Sonntag, 22. Januar 2012

Kommunikation und moderne Technologie

Wir sind vernetzt. Ständig und überall. Selbst auf dem Klo sind wir erreichbar, Handy sei dank. Sogar Mails können wir da runterladen und beantworten, können an Konferenzschaltungen teilnehmen, doppelte Sitzung quasi. Wo wir gehen und stehen - die ganze Welt ist mit uns, Facebook sei dank. Alle wissen nun, wo wir sind, was wir da machen, wir wissen, wem das alles gefällt. Die Welt wird zum Dorf, wir zu Big Brother und Big Sister. Big Family quasi. Nun wäre es müssig, sich darüber zu unterhalten, ob das nun sinnvoll ist oder überflüssig, jeder hat ein Stück weit selber in der Hand, wie weit er sich darauf einlässt. Gewisse Dinge sind aber fast unausweichlich, da sie von der Gesellschaft immer mehr gefordert werden. Kein Handy - geht nicht. Keine Mailadresse? Ein mitleidiger Blick.

Diese ständige Erreichbarkeit hat durchaus Vorteile: in Notfällen kann man schnell reagieren, man kann verabredungen unkompliziert treffen, man muss keine weiten Distanzen mehr zurücklegen, um andere zu treffen, Kommunikation wird einfacher. Denkt man. Die erleichterte Kommunikation scheint die früher bekannten Anstandsregeln ausser Kraft gesetzt zu haben - oder zumindest in Zweifel gestellt. Während die einen noch immer denken, dass Fragen nach einer Antwort verlangen, die man auch fristgerecht gibt, verlaufen andere Fragen im Nirvana, der Fragende sitzt und wartet und hat keine Ahnung, was denn nun ist, weil die Antwort ausbleibt. Der Umstand, dass man weiss, dass die Frage angekommen ist, gelesen wurde, macht dieses Warten nicht angenehmer, sondern noch fragwürdiger. Wieso kommt keine Antwort? Kein Interesse? Keine Zeit kann es nicht sein, denn ein SMS dauert max. 1 Minute - und wer keine einzige Minute frei hat - der müsste sich dringend mit seinem Zeitmanagement auseinandersetzen.

So oder so lösen diese Verzögerungen schlechte Gefühle auf - Unsicherheiten über den eigenen Stand und den des anderen. Dazu kommt die Unsicherheit, was denn nun eigentlich gefordert wäre in der neuen Kommunikation? Ob die eigenen Ansprüche zu hoch geschraubt sind? Und was man dann den eigenen Kindern noch beibringen soll? "Wenn ich dich was frage? Nein, du brauchst nicht antworten, das kannst du auch morgen noch tun..." ??? Das wäre nicht meine Welt - und sie wird es - Technologie hin oder her - nie sein. Ich mag eine Kommunikation, die gegenseitig ist und die funktioniert. Wenn jedes Mal eine Unsicherheit auftaucht, man ständig auf den anderen wartet, dann passt die Kommunikation nicht. Nicht weil einer richtig, einer falsch ist, sondern weil die beiden Modelle nicht übereinstimmen und so Unstimmigkeiten vorprogrammiert sind. Am Anfang ist es ein inneres Grollen, von dem man ablässt, wenn die Antwort da ist, es wächst weiter, zum Vorwurf: wieso antwortest du mir nie? Geht weiter hin zu: du sprichst nicht mit mir und geht hin zu einem Gefühl von Vernachlässigung, Trauer, Wut. Beim andern kommt erst Druck, das Gefühl, ich mache es nicht richtig, noch mehr Druck und am Ende Ärger, Frustration und auch Trotz. Alle Gefühle sind nicht gesund - weder für den einzelnen Menschen noch für die Beziehung der beiden.

Kommunikation ist wichtig - und dabei auch, dass zwei Menschen die selben Ansichten von derselben haben. Lässt sich kein Weg finden, der für beide passt, wird es schwer - wenn nicht unmöglich.

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