Montag, 6. Februar 2012

Wenn Dinge weh tun...

Wenn in Nachbars Garten die Rosen immer schöner blühen als im eigenen, wenn der mehr Freunde hat als man selber, etwas besser kann als man es selber kann und gerne könnte, dann beginnt ganz tief drin leise Neid zu nagen, wird immer lauter und lauter, bis er schliesslich schreit und tobt. Man fühlt sich schlecht, sieht den Nachbarn mit immer zugeknifferen Augen an, fragt sich, wie der nur das alles verdient hat und wieso nicht man selber. Man hadert mit der Ungerechtigkeit der Welt, und denkt sich: dem zeige ich's. Man sucht Punkte, wo man ihn treffen kann, findet sicher das eine oder andere, das man ihm andichten kann, schaut, wo man ihm eine Grube gräbt und fühlt sich gleich etwas besser, wenn die Grube steht und der Nachbar fällt. Kurzfristig. Und dann? Die Rosen des Nachbars werden immer noch höher sein. Und wenn nicht die, dann die eines andern Nachbarn. Und so viele Gruben kann man gar nicht graben, dass alle Rosengartenbesitzer reinpassen. Am Schluss bleibt das schlechte Gefühl des Neids, das nagt und nagt und in einem selber Gruben gräbt. Und es bleibt eine Verbitterung. Und ich denke mal, so wirklich glücklich und offen und liebenswürdig wird man in so einem Zustand nicht mehr wirken. Vielleicht finden sich noch ein paar gleichgesinnte Rosengartenbesitzerindiegrubewerfer, so dass man gemeinsam über den Undank der Welt lästern kann. Tief drin wird die Grube tiefer und eine Leere kommt.

Was bringt Neid? Und wieso fühlt man ihn? Wieso gönnt man dem anderen seinen Erfolg nicht und sieht mit Stolz auf sein eigenes Leben, im Wissen, dass man nicht alles haben und können kann, aber selber auch gut ist? Und: wieso treibt einen der Neid so weit, andere verletzen zu wollen? Wieso fühlt man ein Hochgefühl, wenn der andere leidet? Und ja, es tut weh, wenn man aus heiterem Himmel getroffen wird vom Neid eines anderen, von der Intrige eines anderen. Die Frage ist natürlich auch: wieso trifft es? Man weiss ja, dass der andere eigentlich selber leidet. Und drum schiesst. Man weiss, dass der andere eigentlich Mitgefühl bräuchte, statt dass ich mich über ihn ärgere. Denn der Ärger nagt an mir und hilft niemandem. Und doch: ja, es tut weh. Es ist unfair. Und es ist vom Herzen her gesehen unverständlich.

Ich habe dieses Wochenende gelernt, dass die Welt voller Güte ist, alles gut ist (as tantrisch-yogisch philosophischer Sicht). Nun kann man sagen, nein, das stimmt nicht, es gibt viel Leid auf der Welt, ich habe davon auch einiges erlebt. Aber oft erwächst aus Schlechtem Gutes. Seien es Einsichten, Erfahrungen, Denkanstösse, Wegänderungen, die zu etwas anderem, Guten führen. Oder man sieht klarer, auf wen man zählen kann, auf wen besser nicht. Man kriegt Zuspruch und vielleicht auch Hilfe, wenn man in Not ist. Und all das rückt die Welt wieder in die richtige Position, Freude kommt auf und die Sonne steigt wieder im Herzen. Und so wird aus etwas, das zuerst Leiden brachte, plötzlich etwas Glück bringendes. Das ist der Kreislauf des Lebens: halten kann man nichts, alles hat Kehrseiten, alles geht zu Ende, aber es entsteht Neues. Nach einer Trennung kann eine neue Liebe folgen, die so ist, wie man sie sich wünschte. Nach einer Enttäuschung ist der Schleier weg, man ist wirklich ent - täuscht und sieht klar und kann das Leben mit dieser Klarheit angehen. Und in der Not kommt plötzlich Hilfe, oft aus unerwarteter Ecke. Und man steht irgendwann da und denkt sich: es ist gut, wie es ist. Und dann steigt Dankbarkeit auf. Auch für die nicht so schönen Dinge im Leben.

Robert Betz nannte die Hürden schaffenden Menschen im Leben Arschengel. Das sind die Engel im Leben, die einem das Leben schwer machen, aber in dieser Rolle etwas bewegen - hin zum Guten. Ich danke an dieser Stelle allen Arschengeln in nahen und fernen Zeiten - von Herzen. :) Und ich danke all den guten und lieben Engeln in meinem Leben!

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