Donnerstag, 12. Januar 2012

Aussenansicht



Das bin ich. Gewisse Philosophien sagen, ich sei es nicht, es sei nur meine äussere Hülle. Gewisse gehen so weit zu sagen, ich irre, wenn ich mich identifiziere mit dem Körper. Also bin ich das nicht. Wer, wenn nicht ich, ist es dann aber? Und ist das Äussere, das Sichtbare nicht doch auch irgendwie verbunden mit dem Inneren, Unsichtbaren? Die Augen seien das Tor zur Seele. Also wären ja die Augen zumindest eine Ahnung dessen, was ich bin. Und der Rest? Blosses Instrument, dass wir überhaupt auf der Erde wandeln können? Aber wenn eigentlich alles nur Seele wäre, der Körper blosse Materie, eigentlich fast schon tote Materie, da nur beseelt, nach dem körperlichen Tod unbeseelt, auf dass die Seele neue Körperlichkeit annehme: wieso überhaupt braucht es diesen Körper? Und wenn es heisst, dass eine gesunde Seele nur in einem gesunden Körper existieren kann, wieso bedarf die Seele des Körpers, der ja gar nichts mit dem Ich zu tun hat, sondern nur... Körper ist?

Der Körperkult gewisser Menschen ist sicher zuviel des Guten, trotzdem ist der Körper, unsere äussere, materielle Schicht etwas wunderbares. Wir merken das viel zu selten, da er meist einwandfrei funktioniert. Tut er das mal nicht, fällt es umso mehr auf und wir beklagen uns. Tut er es doch, fällt es uns kaum je ein, uns zu bedanken. Danke Beine, habt ihr mich den ganzen Tag getragen. Danke Hals, hast du den Kopf den ganzen Tag gestützt. Tun sie das? Ich nicht. Zumindest viel zu selten. Ab und an überkommt mich eine Dankbarkeit. Die Dankbarkeit, dass mein Körper mich an den Punkt brachte, wo ich bin, dass er alles mitmachte, auch wenn ich mal Raubbau betrieb. Er zürnte zwar, schmerzte, knackste, aber er war weiter da und trug mich durch das Leben.

Er hätte wahrlich mehr verdient als dieses stiefmütterliche Dasein. Gebe ich ihm die Ruhe, die er braucht? Die Nährstoffe, die er verdient? Die Pflege, die ihm guttut? Die Achtung, die ihm gebührt? So oder so gelobe ich Besserung. Ich möchte versuchen, das Bewusstsein zu pflegen, wie es meinem Körper geht und was er braucht. Und danach zu handeln. Bewusst. Mit mir. Denn das ist MEIN Körper. Er ist Teil von mir. Nicht ich, aber doch das, was mich zum Teil ausmacht - neben vielem anderen. Neben allem Sein.

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