Dienstag, 15. Mai 2012

Leere

Nun bist du weg. Die Leere scheint erdrückend. Sie schlägt mir mit einem grossen Stein auf den Magen. Lässt die Beine schwach werden. Zu schön war die Hoffnung noch gestern. Im Nachhinein wie ein Aufbäumen vor dem Zusammenbruch. Nach der langen Abwesenheit erfülltest du den Raum wieder mit deiner Präsenz. Zeigtest deine Eigenheiten, wenn auch gedämpft, still noch, so doch erkennbar. Wie freudig das Herz, das wieder schneller schlug. Weil Licht am Ende des Tunnels schien.

Der Tag war ruhig, es ging dir besser. Man merkte, das Tal ist noch nicht durchschritten, doch konnte man schon die Umrisse des Pfades aufwärts sehen. Die Nacht kam. Du lagst neben mir. Wie eh und je. Weich und flauschig. Dann kam die Unruhe. Es plagte dich. Du warst getrieben. Die Verzweiflung griff auf mich über. Fühlte ich die deine oder war es nur die meine? Ich war hilflos. Wachte mit dir. Wachte über dich. Du solltest nicht allein sein. Dich nicht so allein fühlen, wie ich mich fühlte.

Der Morgen kam. Du blicktest mich mit grossen Augen an. Warst still. Lagst da. Dann kamst du doch. Liessest dich bei mir nieder. Ein Anflug der Vertrautheit. Oder war es nur eine Bitte? Ich sah dich an, fragte mich, was in dir vorgeht. Was du wohl spürtest? Was du wohl wolltest? Ich wusste es nicht. Wollte alles richtig machen, doch wusste nicht, was das war.

Nun bist du weg. Ich musste dich wieder da lassen. Alles voll Blut. Zum Glück hatte ich dir noch Schmerzmittel gegeben. So hast du wenigstens nicht den ganzen Schmerz gespürt. Ich spüre den deinen mit. Frage mich, woher der Stein die Kraft nimmt, mich zu erschlagen. Frage mich, ob ich richtig entschieden habe. Hätte ich dich erlösen sollen? Leidest du? Heilt die Zeit? Deine Wunden? Meine? Kommst du wieder? Bleibt die Leere. Im Moment erdrückt sie. Der Hals ist zugeschnürt. Woher die Hoffnung nehmen?


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