Samstag, 29. Oktober 2011

Es geht mir gut

Es gibt Tage, da steht man auf, mit einem bestimmten Gefühl in sich: Das wird ein guter Tag. Mir geht es gut. Der Blick nach draussen bestätigt dies noch, die Sonne scheint, im Wasser spiegeln sich die farbigen Herbstbäume, kleine Dörfchen schwingen sich pitoresk die grünen Hügel hinauf. Eine Fahrt in die Berge macht das Paradies perfekt: die Autobahn gesäumt von mit Herbstlaub behangenen Bäumen, dahinter in Schnee getauchte Berge, die sich gegen den Himmel recken, die heimischen Berge, die immer näher kommen. Bald fährt man ins Dorf, das seit Kindertagen Heimat bedeutet, fährt über den Bach, den Berg hinauf, ins nächste Dorf, das mit Fug und Recht als das Schönste der Welt bezeichnet werden kann. Nur schon die kleine Kirche am Eingang steht da wie gemalt, die Holzchalets drum herum runden das BIld ab. Ja, es ist ein guter Tag und ich fühle mich privilegiert, in einer so schönen Gegend zu leben. Ein Blick aus dem Fenster zu Hause lässt schon Bilderbuchromantik zu, ein paar Schritte vor die Tür und man steht in einer Märchenwelt.

Wieso aber sieht man das nicht immer? Wieso gibt es Tage, die grau scheinen? Wieso Tage, an denen man denkt, die Welt sei gegen einen, es ginge alles schief? Ist es nur die eigene Optik, eine Unzufriedenheit, die dann den Blick auf die negativen Dinge werfen lässt? Zieht Energie Energie an? Wenn ich mich schlecht fühle, ziehe ich das Schlechte an, fühle ich mich gut, kommt all das Gute zu mir?

Ich denke, es ist normal, dass nicht jeder Tag der Beste des Lebens sein kann. Es ist auch klar, dass es Tage gibt, die man lieber streichen würde, wo alles eher schief läuft. Trotzdem denke ich, sollte man nie vergessen, welches Privleg man im Leben hat. Nur schon in dem Land geboren zu sein, in dem wir leben, ist ein ganz grosses Privileg, von dem viele Menschen träumen würden. Der Umstand, dass ich meine Gedanken in einen Computer tippen kann, bedeutet, dass ich mir einen solchen (und dazu noch einen schönen :D) leisten konnte. Dass der Text am Schluss im Netz steht, spricht dafür, dass ich Internet habe und noch damit umgehen kann. Und etwas, das man nie vergessen darf: ich hatte das grosse Glück im Leben, eine wirklich tolle Bildung geniessen zu dürfen. Hatte die Möglichkeit, all das zu lernen, was ich lernen wollte, konnte meinen Weg durch die Schulen machen. Wie vielen Kindern ist nur schon ein Bruchteil davon versagt?

Damit möchte ich nicht dafür plädieren, fortan mit seligem Lächeln durch die Welt laufen zu müssen, weil wir ja so glücklich sind. Auch in unserer Welt gibt es Probleme, grosse Probleme - relativ grosse. Die Relation misst sich immer am gewohnten Lebensumfeld. Das macht den direkten Vergleich mit anderen Umfeldern obsolet. Aber vergessen sollte man diese nicht. Und vielleicht doch ab und an ein wenig Dankbarkeit spüren für das, was man alles hat, wenn all das drückt, was man gerade nicht hat oder vermisst.

Es geht mir gut. Ja, das tut es!

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