Montag, 31. Oktober 2011

Mehr als nur vier Wände - wir gehen tiefer

Meine Interpretation eines Lieds...und des Lebens

Schon als Kind musste man merken, dass im Leben alles vergänglich ist. So lange man auch an etwas baut, so lange man sich auf etwas einlässt - irgendwann geht es wieder kaputt, wird weggeputzt wie eine Sandburg vom Meer.

Was früher Sand, sind später Träume, Konzepte vom Leben. Man definiert sich sein Leben, wie es aussehen soll, was man sich wünscht. Oft werden diese Wünsche nicht unwesentlich von romantischen Bildern aus Filmen geprägt. Wir wünschen uns die romantisch schöne Liebe aus dem Bilderbuch, das dazugehörige Gesamtpaket von Friede Freude Eierkuchen inklusive. Leider hält das selten lange an, es sind meist Luftschlösser, die so entstehen, die dann beim kleinsten (im besseren Fall auch erst bei einem grösseren, aber immerhin...) Sturm einstürzen. Wieso sie nicht halten? Weil sie auf Wolken von Idealen gebaut wurden, statt auf Beständigkeit und Fundamente. Weil sie aus falschen Motiven etstanden, so dass die Basis nicht stabil war. Was ist eine Basis einer Beziehung, die hält? Liebe? Träume? Romantik? Familie? Wünsche? Die helfen sicher bei der Suche und vor allem die Liebe ist grundlegend, aber nicht ausschliesslich und nicht hinreichend. Hinreichend fundamental ist nur die Entscheidung, wirklich eine Beziehung leben zu wollen und die Entscheidung, diese Beziehung aufzubauen, auszubauen und daran zu arbeiten. Beziehungen sind nie selbsterhaltend. Sie sind wie Pflanzen. Sie brauchen Wasser, Pflege, Sonne, Luft, Zuwendung...

Und wir merken, dass dieses Leben immer wieder einstürzen wird. Es ist schön, es ist berauschend, es wirkt frei, offen, lebendig. Hat viele Höhen, noch mehr Tiefen, um dann wieder mit neuen Träumen emporzusteigen in den Himmel und wieder Himmelsmieter zu werden. Die Kartenhäuser türmen sich höher und höher, bis sie einstürzen - und man wieder aus dem Himmel fällt.

Irgendwann durchschaut man das Spiel. Sitzt da und zieht Bilanz. Sitzt da und weiss: diese ach so schönen Luftschlösser, sie sind schön - weil sie Ideale sind. Weil sie nicht real sind. Phantasien sind immer phantastisch, weil man sie in Farben zeichnen kann, die die Realität nicht kennt, nur wünscht. Die Bilder, die ich mir vorstelle, sind immer ein wenig bunter, ein wenig aufregender. Sie zu realisieren würde Ihnen den Glanz nehmen - doch dessen ist man sich im Moment nicht bewusst. Doch wenn man sich dessen bewusst wird, geht man daran, hinzusehen: was will ich im Leben? Und wenn man noch den richtigen Menschen findet, merkt man: eigentlich will ich mehr. Es soll nicht bunter, schöner, höher, besser sein. Es soll mehr sein als all das, denn die Realität ist mehr als das. Sie hat ein Fundament und sie trägt. Etwas, das man eigentlich suchte in all den Schlössern, die nicht für die Ewigkeit gebaut waren, weil das Material flüchtig war.

Dabei geht es nicht mal um Sicherheit - die hat man nie im Leben, sondern es geht darum, nicht mehr für den Moment und aus dem Moment heraus zu bauen. Es geht darum, sich zu entscheiden und ein Entscheid trägt Beständigkeit in sich.

Es sollen nicht nur Bilder sein, nicht nur Imaginationen, sondern es soll Tiefe sein, Tiefe, die sich öffnet und die bleibt.

Beziehungen sind immer vielschichtig, sie sind himmelhochjauchzend, bestehen aus Liebe und Lust, sie sind immer auch Hoffnung, Hoffnung auf Glück, auf Erfüllung. Nie aber darf man vergessen, dass mit all dem Schönen immer auch das Negative kommt. Alles hat seine Kehrseiten. Sie auszublenden hiesse, in den Traumschlössern zu verweilen. Nur wenn man das Ganze annimmt und allem seinen Platz zuweist, kann eine Beziehung bestand haben. Die Tiefen durchwatet man, um dann wieder aufzusteigen in die Höhen der Schönheit.

Schön, welche Tiefe und Weisheit in manchen Liedern steckt - man muss nur genauer hinhören. Meine Hochachtung an Herrn Jürgens - man mag seine Musik mögen oder nicht, die Texte sind in ihrer Poesie, in ihrer Philosophie und in ihrer Sprachgewalt und Sprachbeherrschung genial.

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