Donnerstag, 23. Februar 2012

Schreiben im Fluss

Gestern probierte ich ein neues Spielzeug und musste einfach aus dem hohlen Bauch heraus schreiben, was mir grad in den Sinn kam, was gar nicht so einfach war, da einem ja nicht immer etwas in den Sinn kommt, vor allem dann nicht, wenn man dringend was im Sinn bräuchte, um es überhaupt schreiben zu können, weil jemand meint, man müsse nun das im Sinne stehende niederschreiben, um so eine Schreibprobe zu haben, die man dann eben anschauen könnte, quasi als Probe aufs Exempel, als Anschauungsbeispiel, welches beim Ausprobieren des Spielzeuges helfen soll, da ohne etwas Geschriebenes schlecht zu sehen ist, wie so ein Schreibprogramm funktioniert, wenn man denn etwas geschrieben hat. Die Hauptproblematik war aber nicht mal so sehr das Schreiben des im Sinne Stehenden, denn irgendwie fällt einem ja immer etwas ein, selbst wenn es nur ist, dass einem grad nichts einfällt und man das niederschreibt, immer versuchend, es möglichst ausführlich zu tun, da man sonst, täte man es nur kurz und knapp und präzis prägnant noch mehr fällig wäre und man sich erneut überlegen müsste, was denn nun noch kommen könnte, nachdem das geschrieben ist, was einem kam, nämlich das Nichts, das grad im Sinn lag und einmal kein weisses Blatt - beziehungsweise Bildschirm - hinterliess, sondern eine Flut von schwarzen Buchstaben auf weissem Bildschirmhintergrund, die aber nicht ausreichte, zu zeigen, was zu zeigen war.

Erschwerend dazu kam, dass das Spielzeug keine Tastatur hatte, so dass man ständig auf einem Touchscreen (wie heisst so was eigentlich auf Deutsch, gibt es überhaupt einen Namen dafür oder muss man immer diesen unmöglichen Anglizismus benutzen, wo man doch solche gar nicht mag als bekennende die deutsche Sprache liebende Person) abmühte und dabei einen Fehler nach dem anderen schrieb, welchen man dann - so will es wohl die Spielregel des Spielzeugprogramms - nicht verbessern durfte, dabei aber bei jedem weiteren Buchstaben, den man da so schrieb, wieder zurück blickte, den Makel sah, sich dran störte, ob dem Stören einen neuen produzierte, den man fortan auch im Blick hatte und unter der Potenz der Makel kaum mehr weiter zu schreiben wagte, um nicht noch mehr solche Fehler zu produzieren, sich ab und an genötigt fühlte, doch die Delete-Taste (wieder so ein doofer Anglizismus) zu benutzen, um das Schriftbild nicht gar so schrecklich aussehen zu lassen.

Schliesslich und endlich entpuppte sich die Anstrengung als speziell anstrengend, da der Satz lang sein musste, um nicht noch mehr Sätze generieren zu müssen und lange Sätze oft die Schwierigkeit mit sich bringen, dass sie an einem Punkt anfangen, dann über mehrere Punkte weiter gehen, sich drehen, wenden, wieder drehen, an einen weiteren Punkt kommen, den man dann in Klammern, Bindestrichen, Kommata unterteilen kann, ausführen kann, weiter führen kann, um dann zurück zu kommen zum Eigentlichen, welches man schon fast vergessen hatte, knapp aber wieder erinnerte, also aufgriff und weiter führte, um dann wieder einen Einschub zu generieren und so den Satz in die Länge zu ziehen, bis dass er die Länge hatte, die er brauchte, um zu zeigen, was zu zeigen war - quod erat demonstrandum, um noch ein wenig Bildung in den Text einfliessen zu lassen - und dann oft Gefahr lief, zu vergessen, wo man den Satz eigentlich anfing, mit welchem Ziel man ihn weiter führte, um ihn dann - ja dann am Ende irgendwannn (wobei man das Ende nicht mal erahnen konnte, da man ja den Anfang fast vergessen hatte und dem Ganzen eh kein Ziel unterlag als Text zu produzieren, um ein Anschauungsobjekt zu haben) zu beschliessen, womit auch immer, denn wie soll ein Ende Sinn ergeben, wenn der Anfang schon keinen suchte?

So oder so - der Blog ist nun zu Ende, ich hoffe, ich habe alle Sätze zu einem sinnvollen Ende gebracht, Spass hat es nämlich gemacht, es war ein Schreiben im Maschinengewehrtakt, was ich zwar als friedliebende Person so nicht sagen dürfte, da ich ja Waffen absolut ablehne als Gewaltobjekte, die nur Unfrieden und Unheil bringen, nie aber was Gutes, es aber trotzdem sage, weil das Schreiben sich in etwa so anfühlte - wobei ich ja nicht weiss, wie es sich anfühlt, ein Maschinengewehr abzuschiessen, da ich das nie tun würde aus oben genannten Gründen) und ich es irgendwie genoss, einfach die Finger über die Tasten fliegen zu lassen, ohne Sinn und ohne Ziel, ohne Nachdenken, einfach im Fluss, auf den Spuren Thomas Manns mit seinen Monstersätzen, für die ihn wohl so mancher erwürgen könnte, würde er noch leben, was er aber nicht mehr tut (ob leider oder nicht darf jeder, der Thomas Mann lesen MUSS, selber für sich entscheiden) und sich somit nur noch - wenn er das denn noch kann, weil man ja nie weiss, was nach dem Ableben eines Menschen passiert, er kann weg sein, wiedergeboren sein, sich im Grab drehen und wenden oder still liegen - amüsieren ob der textlichen Ergüsse, die da eine auf den Bildschirm fliessen liess im Suchen nach ein paar Zeilen, um ein Spielzeug auszuprobieren.

Schlussfrage: Um welches Spielzeug handelte es sich?

3 Kommentare:

Thomas hat gesagt…

ich vermute ja ein iPad ...

Cosima hat gesagt…

Der Kandidat hat 100 Punkte...;)

Thomas hat gesagt…

*juhuuuuu*