Samstag, 21. April 2012

Literatur

Wann ist Literatur gut und wann nicht? Wer entscheidet das? Und wieso wird Literatur, die von vielen gelesen wird oft als Schund betitelt und eher abfällig beäugt? Welchem Anspruch muss Literatur genügen, um in die gute Literatur aufgenommen zu werden?

Ich habe da meine eigenen Kriterien: Was ich gerne lese, was mich packt, mitreisst, was ich lesen will, weil es mir Spass macht, das ist für mich gute Literatur. Literatur ist Kunst und welchem anderen Anspruch sollte diese genügen, als zu gefallen? Natürlich hat Kunst auch immer eine Botschaft, doch was nützt die Botschaft, wenn niemand es auf sich nehmen will, sie zu erfahren, weil das Kunstwerk so daher kommt, dass man es lieber weit von sich weist? Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele denken, Kunst sei dann unglaublich wertvoll, wenn man sie nur mit grosser Mühe (oft schon Not) aufnimmt. Ich erachte das als eher masochistische Kunstsicht. Und ich sehe den Sinn hinter diesem Anspruch nicht. Nöte und Pflichten zeigen sich schon im alltäglichen Leben genug, wieso also sollte ich mich in meiner Freizeit auch noch damit plagen? Wieso sollte ich mich Dingen widmen, die mir keine Freude bringen, die mir nichts sagen, durch die ich mich nur kämpfe, weil sie einem wie auch immer gearteten Anspruch genügen? Und wer hat diesen Anspruch definiert? Und wieso sollte ich mich einem Anspruch beugen, von dem ich nicht mal weiss, woher er kommt und wie er genau aussieht? Oder sollte ich etwas verpasst haben? Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und würde mich dann gegebenenfalls auch einem neuen Kunstverständnis öffnen.

Bis dahin bleibe ich dabei: Lesen muss Spass machen und es muss mich packen. Tut ein Buch das nicht, landet es zurück im Regal. Nach wenigen Seiten. Ich bin da rigoros und unbarmherzig. Dabei interessiert mich auch nicht, wie gross der Name ist, der auf dem Umschlag prangt. Ab und an gibt es auch Bücher, die mehrere Anläufe brauchen, um wirklich gelesen zu werden. Gewisse Bücher und auch Autoren scheinen ihre Zeit zu haben. Zur richtigen Zeit gelesen, öffnen sie einem neue Welten, Welten, für die man genau zu dem Zeitpunkt bereit ist, die man genau zu dem Zeitpunkt braucht, sucht, während sie zu anderen Zeiten eben nicht passten. Auf diese Weise habe ich mich durch unzählige Bücherregale gelesen, mit Freude, mit Begeisterung, mit Hingabe. Literatur ist etwas grossartiges, das mir manche Erkenntnis brachte, manche Stunde versüsste, Emotionen weckte, besänftigte, mitleben liess, bewegte. Seit ich denken kann.

Schön in diesem Zusammenhang:

Irgendwann
braucht jedermann
ein Buch mit dem er
reden,
lachen,
weinen,
träumen
reisen
kann.

Hartmut Kulick

1 Kommentar:

Thomas hat gesagt…

Stimmt schon - Kunst muss gefallen. Doch, um Neues zu entdecken, muss man schon auch mal bereit sein, eine gewisse Mühsal auf sich zu nehmen.
Ich kenne das von der Musik: Es sind Hörgewohnheiten, die bestimmen, was uns gefällt und was und packt. Diese muss man durchbrechen, um neue Welten entdecken zu können, die dann plötzlich faszinierend und unglaublich packend sein können. Die Schönheit Bach'scher Musik erschliesst sich nun mal erst *richtig*, wenn man ein wenig über die Musik und ihre Struktur weiss.

So ähnlich dürfte es auch mit Lesegewohnheiten sein.
Knud Hamsun war so ein Fall bei mir. Ich fand ihn packend zu lesen - ungewöhnlich. Nach der Lektüre wollte ich dann wissen, *wie* zum Teufel er es geschafft hat, mich derart zu fesseln. Ähnliches gilt für den Steppenwolf und viele andere Bücher, die ich verschlungen habe, die in mir etwas bewegt haben, und die die Neugier weckten - und so zu einem vertieften Literaturverständnis führten.
Umgekehrt musste ich bei Kafka erst die Hintergründe kennen, um seine Bücher geniessen zu können. Beim ersten Lesen kamen sie mir chaotisch geschrieben vor ...

Da Du die notwendige Neugier mitbringst, sehe ich bei Dir allerdings keine Gefahr, nicht auch offen für Neues zu sein. Und einen Sinn für Qualität bringst Du auch mit ...