Samstag, 14. April 2012

Wir müssen lieben oder sterben

All I have is a voice
To undo the folded lie,
The romantic lie in the brain
Of the sensual man-in-the-street
And the lie of Authority
Whose buildings grope the sky:
There is no such thing as the State
And no one exists alone;
Hunger allows no choice
To the citizen or the police;
We must love one another or die.
(W.H.Auden)

Auf dieses Gedicht stiess ich durch ein Buch und einen Film: Thursdays with Morrie. Ein schwer kranker Soziologieprofessor, der dem Tod ins Auge sieht, lehrt seinen Studenten von früher, Mitch Albom, zu leben. Zusammen reden sie über die wichtigen Dinge im Leben, die, welche das Leben lebenswert machen. Und gerade die Dinge sind es, die uns oft Angst machen.

Über allem steht die Liebe. Was wäre ein Leben ohne Liebe - sagt auch Morrie - ich bin also nicht alleine damit. Und obwohl er - wie es aussieht - ein Mensch war, der die Liebe lebte, Liebe gab, Liebe hochhielt (wohl, weil er als Kind zu wenig davon kriegte), so sah er auch das Risiko in der Liebe - die Angst, genau das zu verlieren, was man liebt. Da erscheint einem - Mitch tut das im ersten Teil seines Lebens erfolgreich - die Flucht vor der Liebe der sicherere Weg - der schmerzfreiere. Und doch sagt Morrie im Angesicht des Todes: Was wäre dieses Leben wert, wäre da keine Liebe? Wie könnte er durchstehen, was er durchsteht, wären da nicht die Menschen, die ihn lieben, die für ihn da sind, allen voran auch seine Frau, seine Kinder? Und wo wären die, hätte er nicht sein Leben lang Freundschaften gepflegt, Liebe gelebt?

Oft rasen wir durchs Leben, denken, dies und das erledigen zu müssen, vernachlässigen dabei die, welche uns am nächsten wären, die uns wichtig wären, weil wir alles über sie stellen, all die kleinen und grossen Pflichten des Alltags, all die Aufgaben, die wir noch erledigen wollen, die Ziele, die wir glauben, erreichen zu müssen. Und sehen dabei nicht, dass wir damit auch am Leben vorbeirasen. Und dann, wenn das Leben eine Wende nimmt, es vielleicht auch schwerer wird, sind wir alleine, auf uns zurück geworfen, und suchen einen Halt, wünschen uns all die herbei, die wir vorher in sunserem Schnelldurchgang auf der Strecke liessen.

Es wäre falsch, Liebe nur zu leben, um dann, wenn man sie braucht, nicht alleine zu sein. Es ist aber gut, sich dann, wenn man denkt, der Schnellzug wäre spannender als der Umgang mit Menschen, vor Augen zu führen, was man wäre, wären da die Menschen nicht, die einen umgebenen. Der Mensch ist nicht geschaffen, alleine zu sein. Er kommt hilflos zur Welt, wird im Alter wieder hilflos - und mittendrin ist er alleine genau so hilflos - weil ihm das Wesentliche fehlt.

Das Buch hat mir die Augen iin vielerlei Hinsicht geöffnet, es hat mich nachdenklich gemacht, hat mich innehalten lassen, hat mich Entscheidungen treffen lassen. Und Zuversicht fassen. Der Film stand dem Buch in nichts nach. Wirklich sehr empfehlenswert. Auf der ganzen Linie.

Wir müssen lieben oder sterben. Und auch wenn wir lieben, müssen wir irgendwann sterben, lieben wir aber nicht, sind wir längst tot.

1 Kommentar:

Thomas hat gesagt…

Tolles Gedicht!