Mittwoch, 9. Mai 2012

Schlag eines Schmetterlingsflügels

Das Leben plätschert dahin, eines folgt dem anderen, man ist gefangen im Alltag des ewig Immergleichen, hadert hier und hadert da, regt sich auf, beruhigt sich wieder. Man denkt, das Leben sei schwer, findet überall Fallen, sieht wieder Glück. Und das Leben, das, was einfach so da ist, nimmt man als gegeben, als selbstverständlich, es funktioniert einfach - und dann... Plötzlich passiert etwas, das von einem Moment auf den andern alles verändert. Was wichtig schien, ist belanglos, was da war, nirgends mehr. Alles ist plötzlich unwichtig.

Donnerstag Nacht.. ich schlafe, tief und fest... ein Geräusch. Ich bin wach. Katerchen macht Unsinn. Ich springe auf, scheuche ihn weg, wanke zurück ins Bett, schlafe ein. Zack. Hellwach. Katerchen macht Unsinn. Ich springe auf, scheuche ihn weg, wanke ins Bett, schlafe ein. Zack. Hellwach... das passiert noch einige Male. Katerchen, mein grosser Liebling, sinkt rapide. Wäre Somer, Grillsaison - ich könnte nicht garantieren. Denke ich.

Freitag. Katerchen will gestreichelt werden. Ich arbeite. Katerchen springt am Bein hoch. Ich ignoriere ihn stoisch. Katerchen springt weiter. Ich streichel kurz, arbeite weiter. Es hat nicht gereicht. Er beisst ins Knie. Die Freude bei mir hält sich in Grenzen.

Freitag Nacht. Ich schlafe. Es scharrt. Ich wache auf. Schlafe wieder ein. Es scharrt. Ich wache auf. Das passiert noch einige Male. Der Kater, der sonst Nacht für Nacht (ausser grad jetzt) an mich gekuschelt schläft, raubt mir ein zweites Mal den Schlaf.

Samstag. Frühstück. Der Kater, der bei jedem Frühstück um meine Beine streicht, um hochgehoben zu werden, ist nicht da. Der Morgen geht voran. Der Kater schläft. Mittag. Der Kater schlät. Nachmittag. Einige vergebliche Klogänge später schläft er immer noch. Er isst nicht. Trinkt nicht. Kann nicht. Schläft. Wo ist MEIN Kater? Anruf beim Notarzt. Alarm.

Samstag Nacht. Ich sitze im Wartezimmer. Die Tränen fliessen. Ich habe nie so geweint in meinem Leben. Über Stunden. Den Katzenkäfig auf dem Schoss. Drin mein Ein und Alles. Der Kater, der mich durch 8 Jahre begleitet hat. Der nie von meiner Seite wich, wenn es schwer wurde. Der da war, wenn alle fehlten. Der spürte, wie es mir ging, bevor ich mir selber klar war. Der wusste, wer mir gut tut, wenn ich es nicht merkte. Mein Lebensretter - mein Leben.

Samstag Nacht. Er ist wieder zu Hause. Schläft. Ich wache. Über ihn. In Tränen.

Sonntag. Er schläft. Isst nicht. Trinkt nicht. Schläft. Ich weine.

Montag. Er schläft. Nächste Behandlung. Immer noch still. Immer noch Tränen. Am Abend frisst er endlich.

Montag Nacht. Wir schlafen beide.

Dienstag Morgen: neben mir schnurrt es. Er ist bei mir. An mich gekuschelt. Freude kommt auf. Erleichterung. Glück! Mein Kater ist wieder da.

Irgendwas stimmt nicht. Nächster Tierarztbesuch. Er bleibt. Ich muss gehen. Die Nieren... Da sitzt er nun und ich hier. Allein. Was haderte ich vorher? Was war so schlimm? Gab es was? Was nahm ich alles selbstverständlich? Worauf legte ich wert? Oft merkt man erst, wenn das wirklich Wertvolle in Gefahr ist, was zählt im Leben. Schön wäre es, man sähe es früher. Ich hoffe, es ist nicht zu spät. Ich hoffe, hoffe so sehr.

Sollte das irgend jemand lesen und noch ein paar gute Gedanken und Wünsche übrig haben: wir könnten sie brauchen. Was wäre mein Leben, wenn mein Leben nicht mehr heim käme?

2 Kommentare:

René B. hat gesagt…

Liebe Sandra
Du weisst das ich dir sehr nachempfinden kann, wie vermutlich alle anderen Tierliebehaber auch.
Ich wünsch dir und dem Pascha wirklich von herzen, dass er wieder gesund heim kommt und ihr noch viele Jahre gemeinsam geniessen könnt!!!!
Man schätzt und liebt sie ja auch in guten Zeiten, AUCH wenn sie nerven können, gehört dazu, aber leider ihrer noch mehr bewusst, wird man wohl in den schlechten Zeiten.
ER MUSS GESUND WERDEN UND ZU EUCH BEIDEN WIEDER, ODER EUCH DREIEN, HEIM KOMMEN!!!
Das ist mein Wunsch ans Unsiversum für Euch!
René

Cosima hat gesagt…

Ich danke dir!!