Sonntag, 27. Mai 2012

Durchgehende Pferde

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen? Wenn eine Frau einen Mann nicht kriegt, weil er eine andere will, beschuldigt sie die Frau, ihr was weggenommen zu haben und versucht fortan, sie schlecht zu machen. Kriegt ein Mann eine Frau nicht, geht er mit seinen Freunden eins trinken und denkt sich, was der andere kann, kann ich auch: das war noch nicht die Richtige.

Grimms Märchen heute, Schneewittchen aktuell. Die Thematik wird wohl nie aussterben, sie ist ewig aktuell. Woher rührt sie? Die Königin im Märchen war schön, unbestritten, der Spiegel sagte sogar, sie sei die Schönste, einfach mit einer Ausnahme. Statt sich nun zu freuen, dass man wirklich schön ist, geht man dahin und konzentriert alles auf die eine, welche noch schöner ist. Die muss weg. Es darf nicht sein, dass man selber nicht die schönste Frau ist. Und fortan dreht alles Denken nur um die Ungerechtigkeit der Welt, um die Ungerechtigkeit des Lebens und wie man diese beheben könnte. Und wenn man diesen Mechanismus genauer betrachtet, sieht man, dass man selber drauf und dran ist, sich das Leben zu vergiften. Mit Neid. Mit Missgunst. Mit negativen Gedanken. Und diese Gedanken vergiften auch einen selber. Liest man das Märchen, sieht man die Königin förmlich vor sich mit eisernem Gesicht, zusammengekniffenen Augen. Dass dies nicht wirklich Schönheit fördernd ist, liegt auf der Hand.

Doch auch im wirklichen Leben trifft man auf solche Mechanismen. Frau will einen Mann, der ist nicht interessiert. Es muss eine andere Schuld sein. Und statt zu sehen, dass da draussen noch viele, passendere Männer wären, als der, welcher schlicht nie interessiert war, stürzt man sich mit Geheul auf die andere Frau, die am eigenen Übel schuld sein muss. Frau will ihr heimzahlen, was ihr selber vermeintlich Ungerechtes wiederfuhr. Dabei werden die Fakten grossräumig umfahren, der eigene Groll, die eigenen verletzten Gefühle, der eigene Neid steuern fortan das Schiff. Ich nannte es nun nicht Schlachtschiff, das klänge etwas gar pathetisch - aber irgendwie doch passend. Meistens überleben die Sündenböcke. Sie kriegen einfach das ganze Arsenal an weiblicher Hinterlist und Subtilität zu spüren. Wäre ja gelacht, wenn man der als Persona non grata definierten Rivalin nicht das Leben etwas schwer machen könnte. Ob man sich dabei besser fühlt? Ich denke nicht. Tief drin bleibt der Stachel, den man sich selber zementiert hat. Das einfache Annehmen des Umstandes, dass man auf ein Pferd gesetzt hatte, das nicht durchs eigene Tor lief, mag schmerzhaft sein, doch die ganze Geschichte, die man darum aufbaute, haben diesen Schmerz zementiert, hat das Messer mehrmals umdrehen lassen. Hat alles anwachsen lassen. Das Pferd kam nicht nur nicht durchs eigene Tor, die eigenen Pferde galoppierten im Sauseschritt davon.

Es befreit wohl, zu denken, der andere wollte einen nicht, weil jemand Drittes so böse war und einem im Weg stand, statt zu sehen, dass man selber nicht gewollt war. Das hilft, das Selbstbild zu kitten. Dass man damit Dritten Unrecht tut, scheint das kleinere Übel. Ein Übel, das unter dem Deckmantel des vemeintlich eigenen Unrechts rechtfertigt.

2 Kommentare:

Thomas hat gesagt…

Solche Mechanismen sind Selbstschutz, denke ich. Wenn man sich selbt in einer solchen Situation hinterfragt müsste der Schluss lauten: „Ich war/bin nicht gut genug“. Es gehört schon einiges an Selbstsicherheit dazu, diese Erkenntnis zu ertragen. Was Du als männliche Art, mit einer solchen Situation umzugehen darstellst ist gesünder, indem „mann“ sich sagt, „auch andere Frauen haben schöne Töchter“. Doch dieser Ansatz hat den Nachteil, dass er die begehrte Frau nicht ernst nimmt. Schliesslich wird sie als beliebig austauschbar angenommen.

Cosima hat gesagt…

Ich wollte mit der männlichen Sicht weniger das Austauschbare ansprechenals mehr den Umstand, dass es einfach nicht gepasst hat. Damit nimmt man nicht den anderen nicht ernst, sondern gesteht beiden, sich und dem andern zu, nicht füreinander geschaffen zu sein.