Mittwoch, 19. Mai 2010

Nähe und Distanz

Wir alle sehnen uns nach Nähe, können sie aber doch nicht immer zulassen. Während wir einerseits die Nähe brauchen und suchen, schaffen wir uns selber immer wieder Distanz, indem wir Angst oder gar Ekel aufbauen, welcher uns dann dazu bringt, die Nähe zu meiden und unsere Selbstsicherheit wieder zu erlangen.

Nähe schafft Unsicherheit. Je näher uns jemand kommt, desto gefährlicher kann er für unsere Sicherheit werden. Wollen wir auf der sicheren Seite bleiben, müssen wir die Nähe meiden. Distanz heisst das Zauberwort, es zu erreichen gibt es Mittel und Wege.

Grosse Nähe ist durch zwei Dinge möglich:

- Liebe
- Gewalt

Während die Gewalt klar abgelehnt wird, weil sie etwas ist, das wir nicht wollen (normalerweise), sehnen wir uns nach Liebe, erachten sie als gut und wertvoll. Die Nähe, die mit der Liebe einhergeht, brauchen wir für unser Wohnbefinden, fürchten uns aber gleichzeitig davor, weil der Mensch, der uns so nahe kommt, uns auch viel antun könnte, wenn er das wollte. Er durchdringt die Sicherheitsmauern, die wir um uns gebaut haben, um uns zu schützen, er durchdringt alles, wenn wir es nur zulassen. Es aber zuzulassen erfordert Vertrauen und es birgt immer ein Mass an Unsicherheit. Dieses ist umso grösser, je schlechter die Erfahrungen der Vergangenheit sind, da wir dann viel Leid durch diese Nähe ertragen mussten, so dass wir dieses Leid vermeiden wollen.

Wir fangen also an, Strategien zu entwickeln, wie wir die Nähe in Distanz umwandeln können, wie wir vermeiden können, dass uns jemand so nahe kommt, dass er uns wieder weh tun kann. Wir entwickeln Ängste, die uns Mauern für unsere eigene Sicherheit bauen lassen, so dass wir uns wieder sicherer fühlen, geschützt fühlen. Und langsam nimmt die Nähe ab, die Sicherheit zu. So lange, bis wir alleine da stehen und uns wieder nach Nähe sehnen... und dann fängt das Spiel von vorne an...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um durch die gegenseitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen.

Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigem Stacheln, welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so dass sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

Und diese Entfernung nannten sie Höflichkeit und feine Sitte.
(Arthur Schopenhauer)

auch wenn es vielen traurig erscheint, so finde ich dieses Gleichnis von Schopenhauer doch anschaulich und sollte als Kommentar zu Deinem Blog selbstredend sein.