppen die Zeit vertreiben? Ich fragte mich dann, wo in der Realität all diese Vorzeigemütter versteckt sind, denn in der freien Wildbahn sind mir diese ach so pädagogisch wertvollen Mütter nie untergekommen.

Ich habe ja den starken Verdacht, dass diese Mütter die Frauen der Männer sind, die nie Blick lesen und auch noch nie einen Playboy in der Hand hatten. Die beiden Medien werden ja auch nie gekauft, haben aber reissenden Umsatz. Die Welt ist verrückt. Ich frage mich, wie die Konzerne das machen, dass die nicht reihenweise Konkurs anmelden müssen mit all ihren nicht berücksichtigten Produkten.

Oder - ich trau es mich fast nicht zu sagen: sollte das vielleicht doch nicht die ganze Wahrheit sein und die Kinder sitzen doch vor dem TV? Und sollten vielleicht all die NZZ-Leser unter dem Deckmantel der NZZ-Frontseite etwa den Blick versteckt haben? Und wo hält sich wohl der Playboy versteckt? Im Schutzumschlag von "Schöner Wohnen"? Oder "Leichte Küche frisch gekocht"? Sollte es wirklich sein, dass Menschen sich so darstellen, wie sie sich gerne sähen? Arte schauend, über Quantenphysik und Epikuräer diskutierend statt über das Wetter und die nächste WM? Und: was bringt das den Menschen, die das (hypothetischer Weise, das ist ja alles blosse Theorie und nie nie nie nie nie nie Realität) so täten? Sind sie mehr Wert? Für wen? Die andern? Sich selber? Sich selber ja kaum, denn sie wissen ja (sorry, wüssten) um die Lüge. Sie wüssten, dass alles nur eine Vertuschung von Tatsachen ist.

Nehmen wir an, sie lügen sich ein in ihren Augen ehrwürdigeres Ich zusammen: Wieso schämen sie sich für ihr eigenes? Was lässt sie denken, nicht geliebt, nicht geachtet zu werden, wenn sie zu sich stünden? Eigentlich traurig, wenn man sich selber als nicht Wert genug achtet, sich nicht so geben kann und zu geben traut, wie man wirklich ist, mit all seinen Seiten, Facetten, Schwächen und Stärken. Sie sind es doch, die den Menschen ausmachen, ihn zu dem machen, was er ist, wie er ist. Und die erst offen legen, mit wem man es zu tun hat. Wen soll man lieben, wenn nicht den wirklichen Menschen? Ein Bild? Und was, wenn die Farbe abblättert?

Drum stehe ich dazu, ich höre nie nie nie Schlager, nie nie nie Schnulzen, ich höre Rammstein, Wagner und Stan Getz. Immer. Lese nur Goethe und habe noch nie den Blick Online gelesen. Nein, Pfui. Ich schaue nur hochstehende B-Movies und lache eigentlich selten, es gibt keine philosophisch hochstehenden Witze und alles drunter geht gar nicht. Und nun liebt mich. Nun müsst ihr mich lieben, denn ich bin doch nun gut.

Vielleicht ist ja alles auch ganz anders und ich liebe alles, was das Herz zum Schmelzen bringt, seien es rührende Komödien, dazu passende Musiktitel, die - ich lernte es vor Kurzen - alle gleich anfangen, lese täglich meinen Blick und fühle mich pudelwohl. Also ich liebe mich so.