Montag, 31. Oktober 2011

Eine Ode an die Beständigkeit

Als ich kürzlich etwas genauer hinhörte, fand ich bei Udo Jürgens einen wunderschönen Text, der mich berührte in seiner Tiefe, in seiner Wahrheit, in seiner Sprachschönheit auch.

Als Kinder bauten wir Burgen aus Sand,
Die uns das Meer - bald wieder nahm,
Später wurden es Schlösser auf Wolken,
Sie stürzten ein - als der Sturm aufkam...

Wir lebten in Räumen aus eigenen Träumen
Und legten den Boden mit Plänen aus.
Wir wohnten zur Miete im Himmel - und lachten -
Wir bauten - unser eig'nes Kartenhaus...

So war es damals,
Setz' dich zu mir her,
Ich will dir was sagen:
Mit dir will ich mehr...

Mehr als nur vier Wände,
Mehr als Sicherheit.
Wir bauen auf das Gestern
Schon heut' die Ewigkeit!

Mehr als nur vier Wände,
an die man Bilder hängt.
Ein Haus wie deine Seele,
An die man ewig denkt...

Ein Treppenhaus, hoch wie der Regenbogen,
Ein Zimmer aus Liebe - ein Ballsaal aus Lust!
Ein ganzer Flügel aus endloser Hoffnung,
Ein verborg'nes Verlies - für Trauer und Frust...

Ein Garten voller Freunde, eine Festung aus Lachen,
Ein Himmelbett für all das, was nur uns angeht!
Ein Schloß in den Wolken, in der Sehnsucht verankert,
Dort, wo das Licht - der Sonne entsteht...

So war es damals,
Setz' dich zu mir her,
Ich will dir was sagen:
Mit dir will ich mehr...

Mehr als nur vier Wände,
an die man Bilder hängt.
Ein Haus wie deine Seele,
An die man ewig denkt...

Ein Turm aus Edelstein - ein Ort zum Glücklichsein,
Ein ganzes Paradies - das uns der Himmel ließ...

Mehr als nur vier Wände,
Mehr als Sicherheit.
Wir bauen auf das Gestern
Schon heut' die Ewigkeit!

Mehr als nur vier Wände,
an die man Bilder hängt.
Ein Haus wie deine Seele,
An die man ewig denkt...


Schön, wie er die eigenen Wünsche und Träume beschreibt, als Himmelsschlösser, sie in die Realität holt mit den Bildern an den Wänden. Schon diese sind beständiger als die Luftschlösser. Wenn er nun mit dem andern noch mehr will, dann zeugt das von einem tiefen Wunsch nach Bestand - er spricht gar von Ewigkeit.

Träumen wir nicht alle davon? Von Heimat, von Ankommen? Möchten wir nicht zuhause sein und in diesem Zuhause wissen: hier sind wir sicher, hier gehören wir hin? Dieses Zuhause hat sicher nicht nur die schönen Seiten, man könnte ihm auch Attribute wie Langeweile (Alltag), Eingeschränktheit (nicht mehr ganz frei) zuschreiben. Ab und an kommt man im Zuhause an einen Punkt, ausbrechen zu wollen, weil man denkt, das sei nicht mehr das, was man mal wollte, es gäbe noch mehr da aussen. Aber schliesslich und endlich wird uns diese Sehnsucht immer wieder einholen.

Es führt wohl kein Weg daran vorbei, sein Zuhause zu finden, zu erkennen, es zu beziehen und es sich so einzurichten, dass es für einen stimmt. Dass man ja sagen kann zu dem, was schön ist, dass man deswegen das in Kauf nimmt, was nicht ganz optimal ist, im Wissen, dass der andere Zustand ohne Zuhause noch schlimmer wäre - weil nur im Zuhause man ganz bei sich und ganz in der Ruhe ist. Alles im Leben hat immer zwei Seiten. Nur wenn man beide annimmt, ist das Leben ganz. Lehnt man Teile ab, wird man immer in einem Zerrissenheitsgefühl leben, nie wird es ganz stimmen.

Dieses Zuhause kann viele Qualitäten haben: es kann ein Ort sein, ein Mensch, ein Gegenstand, ein Gefühl, eine Tätigkeit - etwas, in dem man selber aufgeht, das das eigene Leben in einem Punkt bereichert, komplettiert.

Und während ich das schreibe, hat Udo Jürgens weiter gesungen und singt gerade über jemanden, der da ist, dessen Hand Wunden heilt, der nicht nach Sinn oder Grund fragt, sondern einfach ein Licht bringt ins Dunkel. Schön, wenn im Zuhause ein Licht brennt...

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